Früherer Abt von Einsiedeln, Martin Werlen: Kirche ist „riesige Baustelle“ nach Franziskus

Abt Martin Werlen OSB Abt Martin Werlen OSB

Der frühere Abt von Einsiedeln und heutige Leiter der Propstei St. Gerold, Martin Werlen OSB, sieht in der Kirche eine von Papst Franziskus hinterlassene „riesige Baustelle“, wie aus einem Interview mit kath.ch hervorgeht.

„Papst Franziskus habe ich nie persönlich getroffen, aber auf verschiedene Weisen erlebt: Mehrmals bei Generalaudienzen auf dem Petersplatz und in der Audienzhalle, dort hat mich seine starke und authentische Präsenz beeindruckt“, berichtete Werlen.

Der 1962 in Obergesteln im Schweizer Kanton Wallis geborene Benediktiner, der von 2001 bis 2013 als 58. Abt des Klosters Einsiedeln wirkte, leitet seit August 2020 die zum Kloster gehörende Propstei St. Gerold in Vorarlberg.

Besonders bekannt wurde der Mönch durch seine monatlichen „E-Mails an den Papst“, die er als Herausgeber der Zeitschrift „Gemeinsam Glauben. Mit dem Papst“ veröffentlicht. Seine jüngste E-Mail an den Papst trägt den vielsagenden Betreff „Addio“ – Abschied.

Als sein wichtigstes Vermächtnis sah Werlen, dass Franziskus die Kirche als „riesige Baustelle“ hinterlässt. „Papst Franziskus hinterlässt die Kirche als riesige Baustelle, damit wir miteinander daran weiterarbeiten. Das ist Synodalität“, erläuterte der Mönch. Werlen betrachtet diesen Ansatz als große Errungenschaft: „Es ist wohl das Größte, das Papst Franziskus gelungen ist: Wir haben uns verabschiedet vom Haus voll Glorie und dürfen die Kirche als Baustelle betrachten.“

Die Baustellen-Metapher sieht Werlen auch in direktem Bezug zur Heiligen Schrift: „Das ist übrigens das häufigste Bild, das der heilige Paulus für die Gemeinschaft der Getauften braucht.“ Auf einer Baustelle komme es darauf an, sich der Realität zu stellen – „ob es gefällt oder nicht“.

Auf die Frage, wie die jesuitische Herkunft des Papstes sein Wirken beeinflusst habe, antwortete Werlen: „Die jesuitische Spiritualität hat ihn meines Erachtens sehr geprägt. Das gehört wesentlich zu seiner Persönlichkeit. Es wäre nicht gut, wenn die persönlichen Erfahrungen bei einem Amtsträger verschwinden würden. Die Person würde kaum als authentisch wahrgenommen, sondern als unpersönlich und als Verwalter von Gesetzen.“

Werlen erinnerte an ein besonders bewegendes Erlebnis mit dem Papst – wenn auch aus der Distanz: Ein Junge, der sich nicht traute, bei einem Besuch des Papstes in einer römischen Pfarrei seine Frage zu stellen, sei von Franziskus aufgefordert worden, zu ihm zu kommen und ihm die Frage ins Ohr zu flüstern. Der Junge wollte wissen, ob sein verstorbener Vater als Atheist im Himmel sei. Werlen kommentierte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus anders geantwortet hätte.“

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