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„Es ist kompliziert“: Johannes Hartl analysiert das Gottesverständnis von Jordan Peterson

Johannes Hartl

„Es ist kompliziert“ – so lautet das Fazit von Johannes Hartl, dem Leiter des Gebetshauses Augsburg, zum neuen Buch „We Who Wrestle with God“ aus der Feder von Jordan Peterson, dem bekannten kanadischen Psychologen. In seinem Buch befasst sich Peterson – der sich selbst nicht als Christ bezeichnet – mit Gott und religiösen Themen.

Hartl sieht Gefahren in der Herangehensweise von Peterson, alles auf Symbole und Archetypen zu reduzieren: „Er sieht in der Bibel eine durchgehende Symbolsprache. Dann kann man fragen, ob das wirklich so eindeutig ist. Die Bibel ist ja auch so vielfältig in ihren verschiedenen Büchern. Wenn du sagen kannst, diese Stimme in uns oder das Dunkle in uns, dem wir begegnen, das wäre das Gleiche wie der göttliche Logos, dann kannst du auch sagen, da ist gar nichts Göttliches dran. Er wird auch manchmal gefragt: Sind das jetzt einfach evolutionäre oder innerpsychische Prozesse oder ist da wirklich Gott am Werk? Er hält sich da sehr bedeckt.“

Petersons Ansatz könne die Diversität und die Vielstimmigkeit der Bibel ausblenden, so Hartl. Es bestehe die Gefahr, alles zu einer einheitlichen Lesart zu formen, die Widersprüche und historische Tiefe vernachlässige. Zudem, so Hartl, werde Peterson oft vorgeworfen, kein Theologe zu sein. Er lasse die biblischen Urtexte selbst nur selten sprechen und lese sie primär durch die Brille seiner psychologischen Überzeugungen.

Peterson polarisiert Millionen – sowohl mit seinen gesellschaftspolitischen Ansichten als auch mit seiner Interpretation religiöser Themen. Er ist weder Katholik noch bekennender Christ, sondern jemand, der mit dem Glauben ringt. Dennoch zeigt der Psychologe Wertschätzung für den katholischen Glauben, insbesondere nach dem Wunder, das seine Frau von einer unheilbaren Krankheit geheilt hat, wie CNA Deutsch berichtete. Zugleich kritisiert er das Zweite Vatikanische Konzil als zu oberflächlich.

„Für die einen ist er einer der wichtigsten Public Intellectuals der Gegenwart, für die anderen ein gefährlicher Vordenker der neuen Rechten“, kommentierte Hartl.

Petersons Versuch, die Bibel als Symbolsystem zu verstehen, das die westliche Kultur mitgeprägt habe, sei dennoch spannend, so Hartl. Peterson betone, dass der westliche Fortschritt – von Wissenschaft bis zu rechtlichen Werten – von biblischen Symbolen beeinflusst sei.

„Peterson macht das eben als Psychologe, der von Carl Gustav Jung geprägt ist. Er nimmt die Bibel ernst und er geht davon aus, dass sie Wahrheiten enthält, aber er versucht, das streng rational zu tun, und das finde ich erst einmal etwas Angenehmes. […] Seine Vorstellung ist: Im Leben von jedem Menschen gibt es eine Wertehierarchie und etwas Höchstes, nachdem er sich ausrichtet. Dieses Höchste, das bezeichnet er als Gott“, erklärte Hartl.

Er halte religiöse Konzepte für relevant, unabhängig davon, ob jemand daran glaube oder nicht. So könne selbst die Idee, dass der Mensch als Abbild Gottes erschaffen sei, unsere ethischen Überzeugungen beeinflussen. Hartl hob hervor, dass Peterson hier eine wichtige Diskussion anstoße: „Die symbolische Ebene der Bibel ist für ihn entscheidend, aber sie allein greift zu kurz.“

Peterson sei hier stark von der Archetypenlehre Carl Gustav Jungs geprägt, so der Gründer des Gebetshauses. Carl Gustav Jung, ein bedeutender Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker, prägte im 20. Jahrhundert die Tiefenpsychologie mit Konzepten wie dem kollektiven Unbewussten und den Archetypen.

Obwohl er sich nicht als gläubiger Katholik verstand, schätzte Jung viele Aspekte des Katholizismus und erkannte in katholischen Symbolen, Ritualen und Traditionen einen großen Wert für die psychische Gesundheit. Besonders die sakramentale Ehe sah er als überlegenes Konzept, da sie nach seiner Ansicht tief in archetypische Strukturen eingebettet war. Gleichzeitig kritisierte Jung, dass der Glaube für viele Menschen zu einer rein intellektuellen Überzeugung ohne emotionale Tiefe verkommen sei.

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