Vatikanstadt, 25 April, 2025 / 7:00 AM
Oft übersehen, aber neben den deutschen und Schweizer Kardinälen ebenfalls zu den Papstwählern im deutschsprachigen Raum zählt Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, der Erzbischof von Luxemburg.
2020 sagte Hollerich mit Blick auf den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland: „Ich habe sehr großen Respekt, dass man sich traut, sehr große Fragen zu stellen; die müssen auch gestellt werden.“
Als wichtigste Frage identifizierte der Kardinal die Rolle der Frau. „Ich sage nicht, dass sie Priesterinnen werden müssen; das weiß ich ganz einfach nicht“, so Hollerich. „Aber ich bin dafür offen. Klar ist jedoch, die jetzige Situation reicht nicht. Man muss sehen und merken, dass Frauen Mitspracherecht in der Kirche haben.“
Gefragt, ob Homosexualität sündhaft sei, sagte der Kardinal 2022: „Ich glaube, dass das falsch ist. Ich glaube aber auch, dass wir hier in der Lehre weiterdenken.“ Das „soziologisch-wissenschaftliche Fundament“ der überlieferten Lehre der Kirche stimme nicht mehr.
„Was man früher verurteilte, war Sodomie“, führte Hollerich aus. „Man dachte damals, in den Spermien des Mannes ist das ganze Kind erhalten. Und das hat man einfach auf homosexuelle Männer übertragen. Es gibt aber gar keine Homosexualität im Neuen Testament. Da ist nur von homosexuellen Handlungen die Rede, was teilweise heidnische Kulthandlungen waren. Das war natürlich verboten. Ich glaube, hier wird es Zeit, dass wir eine Grundrevision der Lehre machen.“
Noch im ersten Jahr der Corona-Krise prognostizierte der jesuitische Kardinal eine Abnahme bei der Zahl der praktizierenden Katholiken. Viele bloß „kulturelle Katholiken“ würden auch nach der Pandemie nicht mehr zur Messe gehen, nachdem sie über Monate ohne den sonntäglichen Gottesdienstbesuch ausgekommen seien. Dies gelte auch für andere Bereiche des kirchlichen Lebens.
In einem Vortrag im Aachener Dom stellte er Anfang 2025 fest, dass der Glaube in säkularisierten Gesellschaften im Leben vieler Menschen keine Rolle mehr spielt. Laut Hollerich praktiziere im Süden Luxemburgs nur noch ein Prozent der Kirchenmitglieder den Glauben: „Je wohlhabender, desto weniger!“
Als Reaktion auf die Krise hätten sich in der Kirche zwei Hauptrichtungen gebildet: Die einen wollten zurück in die Vergangenheit, die anderen die Tore weit öffnen. Er plädiere für den Mittelweg und das Ringen um gemeinsame Positionen. „Wir dürfen nicht in die Vergangenheit schauen, sondern müssen zukunftsträchtig bleiben, das sind wir den Menschen schuldig!“
In der Frage der Frauenweihe warnte Hollerich 2024 vor übertriebener Ungeduld. „Wenn man zu groß angreift, wird man nicht viel erreichen“, betonte er in einem Interview. „Man muss behutsam sein, einen Schritt nach dem anderen machen, und dann kann man vielleicht sehr weit gehen.“
Die Frauenfrage müsse erst ausführlich diskutiert werden, sonst bestehe die Gefahr, dass sie als etwas gesehen werde, das „von liberalen Katholiken durchgeboxt werden will“.
Bedeutsam ist Hollerichs Hinweis, dass das verbindliche Verbot der Frauenordination durch Papst Johannes Paul II. keine unfehlbare Lehrentscheidung sei. „Es kann geändert werden. Es braucht Argumente und Zeit“, sagte der Kardinal 2024.
Zu anderen kontroversen Themen äußerte Hollerich sich Anfang 2023 ebenfalls. Er betonte, man müsse Menschen annehmen, ohne über sie zu urteilen, seien es zivil geschiedene und wiederverheiratete Personen oder auch Menschen mit homosexuellen Neigungen. „Ausschließungen verstehen die Leute heute als unchristlich“, so der Kardinal.
Differenziert äußerte sich der Kardinal zur schwindenden Einflussnahme des Christentums auf die Politik, wie CNA Deutsch 2024 berichtete. „Heute haben wir Politiker. Politiker haben keine Überzeugungen: Sie lesen Umfragen und passen das, was sie denken, daran an. Das ist ein riesiger Fehler, den ich sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene sehe“, erklärte Hollerich.
Biografische Details zu Jean-Claude Hollerich
Hollerich wurde 1958 geboren und trat 1981 den Jesuiten bei. 1990 empfing er die Priesterweihe. Lizentiate erwarb er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine feierliche Profess legte Hollerich erst 2002 in Tokio ab, wo er auch lange gelebt hatte. Er ist offiziell Mitglied der japanischen Jesuitenprovinz.
Papst Benedikt XVI. ernannte Hollerich 2011 zum Erzbischof von Luxemburg. 2019 machte Papst Franziskus ihn zum Kardinal. Als Generalrelator der von Franziskus – wie Hollerich ein Jesuit – einberufenen mehrjährigen Weltsynode zur Synodalität spielte er eine Schlüsselrolle.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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