Redaktion, 09 Dezember, 2025 / 1:00 PM
Kardinal Walter Kasper zufolge haben alle Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils „das Gesicht der Kirche, vor allem in der Liturgie, verändert“. Kasper prägte als Theologe und dann als Bischof von Rottenburg-Stuttgart (1989–1999) die Kirche in Deutschland maßgeblich, bevor er an die römische Kurie berufen wurde und dort bis weit ins Pontifikat von Papst Franziskus hinein seine Spuren hinterließ.
„Die wichtigsten Dokumente sind zweifellos die vier großen Konstitutionen“, sagte Kasper am Montag gegenüber Communio, nämlich „über die Liturgie und die liturgische Erneuerung, über die Kirche, die Offenbarung und über die Kirche in der Welt von heute. Hinzu kommen neun Dekrete und drei Erklärungen.“
„Das Dekret über den Ökumenismus, die Erklärung über die Beziehung zu den nichtchristlichen Religionen und dabei besonders zum Judentum und die Erklärung zur Religionsfreiheit sind besonders wichtig“, zeigte sich der Kardinal überzeugt. „Andere Dekrete behandeln die innerkirchliche Erneuerung, vor allem die Stellung der Laien und der Ämter und schließlich gibt es das Missionsdekret, das uns neu aufrütteln muss.“
„Die Kirche hat sich nach innen und außen geöffnet“, zog Kasper sein Fazit. „Aus der Kleriker-Kirche sollte eine Kirche des Volkes Gottes mit der aktiven Beteiligung der Laien werden. Nach außen hat das Konzil viele Türen geöffnet: für die Ökumene, den Dialog mit den nichtchristlichen Religionen, besonders für das Volk des Ersten Bundes und für die Mission hinaus in die Welt. Dahinter gibt es kein zurück. Dabei dürfen wir auch nicht stehen bleiben. Karl Rahner sagte bei seiner Rückkehr vom Konzil: Das Konzil ist nur ‚der Anfang eines Anfangs‘.“
An die Adresse traditionalistischer Kritik am Zweiten Vatikanum richtete Kasper die Worte: „Da ist nichts von ‚Neomodernismus‘ und ‚Traditionsbruch‘, vielmehr vieles von einem Baum mit wachsenden Ringen.“
Die Bezeichnung „Pastoralkonzil“ sei „keine Abwertung, sondern eine klare Aufwertung, weil sie bestätigt, dass dieses Konzil keine theologischen Spekulationen verkündet, sondern den Nagel auf den Kopf getroffen und Wesentliches für das christliche Leben in unserer Zeit gesagt hat“.
Gefragt nach einem weiteren Konzil – es wäre das 22. allgemeine Konzil der Kirche – zeigte sich Kasper überzeugt, dass es „noch vor dem Weltuntergang wieder einmal ein Konzil geben“ werde. „Im Augenblick scheint mir dazu die Zeit aber nicht reif zu sein. Nicht nur die Kirche, die Welt steckt mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess.“
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Unsere Mission ist die Wahrheit. Schließen Sie sich uns an!
Ihre monatliche Spende wird unserem Team helfen, weiterhin die Wahrheit zu berichten, mit Fairness, Integrität und Treue zu Jesus Christus und seiner Kirche.
SpendenDie Besten katholischen Nachrichten - direkt in Ihren Posteingang
Abonnieren Sie unseren kostenlosen CNA Deutsch-Newsletter.