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Papst Franziskus fordert Studium der Kirchengeschichte frei von Ideologien

Papst Franziskus

Papst Franziskus will eine Erneuerung des Studiums der Kirchengeschichte fördern. In einem Schreiben, das sich vor allem an Priesteramtskandidaten richtet, unterstrich der Pontifex die Bedeutung der Kirchengeschichte für ein besseres Verständnis der Wirklichkeit.

Zu Beginn des Schreibens, das am Donnerstag im Presseamt des Vatikans vorgestellt wurde, verwies Franziskus auf die Notwendigkeit, in der Gemeinschaft eine „echte historische Sensibilität“ zu fördern, die auch die „historische Dimension des Menschen selbst“ einschließt.

„Niemand kann wirklich wissen, wer er ist und was er morgen sein will, wenn er nicht das Band pflegt, das ihn mit den Generationen vor ihm verbindet“, betonte er. Außerdem wies er darauf hin, dass jeder Mensch, nicht nur die Priesteramtskandidaten, diese Erneuerung braucht.

„Die Kirche lieben, wie sie ist“

In diesem Zusammenhang erklärte Franziskus, man müsse die „engelhafte“ Vorstellung von der Kirche aufgeben und ihre „Makel und Falten“ annehmen, um sie so zu lieben, wie sie ist.

Papst Franziskus lud also dazu ein, die wirkliche Kirche zu sehen, „um die zu lieben, die wirklich existiert“, eine Kirche, „die aus ihren Fehlern und ihren Stürzen gelernt hat und weiter lernt“.

Es gehe darum, so der Pontifex, „diesen schrecklichen Ansatz zu korrigieren, der uns die Realität nur auf der Grundlage einer triumphalistischen Verteidigung der eigenen Funktion oder Rolle verstehen lässt“.

Papst warnt vor Gefahren einer ideologischen Lesart der Geschichte

Papst Franziskus kritisierte die Manipulation der Geschichte durch Ideologien, die unter verschiedenen „Farben“ all das zerstören, „was anders ist“, um sich ohne Widerstand fortzusetzen. Diese Verzerrung, so warnte er, führe dazu, dass junge Menschen die Geschichte verachten und alles, was ihnen vorausgegangen ist, ignorieren.

Für den Papst führt dies auch dazu, dass sie „falsche Probleme“ aufwerfen und „unangemessene Lösungen“ suchen, insbesondere in einer Zeit, die durch die Tendenz gekennzeichnet ist, auf ein Gedächtnis zu verzichten oder ein solches zu konstruieren, „das den Bedürfnissen der herrschenden Ideologien entspricht“.

Er wies nachdrücklich auf die Gefahr von „ideologischen Deformationen“ hin und sprach von „sorgfältig und heimlich vorgefertigten Geschichten, die der Konstruktion von ad-hoc-Narrativen, Identitätsnarrativen und Ausschlussnarrativen dienen“.

Aus diesem Grund erklärte er, dass man sich „der Vergangenheit nicht mit einer schnellen, von ihren Konsequenzen losgelösten Interpretation nähern kann“ und dass die Wirklichkeit „niemals etwas Einfaches ist, das sich auf naive und gefährliche Vereinfachungen reduzieren lässt“.

Papst Franziskus warnte vor jenen, die sich für „perfekte Götter“ halten, die einen Teil der Geschichte unterdrücken wollen, und bat seine Leser, Urteile zu vermeiden, die von den Medien oder den sozialen Netzwerken geschaffen werden, wo „wir immer dem irrationalen Impuls des Zorns oder der Emotion ausgesetzt sind“.

Angesichts dessen lobte er die wesentliche und entscheidende Rolle der Historiker, die „eines der Gegenmittel gegen dieses tödliche Regime des Hasses, das auf Unwissenheit und Vorurteilen beruht“, darstellen können.

Menschliche Schwächen und Ausbreitung des Evangeliums

Der Papst ging auch auf die menschliche Schwäche derer ein, denen „das Evangelium anvertraut ist“, und forderte die Menschen auf, sich dieser Schwächen bewusst zu sein und sie „mit aller Kraft zu bekämpfen“, damit sie der Verbreitung des Evangeliums nicht schaden.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Er rief außerdem dazu auf, die „historischen Tatsachen, die uns beschämen, Menschen zu sein“, wie die Kriege, die im Laufe der Geschichte stattgefunden haben, im Gedächtnis zu behalten, denn, so versicherte er, „wir kommen nie voran ohne ein Gedächtnis, das ‚ganzheitlich und leuchtend‘ ist“.

Papst Franziskus bekräftigte, dass „Vergebung nicht Vergessen bedeutet“ und ermutigte dazu, „ein bußfertiges Gedächtnis zu pflegen, das in der Lage ist, die Vergangenheit anzunehmen, um die Zukunft von den eigenen Unzufriedenheiten, Verwirrungen oder Projektionen zu befreien“.

Er bat auch darum, eine „rein chronologische Herangehensweise“ an die Geschichte der Kirche zu vermeiden, die „als Teil der Theologie gelehrt wird und nicht von der Geschichte der Gesellschaft abgekoppelt werden kann“.

Papst ruft zu Vermeidung von Internetplagiaten auf

Der Pontifex wies darauf hin, dass es „an Werkzeugen“ fehle, um die Quellen ohne „ideologische Filter“ zu lesen, und betonte, dass die Kirchengeschichte dazu beitragen kann, „die ganze Erfahrung des Martyriums wiederzuerlangen“. Diese „kostbare Erinnerung“ dürfe „niemals verloren gehen“.

Gerade dort, „wo die Kirche in den Augen der Welt nicht triumphiert hat“, fuhr Papst Franziskus in seinem Schreiben fort, „hat sie ihre größte Schönheit erlangt“.

Abschließend bat er die Priesteramtskandidaten, „Geschwätz“ und oberflächliche Lektüre zu vermeiden, ebenso wie das „Ausschneiden und Einfügen“ von Zusammenfassungen aus dem Internet. „Das Studium dient dazu, Fragen zu stellen, sich nicht von Banalitäten betäuben zu lassen und nach dem Sinn des Lebens zu suchen“, schloss Papst Franziskus.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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