Vatikanstadt, 19 August, 2020 / 6:32 AM
Ein jeder kennt den großen Beitrag Michelangelos (1475-1564) zur katholischen Kunst. Sein berühmtestes Werk ist wahrscheinlich die Pieta, eine wundervolle Statue, die die Jungfrau Maria zeigt, wie sie den vom Kreuz abgenommenen Jesus in ihrem Schoß hält. Michelangelo hat aber auch ander biblische Personen dargestellt. Der Künstler selber freilich fand, dass sein größtes Meisterwerk die Statue des Moses war - samt der Hörner auf dem Kopf.
Natürlich ist die Reaktion vieler auf die Moses-Statue mit Hörnern erst einmal Verwunderung. Wir sind daran gewöhnt, dass nur böse Wesen, wie Dämonen, auf diese Weise dargestellt werden. Daher gibt es auch Leute, die denken, das sei ein Mangel an Respekt gegenüber einer der größten Figuren des Alten Testaments.
Sicherlich handelt es sich aber nicht um einen Mangel an Respekt oder um einen Fehler Michelangelos. Zumindest nicht ganz. Um die Hörnern an der Skulptur zu erklären, müssen wir viele Jahrhunderte vor die Geburt des Künstlers zurückgehen. Genauer gesagt ins IV. Jahrhundert.
Am Ende des vierten Jahrhunderts fertigte der heilige Kirchenvater und Kirchenlehre Hieronymus eine monumentale Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen ins Lateinische an. Die Übersetzung dauerte 40 Jahre und war so gelungen, dass sie über Jahrhunderte als die offizielle Bibel der Kirche galt. Und obwohl sie so gut war, schlich sich doch ein Fehler ein, der der Ursprung der famosen Hörner des Moses war.
Als der heilige Hieronymus Exodus 34,35 übersetzte, stieß er auf ein Wort, das aus den Buchstaben KRN (im hebräischen werden keine Vokale geschrieben) gebildet war. Dieses Wort kann als keren (glänzend, leuchtend, mit Strahlen versehen) oder als karan (Horn) interpretiert werden.
Heute übersetzen die meisten Bibel diesen Vers wie folgt: "Wenn die Israeliten das Gesicht des Mose sahen und merkten, dass die Haut seines Gesichtes Licht ausstrahlte..."
Der heilige Hieronymus aber übersetzte auf eine andere Weise: "Die Söhne Israels sahen, dass das Antlitz des Mose gehörnt war."
Interessant ist, dass zur Zeit Michelangelos dieser Übersetzungsfehler bereits korrigiert worden war, aber weil Mose aufgrund dieses Fehlers schon in vielen Bildern mit Hörnern dargestellt worden war, wählte der Künstler diese klassische Abbildung der Figur, mit der Mose bereits identifiziert wurde.
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Veröffentlicht exklusiv für CNA in deutscher Sprache mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von www.ChurchPOP.com - Wiederveröffentlichung oder andere Nutzung nur mit schriftlicher Genehmigung. Erstveröffentlichung 23.3.2017
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