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Papst Franziskus hat vier "Träume" für Europa

Papst Franziskus auf dem Petersplatz am 20. Juni 2018.

In einem Brief an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin anlässlich der 50-jährigen Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und Institutionen Europas hat Papst Franziskus seinen Traum für den Kontinent beschrieben.

Gerade in der Coronavirus-Krise sei Solidarität und Geschwisterlichkeit wichtig, mahnt der Papst darin. Diese müssten aber auf dem christlichen Fundament Europas aufbauen, statt dieses zu leugnen. 

Vier "Träume" – oder Eigenschaften – schildert der Pontifex in seinem Schreiben: Es gehe ihm um ein menschenfreundliches, vereintes, solidarisches und "gesund säkulares" Europa. 

Der Pontifex erklärt dazu: "Ich träume von einem gesund säkularen Europa, in dem Gott und Kaiser zwar unterschiedliche aber nicht einander entgegengesetzte Wirklichkeiten bezeichnen; von einem Kontinent, der offen ist für die Transzendenz, in dem die Gläubigen frei sind, ihren Glauben öffentlich zu bekennen und ihren Standpunkt in der Gesellschaft vorzubringen".

"Die Zeit des Konfessionalismus ist vorbei, aber hoffentlich auch die eines gewissen Säkularismus, der seine Türen für die anderen und vor allem für Gott verschließt," so der Papst weiter. Es sei "evident, dass eine Kultur oder ein politisches System, das die Offenheit für die Transzendenz nicht achtet, auch die menschliche Person nicht angemessen respektiert".

Europas Christen hätten heute eine große Verantwortung, fährt Franziskus fort: "Wie die Hefe im Teig sind sie aufgerufen, das Bewusstsein für Europa wiederzuerwecken, um Prozesse anzustoßen, die neue Dynamiken in der Gesellschaft erzeugen." Diesen Beitrag zu leisten: Dazu ermutige er die Christen, so der Papst.

Wenn in Europa heute viele Menschen kritisch und wenig zuversichtlich seien, was die Zukunft des Kontinents betrifft, blickten doch viele andere mit Hoffnung auf ihn, in der Überzeugung, dass er der Welt und der Menschheit noch immer etwas zu geben habe.

"Europa, finde zu dir selbst! Entdecke deine Ideale wieder, die tiefe Wurzeln haben. Sei du selbst! Fürchte dich nicht vor deiner jahrtausendealten Geschichte, die eher ein Fenster in die Zukunft als eines in die Vergangenheit ist", schreibt der Papst.

"Hab keine Angst vor deinem Bedürfnis nach Wahrheit, das seit der griechischen Antike die Erde erfasst hat und Licht in die tiefsten Fragen des Menschen brachte; hab keine Angst vor deinem Bedürfnis nach Gerechtigkeit, das sich aus dem römischen Recht entwickelt hat und im Laufe der Zeit einen Respekt für jeden Menschen und für seine Rechte hervorgebracht hat; hab keine Angst vor deinem Verlangen nach Ewigkeit, das sich, durch die Begegnung mit der jüdisch-christlichen Tradition bereichert, in deinem Erbe an Glauben, Kunst und Kultur widerspiegelt."

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