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"Wir lassen uns nicht vom Islamischen Staat einschüchtern" – Kardinal Parolin

Kardinal Pietro Parolin am 6. Januar 2015.

Der Vatikan werde sich nicht von Angst "lähmen" lassen, auch wenn der kleine Staat die Zielscheibe der Terroristen des Islamischen Staats (IS) sei. Das sagte der "Aussenminister" des Heiligen Stuhls, Staatsekretär Kardinal Pietro Parolin, vor dem Hintergrund verschärfter Sicherheitsmaßnahmen rund um die wichtigsten Stätten der katholischen Kirche im Herzen Roms.  Er fordert eine Mobilmachung gegen den Islamischen Staat, an der sich normale Muslime ebenso beteiligen sollen wie am Jahr der Barmherzigkeit der katholischen Kirche.

In einem Interview mit der französischen katholischen Zeitung "La Croix" sagte Kardinal Parolin, was in Frankreich geschehen sei, mache noch einmal klar, dass niemand sich vor dem Terrorismus sicher wähnen könne. "Wir sind dazu in der Lage, die Sicherheitsmaßnahmen im Vatikan und seiner Umgebung zu verschärfen. Aber wir lassen uns nicht von der Angst lähmen", so Parolin wörtlich.

Der Islamische Staat hat wiederholt nicht nur Krieg gegen Frankreich und andere westliche Länder erklärt, sondern spricht systematisch von "Kreuzfahrern", die vernichtet werden würden, und dass Rom fallen werde. Ein Propaganda-Magazin des IS hatte vor kurzem auf dem Titel eine Montage abgebildet, in der auf dem Obelisk auf dem Petersplatz die Fahne des radikal-islamischen Terror-Staats weht. 

Bereits im August 2014 hatte Papst Franziskus auf dem Rückflug seines Korea-Besuchs gesagt, dass es legitim sei, den "ungerechten Aggressor" im Irak zu stoppen. Auf die Frage von Alan Holdren, Leiter des Vatikan-Büros von CNA/EWTN News, hatte der Papst wörtlich gesagt: "Ich betone das Verb 'stoppen'. Ich sage nicht 'bombardieren' oder 'Krieg führen'".

Darauf angesprochen, sagte Kardinal Parolin gegenüber "La Croix", dass dies nichts Neues sei. Der Papst habe den Katechismus der Katholischen Kirche zitiert.

Der Katechismus, 1992 vom heiligen Papst Johannes Paul II. promulgiert, fasst in den Abschnitten 2308-2317 die Lehre zu diesem Thema zusammen. Der Paragraph 2309 betont, dass es "einem Volk gestattet ist, sich in Notwehr militärisch zu verteidigen"; aber nur, wenn klare Bedigungen bestehen und eingehalten werden: 

- Der Schaden, der der Nation oder der Völkergemeinschaft durch den Angreifer zugefügt wird, muß sicher feststehen, schwerwiegend und von Dauer sein.

- Alle anderen Mittel, dem Schaden ein Ende zu machen, müssen sich als undurchführbar oder wirkungsloserwiesen haben.

- Es muß ernsthafte Aussicht auf Erfolg bestehen.

- Der Gebrauch von Waffen darf nicht Schäden und Wirren mit sich bringen, die schlimmer sind als das zubeseitigende Übel. Beim Urteil darüber, ob diese Bedingung erfüllt ist, ist sorgfältig auf die gewaltigeZerstörungskraft der modernen Waffen zu achten.

Dies sind die herkömmlichen Elemente, die in der sogenannten Lehre vom „gerechten Krieg" angeführt werden.

Die Beurteilung, ob alle diese Voraussetzungen für die sittliche Erlaubtheit eines Verteidigungskrieges vorliegen,kommt dem klugen Ermessen derer zu, die mit der Wahrung des Gemeinwohls betraut sind.

Wie Kardinal Parolin betonte, sei der Terror-Angriff auf Paris durch nichts zu rechtfertigen, und eine weltweite Mobilisierung sei notwendig. "Eine Mobilisierung aller Möglichkeiten der Sicherheit, von Polizeikräften und von Informationsgewinnung, um dieses Übel des Terrorismus auszurotten". Aber auch spiritueller Beistand müsse mobilisiert werden, betonte der Kardinal.

Bereits am 29. Oktober hatte der Staatsekretär gegenüber CNA gesagt, er glaube, dass es kaum möglich sei, mit Fundamentalisten wie Islamisten Dialog zu führen. Papst Franziskus hat öffentlich betont, wie wichtig die Bereitschaft zum Dialog sei, um diesen auch führen zu können.

Gemeinsam Hass überwinden, statt Rache-Akte zu begehen

Parolin betonte: Wichtig sei auch, dass sich normale Muslime beteiligten und in die Gemeinschaft einbezogen würden. Auch sie müssten Teil der Lösung des Terrorismus sein. "Rachegefühle" seien normal nach Angriffen wie dem auf Paris. "Aber diesem Drang müssen wir widerstehen", so Kardinal Parolin.

Der Papst wolle mit dem Jahr der Barmherzigkeit helfen, den Hass zu überwinden. "Dieses Anliegen ist nach den Angriffen ein verstärktes. Wir empfangen die Gnade Gottes um diese Haltung gegenüber anderen einzunehmen", so Parolin gegenüber "La Croix".

Der muslimische Name für Gott, "der Barmherzige", sei der "schönste Name", den diese ihm gegeben hätten. Hoffentlich, so Parolin, würden sich Muslime am Jahr der Barmherzigkeit beteiligen, so wie es der ausdrückliche Wunsch des Papstes sei.  

 

 

 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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