Vilnius, 09 Dezember, 2025 / 11:00 AM
Erzbischof Georg Gänswein hat in einem Interview mit dem katholischen Fernsehsender K-TV mit Blick auf Bischöfe, die von der katholischen Lehre abweichen, gewarnt: „Wenn dieser Mensch, wenn der Bischof, nicht mehr in der Lage ist, diese Aufgabe in der Form, wie er es versprochen hat, auszuüben, muss er vom Amt zurücktreten.“
Zugleich erläuterte der einstige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. und jetzige Nuntius in Litauen, Estland und Lettland die Spaltungsgefahr rund um die umstrittene deutsche Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft“ und beschrieb die überraschend stabile Lage der überlieferten Liturgie im Baltikum.
Im Interview erklärte Gänswein, jeder Bischof habe sein Amt empfangen, um „im Namen der Kirche […] eine Herde als Hirte“ zu führen. Weiche ein Hirte von Glaubenswahrheiten ab, müsse er „vom Amt zurücktreten“ oder, falls keine Einsicht erfolge, „muss er abgesetzt werden“.
Für Gläubige gelte dann: „Man kann ihm im Gewissen auch nicht mehr folgen“, und zwar sobald seine Überzeugungen nicht mehr mit denen der katholischen Kirche übereinstimmten.
Zur umstrittenen deutschen Handreichung „Segen gibt der Liebe Kraft“, das sogenannte Segnungen für homosexuelle und anderweitige außereheliche Verbindungen ermöglicht, sagte er, er habe das Dokument zwar nicht vollständig gelesen, doch eines sei eindeutig: „Wenn diese Handreichungen katholischen Grundüberzeugungen widersprechen, müssten sie zurückgezogen werden.“ Sollte das Papier im Auftrag einer Kommission entstanden sein, sei dies „schlimm genug“, doch „es sollte schnellstmöglich eingestampft werden“.
Die Spaltungsgefahr bezeichnete er als real. In Deutschland gebe es „eine große Spannung bis hin zu Spaltungen“, weil eine einheitliche Praxis „nicht mehr da ist“. Gänswein fragte kritisch, mit welcher Haltung Verantwortliche von universalkirchlichen Vorgaben abwichen: „Ist da nicht auch eine starke Portion an Überheblichkeit?“ Wer neue Wege beschreite und dies seelsorglich stütze, führe „viele Menschen […] in die Irre“.
Ausführlich schilderte Gänswein die liturgische Situation in Vilnius. Dort existiere eine kleine, junge Gemeinschaft mit Familien und „ausgezeichneter […] gregorianischer Liturgie“. Schwierigkeiten gebe es nicht, auch nicht nach den Restriktionen von Traditionis custodes unter Papst Franziskus.
Der Erzbischof von Vilnius habe ihm versichert: „Die Messe ist nicht verboten, sie ist restriktiv“, jedoch werde am friedlichen Miteinander nichts geändert. Unmissverständlich äußerte Gänswein sein Unverständnis über die römischen Einschränkungen: „Ich habe nie verstanden warum Papst Franziskus diese Restriktion eingeführt hat.“
Die weltweite Umfrage unter den Bischöfen habe gezeigt, dass „eine Befriedigung stattgefunden“ habe und keine Änderungen nötig gewesen seien. Warum dennoch interveniert wurde, „ist und bleibt für mich ein Rätsel“.
Für die Zukunft plädierte er klar für Kontinuität zu Benedikt XVI.: „Ich halte die kluge Regelung von Papst Benedikt für den richtigen Weg […] und diesen Weg sollte man […] weitergehen.“ Dabei erinnerte er daran, dass Wahrheit „nie ein Produkt einer demokratischen Mehrheit“ sei und der Glaube Schaden nehme, sobald man beginne, ihn „zurecht zu stutzen“.
Gänswein erklärte zudem, dass bereits „eine ganze Reihe von Briefen und von Zeugnissen“ eingetroffen sei, in denen Gläubige von möglichen Gebetserhörungen auf die Fürsprache Benedikts berichten. Obwohl die Kirche vor Ablauf von fünf Jahren keinen offiziellen Prozess eröffne, sagte er offen: „Ich persönlich hoffe natürlich sehr, dass ein solcher Prozess eröffnet wird.“
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Unsere Mission ist die Wahrheit. Schließen Sie sich uns an!
Ihre monatliche Spende wird unserem Team helfen, weiterhin die Wahrheit zu berichten, mit Fairness, Integrität und Treue zu Jesus Christus und seiner Kirche.
SpendenDie Besten katholischen Nachrichten - direkt in Ihren Posteingang
Abonnieren Sie unseren kostenlosen CNA Deutsch-Newsletter.