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Papst Franziskus: Unbefleckte Empfängnis ist „kein Mythos, keine abstrakte Lehre“

Papst Franziskus

Am Sonntagmorgen hat Papst Franziskus mit den 21 neuen Kardinälen, die er am Vortag kreiert hatte, im Petersdom eine Messe gefeiert. Neben dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Muttergottes, das traditionell auf den 8. Dezember fällt, feiert die Kirche auch den Zweiten Advent. Aus diesem Grund wird das Marienfest vielerorts erst am Montag begangen.

Die neuen Kardinäle seien „Brüder, die ich gebeten habe, mich in meinem Dienst als Hirte der Weltkirche zu unterstützen. Sie kommen aus vielen Teilen der Welt als Träger einer einzigen, vielgestaltigen Weisheit, um zum Wachstum und zur Ausbreitung des Reiches Gottes beizutragen. Vertrauen wir sie in besonderer Weise der Fürbitte der Mutter des Erlösers an.“

In seiner Predigt lud Papst Franziskus dazu ein, die Schönheit der Muttergottes „im Licht des Wortes Gottes unter drei Aspekten von Marias Leben zu betrachten, die sie uns nahe und vertraut werden lassen: denen der Tochter, der Braut und der Mutter“.

Zwar sei in der Heiligen Schrift nicht von der Kindheit Mariens die Rede, aber das Evangelium stelle sie, „als sie den Schauplatz der Geschichte betritt, als ein junges Mädchen vor, reich an Glauben, demütig und einfach. Sie ist die ‚Jungfrau‘, in deren Blick sich die Liebe des Vaters widerspiegelt und in deren reinem Herzen die Heiligkeit die Färbung und den Wohlgeruch der Selbstlosigkeit und der Dankbarkeit annimmt.“

„Hier erscheint uns die Gottesmutter schön wie eine Blume, die unbemerkt gewachsen und schließlich bereit ist, in der Selbsthingabe zur Blüte zu kommen“, erläuterte der Pontifex, der sogleich auf den zweiten Aspekt – Braut – zu sprechen kam.

Maria sei diejenige, „die Gott als Mitwirkende an seinem Heilsplan erwählt hat. Und sie antwortet mit ‚Ja‘, indem sie sagt: ‚Siehe, ich bin die Magd des Herrn.‘ ‚Magd‘ nicht im Sinne von ‚versklavt‘ und ‚erniedrigt‘, sondern als eine ‚vertraute‘, ‚geschätzte‘ Person, der der Herr die teuersten Schätze und die wichtigsten Aufgaben anvertraut. Ihre Schönheit, die so vielgestaltig ist wie die eines Diamanten, offenbart dann ein neues Gesicht: das der Treue, Ergebenheit und Fürsorge, die die gegenseitige Liebe von Eheleuten kennzeichnen.“

Schließlich sei Maria auch Mutter: „In allen Situationen seines Lebens ist sie stets an der Seite ihres Sohnes: fürsorglich nah und demütig verborgen, wie in Kana, wo sie für die Brautleute Fürsprache einlegt, oder in Kafarnaum, wo sie dafür gelobt wird, dass sie auf das Wort Gottes hört, oder schließlich am Fuße des Kreuzes, wo Jesus selbst sie uns zur Mutter gibt. Hier ist die Unbefleckte Jungfrau schön in ihrer Fruchtbarkeit, also darin, dass sie zu sterben weiß, um Leben zu schenken, darin, dass sie sich selbstvergessen um die kümmert, die sich klein und schutzlos an sie klammern.“

Vor dem Hintergrund dieser drei Aspekte der Schönheit Mariens bestehe allerdings „die Gefahr, dass man denkt, es ginge um eine ferne, zu hohe, unerreichbare Schönheit“, sagte Franziskus, um dann zu betonen: „Dem ist nicht so. In der Tat erhalten auch wir sie in der Taufe als Geschenk, wenn wir von der Sünde befreit und zu Kindern Gottes werden. Und damit sind wir dazu berufen, sie wie die Jungfrau mit kindlicher, bräutlicher und mütterlicher Liebe zu pflegen, dankbar im Empfangen und großzügig im Geben, als Männer und Frauen des ‚Danke‘ und des ‚Ja‘.“

„Die Unbefleckte Empfängnis ist also kein Mythos, keine abstrakte Lehre oder ein unmögliches Ideal“, unterstrich der Papst. „Sie ist der Entwurf eines schönen und konkreten Projekts, das voll verwirklichte Modell unseres Menschseins, durch das wir alle dank der Gnade Gottes dazu beitragen können, unsere Welt zum Besseren zu verändern.“

Im Gegensatz dazu gelte: „Wer die Ablehnung jeglicher stabiler und dauerhafter Bindung als Errungenschaft feiert, schenkt in Wahrheit keine Freiheit. Wer Vätern und Müttern den Respekt verweigert, wer keine Kinder will, wer die anderen als Objekt oder als Störung betrachtet, wer Teilen als Verlust und Solidarität als Verarmung ansieht, bringt weder Freude noch Zukunft. Was nützt das Geld auf der Bank, der Komfort in der Wohnung, die unechten ‚Kontakte‘ in der virtuellen Welt, wenn doch die Herzen kalt, leer und verschlossen bleiben? Was nützt das starke finanzielle Wachstum der wohlhabenden Länder, wenn dann die halbe Welt an Hunger und Kriegen stirbt und die anderen gleichgültig zusehen? Was nützt es, um die Welt zu reisen, wenn jede Begegnung auf die Emotion eines Augenblicks reduziert wird, auf ein Foto, an das sich in ein paar Tagen oder Monaten niemand mehr erinnert?“

„Brüder und Schwestern, heute blicken wir auf Maria, die unbefleckt Empfangene, und wir bitten sie, dass ihr liebevolles Herz uns gewinnt, dass sie uns bekehrt und uns zu einer Gemeinschaft macht, in der Kindschaft, Bräutlichkeit und Mutterschaft Lebensrichtschnur und -kriterium sind: in der die Familien zusammenkommen, die Eheleute alles teilen, Väter und Mütter ihren Kindern wirklich nahe sind“, schloss Papst Franziskus.

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