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"Die Kirche muss in Afrika nicht geändert werden"

Der Kameruner Philippe Miko ist Arzt an einem deutschen Krankenhaus und praktizierender Katholik. Sein Förderverein "Hilfe für Kamerun – Philippe Miko" e.V. setzt sich für eine bessere medizinische Versorgung seines Heimatlandes ein.

Großes Aufsehen – und stellenweise Empörung – hat ein Kommentar der Kolumne “Standpunkt” auf dem Portal der katholischen Kirche in Deutschland erregt. Ausgelöst offenbar durch die Kritik von Papst Franziskus an den deutschen Bischöfen, kommentiert der Journalist Björn Odendahl mit scharfen Worten den Papst und den Glauben in Afrika anlässlich dessen Reise nach Kenia, Uganda und in die Zentralfrikanische Republik.

Wie reagiert ein afrikanischer Katholik auf solche Zeilen? Philippe Miko ist 44 Jahre alt und aus Kamerun. Der Mediziner arbeitet im Sankt-Elisabeth-Krankenhaus in Gütersloh. Als Arzt, Familienvater und praktizierender Katholik setzt er sich für die medizinische Versorgung in seinem Heimatland ein; zusammen mit anderern verantwortet er den Verein “Hilfe für Kamerun – Philippe Miko” e. V.

CNA: Herr Miko, wie haben Sie auf den Kommentar reagiert – stimmt es, dass die Kirche in Afrika “wächst, weil die Menschen sozial abgehängt sind und oft nichts anderes haben als ihren Glauben. Sie wächst, weil der Bildungsstand durchschnittlich auf einem niedrigeren Niveau ist und die Menschen einfache Antworten auf schwierige (Glaubens)fragen akzeptieren”?

MIKO: Ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich kann allerdings nur für den Teil Afrikas sprechen, den ich am besten kenne. Und ich kann nur jedem empfehlen, über Dinge zu sprechen, die er tatsächlich beherrscht. In Kamerun gibt es 70 Prozent Christen. Diese Zahlen sind nicht in den letzten zehn Jahren entstanden. Die 40 Prozent Katholiken rekrutieren sich nicht bevorzugt in der ärmeren Bevölkerung. Ein gewisser Proselytismus ist im Rahmen des Durchbruchs der Pfingstkirchen zu vermerken. Da mag es stimmen, dass das soziale Niveau öfters eine Rolle spielt. Allerdings ist es gang und gäbe, in Kamerun davon zu sprechen, wie reiche Bürger von Pseudo-Pastoren ausgenommen werden. Sicher ist ein gutes Bildungsniveau unerlässlich, um Glaubensfragen zu vertiefen. Der Glaube ist aber erstmal ein Geschenk Gottes, dem man sich bevorzugt in der besser gebildeten, europäischen Gesellschaft zur Zeit gerne zu widersetzen weiß. Aber diese Frage wird sicherlich Herr Odendahl besser zu klären wissen.

CNA: Was ist mit dieser Behauptung: “auch die wachsende Zahl der Priester ist nicht allein der missionarischen Kraft zu verdanken, sondern ebenso eine der wenigen Möglichkeiten der sozialen Absicherung auf dem schwarzen Kontinent”?

MIKO: Dies mag für ein paar “schwarze Schafe” unter den genannten Pseudo-Pastoren zutreffen, aber sicherlich nicht für katholische Priester, deren Ausbildung viele Jahre dauert und für die Familien ein großes Opfer ohne Aussicht auf Wiedergutmachung darstellt. Ein Geistlicher (ein Mann Gottes) genießt ein bestimmtes Ansehen, auf jeden Fall; aber die materiellen Umstände sind für die meisten sehr bescheiden.

CNA: Nicht nur die angeblich einfachen Gläubigen, auch der hochrangige Kardinal Robert Sarah wird kritisiert, und das nicht nur im Kommentar. Seine Reden stossen bei einigen katholischen Funktionären und Würdenträgern in Deutschland sauer auf. Warum?

MIKO: Ich würde erstmal fragen: Stimmt das? Ich könnte mir vorstellen, dass die Reden eines afrikanischen Würdenträgers im heutigen Deutschland nicht mehr übertragbar sind, dass sich aber viele Priester in Deutschland wünschen würden, sie stünden Gemeinden vor, die diese Reden hören würden, ohne sofort aus der Kirche auszutreten. Mein Eindruck als Gemeindemitglied in Deutschland ist, dass die Priester ständig jedes Wort abwägen müssen, um ihre Gemeinden nicht zu schockieren. Dabei müssten die Gemeindemitglieder eigentlich ihre Worte und Taten in Bezug auf ihre Priester prüfen. Dass regelmäßige Beichtzeiten in den Kirchen nicht mehr üblich sind, ist meines Erachtens symptomatisch für die heutige Lage im Abendland.

CNA: Was würden Sie gerne katholischen Gläubigen in Deutschland raten, die wie der Kommentator über Afrika sprechen oder schreiben?

MIKO: Während der Reise von Papst Benedikt XVI. nach Kamerun, als er Fragen zur Verhütung beantwortete, war ich vor Ort dabei. Alle Katholiken waren erstaunt über die schlechte Presse, die der Papst bekam, nachdem er betonte, dass sich die Kirche für Abstinenz ausspricht. Wir haben uns bevormundet gefühlt. Der Standpunkt der Kirche muss in Afrika nicht geändert werden. Vielmehr muss das Verhältnis der Gläubigen in Europa zu ihrer Kirche neu definiert werden. Dass die Afrikaner den Papst nicht hinterfragen, hat weniger mit Dummheit zu tun – es gibt auch eine intellektuelle Schicht –, als mit Glauben, und mit Anerkennung der hierarchischen Struktur in der katholischen Kirche.

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