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Ergreifende Klänge – Domspatzen verabschieden sich von ihrem "Cheef" Georg Ratzinger

Portrait Georg Ratzingers bei der Vesper am 5. Juli 2020.
Christian Heiß, Leiter der Domspatzen, am 5. Juli 2020.
Totenvesper mit Sicherheitsabstand: Abschied von Monsignore Georg Ratzinger am 5. Juli 2020 in Regensburg mit den Domspatzen.
Dompropst Franz Frühmorgen stand der liturgischen Feier vor.

Ein beeindruckendes Klangbild war am Sonntagnachmittag im Regensburger Dom zu hören: Über 200 ehemalige Dompatzen haben ihrem Domkapellmeister emeritus Georg Ratzinger im Rahmen einer Totenvesper die letzte Ehre gegeben. "Das ist Euer ganz eigener Abschied von Domkapellmeister Georg Ratzinger – so, wie nur Ihr es könnt und wie es Euch der Verstorbene sein Leben lang vorgelebt hat: mit Gesang und im Gebet!" So brachte es Dompropst Dr. Franz Frühmorgen, der der Vesper liturgisch vorstand, in seiner Predigt auf den Punkt. Auch Bischof Rudolf Voderholzer hatte sich eingefunden, um mitzubeten und dem Gesang der früheren Spatzen zu lauschen. Und der war musikalisch in der Tat ein seltener Genuss: Im ganzen Dom verteilt saßen ehemalige Domspatzen und antworteten der vorsingenden Schola in vierstimmigem Gesang. Verstärkt durch die Akustik des Domes ergab das wahrhaft ergreifende Klänge. Koordiniert wurden die Sänger von drei Dirigenten. Domkapellmeister Christian Heiß stand als Hauptdirigent in der Mitte des Chorraumes und zwei weitere Dirigenten befanden sich auf zwei Podesten in den Seitenschiffen. Sie synchronisierten ihr Dirigat mit dem des Domkapellmeisters und so hatten alle im Dom verteilten ehemaligen Domspatzen Blick auf einen Dirigenten. Darüber hinaus begleitete Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber die Vesper mit schöpferischem und einfühlsamem Orgelspiel – sein Nachspiel zog alle Anwesenden so in den Bann, dass sich selbst nach dem Verklingen des letzten Tones für einige Sekunden niemand rühren wollte.

Tiefe Bindung

Die emotionale Grundstimmung, die im Regensburger Dom zu greifen war, durchzog auch die Predigt von Dompropst Frühmorgen, die er ganz betont an die Domspatzen richtete. Wie tief die Bindung des ehemaligen Domkapellmeisters Ratzinger zu seinen Sängern war, habe sich unter anderem daran gezeigt, dass er sie auch nach seiner Erblindung immer noch an der Stimme erkannt hat, wusste, woher sie stammten und in welcher Stimme sie gesungen haben. "Der liebe Gott hätte mir nichts Besseres geben können", so soll Georg Ratzinger über seine Zeit als Domkapellmeister geurteilt haben. Für den Chor, erzählte der Dompropst, sei Ratzinger ebenfalls ein Glücksfall gewesen, da "sich in ihm hohe künstlerische Kompetenz und eine tiefe bodenständige Frömmigkeit zu einer für den Chor wahrhaft segensreichen Symbiose verbanden." Dabei blieb Dompropst Frühmorgen beim Rückblick auf das Leben des ehemaligen Domkapellmeisters nicht nur bei seinen hellen Kapiteln stehen. "Als nach 2010 die dunklen Seiten aus der Vergangenheit der Domspatzen ans Licht kamen, war Georg Ratzinger sich nicht zu schade, öffentlich nicht nur persönliche Fehler im Umgang damit einzuräumen und zu bedauern, sondern sich auch dafür zu entschuldigen. Auch das ist Größe."

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