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Kreuzdebatte: Apostolischer Nuntius tadelt "beschämende" Worte deutscher Bischöfe

Erzbischof Peter Zurbriggen, Apostolischer Nuntius in Österreich

Als eine, so wörtlich, "Schande" hat der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, die Gegnerschaft katholischer Bischöfe zur Kreuz-Entscheidung der Regierung Bayerns bezeichnet.

Zu lautem Applaus an der Päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz bei Wien sagte  Erzbischof Zurbriggen wörtlich: 

"Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen!"

Die Worte des Erzbischofs folgen der Kritik von Kardinal Reinhard Marx an der Entscheidung der Regierung Bayerns, in Eingangsbereichen von Behörden ab 1. Juni ein Kreuz aufzuhängen.

In Anspielung an die Entscheidung von Kardinal Marx, beim Besuch des Tempelbergs in Jerusalem im Jahr 2016 aus "Zurückhaltung" sein eigenes Brustkreuz abzulegen, wofür Marx und der Evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm so massiv kritisiert wurden, dass die Bischofskonferenz eine Stellungnahme veröffentlichte, sagte der Apostolische Nuntius weiter:  

 "Wenn Bischöfe ins Heilige Land pilgern und sich schämen, das Kreuz zu tragen, aus irgendwelchen Gründen, dann beschämt mich das auch."

Diese "religiöse Correctness, diese politische" gehe ihm "langsam auf den Nerv", so Erzbischof Zurbriggen. 

"Und dann denke ich noch an meinen lieben Studienfreund Kardinal Jean-Louis Tauran, der jetzt einen Besuch gemacht hat in Saudi-Arabien, vom König empfangen wurde und ein Kreuz trug, das zweimal so groß war wie meines, was ich hier trage. Das ist Mut!"

Mehrheit für den Kreuz-Entscheid

Während Bischöfe wie Rudolf Voderholzer von Regensburg die Entscheidung der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ausdrücklich begrüßt hatten, machte Kardinal Reinhard Marx deutschlandweit Schlagzeilen mit seinem Vorwurf, diese sorge für "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander".

Im Jahr 2015 hatte Marx noch betont, dass das Kreuz in Klassenzimmer und Gerichtssäle gehöre, wie es in Bayern ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist. 

Zur Begründung seiner Kritik am Kreuz-Entscheid hatte der aus Westfalen stammende, seit zehn Jahren jedoch bereits in München als Erzbischof fungierende Kardinal Marx erklärt, das Kreuz sei "ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen". Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen werde, so Marx weiter, habe man es nicht verstanden. "Dann würde das Kreuz im Namen des Staats enteignet." Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute, sondern der Kirche.

Regierungschef Markus Söder und andere CSU-Politiker teilten diese erzbischöfliche Interpretation der Regierungsentscheidung nicht. Im Gegenteil.

Den Vorwurf, die Regierung enteigne das Kreuz oder sehe es nur als kulturelles Symbol, wies Markus Söder klar von sich. "Natürlich ist das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol", sagte der Ministerpräsdent Bayerns gegenüber Medien. Doch im Kreuz bündele sich auch die Grundidee eines säkularen Staates, erinnerte der evangelische Politiker seine Kritiker. Bei der Eröffnung der Landesausstellung im Kloster Ettal betonte Söder am gestrigen Mittwoch: "Das Kreuz soll nicht ausgrenzen, sondern steht für Integration".

CSU-Generalsekretär Markus Blume wurde noch deutlicher:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Wer sich zum Kreuz bekennt, wer Kreuze aufhängt, der muss sich nicht dafür rechtfertigen, denn er bekennt sich gerade zu den notwendigen Wertegrundlagen unserer offenen Gesellschaft und liberalen Demokratie".

An die dabei angespielte Besonderheit des Christentums, nämlich einer Trennung weltlicher und kirchlicher Macht, erinnerte unter anderem auch Bischof Voderholzer. Deshalb stellten Christen auch ein Kreuz auf die Gipfel der Berge, so der Regensburger Oberhirte:

"Nicht die Nationalfahne oder andere Symbole menschlicher Herrschaft, wie dies andere zu anderen Zeiten vielleicht gerne gesehen hätten, sondern das Kreuz. Weithin soll es sichtbar sein, das Kreuz, das Zeichen des Heils und des Lebens, in dem Christus Himmel und Erde, Gott und Men­schen, Opfer und Täter miteinander versöhnt hat."

Ähnlich äußerte sich auch die evangelische Regionalbischöfin Susann Breit-Keßler, wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete. Kreuze sollten nach ihrer Überzeugung auch in öffentlichen Räumen hängen. 

Einer im Auftrag des BR gemachten Umfrage zufolge befürwortet die Mehrheit der bayerischen Wahlberechtigten die Kreuzpflicht in Behördeneingängen: 56 Prozent begrüßen den Schritt, darunter CSU-Anhänger mit 71 Prozent, und SPD-Wähler mit 52 Prozent. Auch eine Mehrzahl der Freien Wähler und AFD-Anhänger ist dafür. Stark dagegen sind nur FDP-Wähler (67 Prozent) und Anhänger der Grünen (74 Prozent).

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