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Was sich deutsche Pilger von Fatima erwarten

Zwei Tage vor der Heiligsprechung: Regenbogen über dem Heiligtum von Fatima am 11. Mai 2017.
Der "Pilger-Pfarrer" Norbert Abeler im Gespräch mit Julia Wächter.
Panorama: Ruhe vor dem (Gebets-)Sturm in Fatima am frühen Morgen des 11. Mai 2017.

Pfarrer Norbert Abeler ist Pilgerseelsorger im Heiligtum von Fatima. Kurz vor der Hundertjahrfeier mit Papst Franziskus und der Heiligsprechung der beiden Seherkinder Jacinta und Francisco Marto spricht er über seine Erwartungen, tiefgreifende Begegnungen in Fatima und seine ganz besondere Einladung an alle Pilger. 

Was genau ist Ihre Aufgabe in Fatima?

Eine meiner Aufgaben ist es, deutsche Pilgergruppen zu begrüßen, wir feiern die Messe gemeinsam. Das Wichtigste aber ist, dass ich im Beichtstuhl zur Verfügung bin. Fatima ist ein Ort der Bekehrung, der Umkehr und der Beichte. Fünf Stunden am Tag sitze ich immer im Beichtstuhl. Und es kommen viele Deutsche. Mir ist es auch ein großes Anliegen, zur Beichte einzuladen, weil ich die Erfahrung gemacht habe, wenn nicht ausdrücklich eingeladen wird, kommen die Leute nicht. Keiner geht gerne beichten, doch dann muss man ihm das Beichten anbieten. Ich denke daran, wie Papst Franziskus im vergangenen Jahr in Rom bei der Wallfahrt der Priester uns auf den Weg gegeben hat: "Ihr Priester, ihr müsst es den Leuten leicht machen" – das war sein wichtigster Satz. Und darum bemühe ich mich hier, es den Menschen leicht zu machen, zu spüren, dass dieser Ort ein Ort der Gnade ist, an dem man sehr, sehr viel von der Liebe und der Barmherzigkeit Gottes erfahren kann.

Gibt es eine Begegnung, ein Ereignis in Fatima, das Sie besonders bewegt hat?

Eine junge Frau hatte sich entschlossen, den Weg zur Erscheinungskapelle von Fatima auf Knien zu verrichten. Kinder rutschten auf Knien an ihr vorbei. Und sie staunte schon und dann merkte sie, dass diese Kinder von Erwachsenen angesprochen werden, die sagten: "Das dürft ihr nicht, Jesus will das nicht." Es waren vier Kinder, ein Junge, elf Jahre, drei Mädchen, neun, sieben und sechs Jahre alt. Eins von den Mädchen hatte schon aufgeschürfte Knie. Dürfen Erwachsene da den Kindern sagen: "So etwas darfst du nicht machen?" Die Pilgerin hat dann die Kinder angesprochen, woraufhin der Junge sagte: "Aber ich mach das doch für Jesus und der hat doch viel mehr gelitten." Und dann hat sie den Weg mit den vier Kindern zu Ende absolviert, hat ihre eigenen Knieschoner abgegeben an das Kind mit den aufgeschürften Knien. Gemeinsam haben sie das zu Ende gebracht. Ich denke schon, es ist ein Weg, Christus nahezukommen. Wenn ich jemanden liebe, dann will ich ihm nahekommen, dann bin ich an dem, was sein Leben ausmacht, interessiert. Und wenn ich weiß, dass diese Person gelitten hat, dann habe ich Mitleid. Sich bewusst zu machen, was Jesus ausgehalten hat und die eigenen Unannehmlichkeiten und Schmerzen einmal zu ertragen, ist ein Weg ihm nahezukommen.

Sie kommen mit vielen Pilgern ins Gespräch. Was erwarten sich die Deutschen in diesen Tagen in Fatima?

Die Begegnung mit dem Papst auf jeden Fall. Das ist sicherlich ein absoluter Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres. Dazu kommt das, was unsere jüdisch-christliche Tradition prägt:  Wir feiern Ereignisse der Vergangenheit, die wir in die Gegenwart hereinholen, weil es eine bleibende Bedeutung hat. Das bezieht sich sicherlich einmal auf Tod und Auferstehung Christi, was wir in jeder Messe feiern. Und die Marienerscheinungen, die vor 100 Jahren hier in Fatima stattgefunden haben, auch die holen wir in die Gegenwart hinein, weil sie eine bleibende Bedeutung haben. Die Botschaft der Muttergottes von 1917 ist bis heute absolut aktuell und für die Kirche eine ganz große Chance, einen Weg in die Zukunft hinein zu finden.

Was wünschen Sie sich persönlich für die kommenden Tage?

Ich hoffe, dass es mir gelingt, mich aus der allgemeinen Hektik etwas herauszuhalten. Alle sind unter Anspannung und wollen natürlich, dass alles gelingt. Und da denke ich mir manchmal: "Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen. Maria, du hast das Bessere erwählt."

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