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Kirche in Not bestätigt Vorwurf sexueller Gewalt gegen Gründer (UPDATE)

Pater Werenfried van Straaten, Gründer von "Kirche in Not"

Der geschäftsführende Präsident von ACN International, Thomas Heine-Geldern, hat schwere Vorwürfe sexueller Gewalt, darunter versuchte Vergewaltigung, gegen Pater Werenfried van Straaten bestätigt

Das Päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" – international bekannt als Aid to the Church in Need (ACN) – verpflichte sich zu einer "offenen und vollständigen Aufklärung".

Der als "Speckpater" bekannte, im Jahr 2003 verstorbene Geistliche wurde in einem Brief im Jahr 2010 beschuldigt, im Jahr 1973 eine Vergewaltigung versucht zu haben.

Weiteres "massives Fehlverhalten" wurde im Jahr 2009 durch eine apostolische Visition von Weihbischof Manfred Grothe (Paderborn) festgestellt, so das Hilfswerk heute in einer weiteren Erklärung.

Thomas Heine-Geldern bestätigte am heutigen 10. Februar in seiner Stellungnahme die "schweren Vorwürfe" sexueller Nötigung, die nun durch die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", die in Besitz einer Kopie des Briefes gelangt ist, öffentlich gemacht wurden. Die "glaubhafte Schilderung", so das Hilfswerk, sei im Jahr 2010 erhoben worden, der Brief sei an den Vatikan und mehrere deutsche Diözesen gegangen.

"Kirche in Not bedauert die schweren geschilderten Vorwürfe zutiefst. Das Werk distanziert sich umfänglich von dem Verhalten, das Pater van Straaten vorgeworfen wird", hieß es dazu in der Erklärung am heutigen Mittwoch. 

Das Hilfswerk verpflichtet sich einer rückhaltlosen Aufklärung: "Aus den gegenwärtig zugänglichen Quellen haben wir die Anschuldigungen geprüft – so ACN – und fährt wörtlich fort:

"Der Vorwurf stellt einen äußerst schwerwiegenden Sachverhalt dar. Es soll sich um einen schweren sexuellen Übergriff handeln, der sich im Jahr 1973 ereignet haben soll. Da Pater van Straaten sieben Jahre zuvor verstorben war, konnte eine Stellungnahme zu der 37 Jahre zurückliegenden vorgeworfenen Tat nicht mehr eingeholt werden. Zuvor waren nach den vorliegenden Unterlagen zu keinem Zeitpunkt Beschuldigungen gegenüber Pater van Straaten in Bezug auf sexuellen Missbrauch bekannt geworden."

Die Betroffene war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, so ACN weiter – und habe für das Hilfswerk gearbeitet.

"Die Aufarbeitung ist nicht abgeschlossen"

"Die Verantwortlichen von Kirche in Not folgten der für den kirchlichen Bereich in Deutschland empfohlenen Praxis zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Deshalb wurde der Betroffenen eine finanzielle Hilfeleistung von 16.000 EUR in Anerkennung des Leids zuerkannt", so Heine-Geldern heute.

Nach Bekanntwerden des Vorwurfs im Herbst 2010 habe ACN die zuständigen kirchlichen Autoritäten umgehend informiert. "Die zugleich in Erwägung gezogene Einleitung zivilrechtlicher Schritte erwies sich als nicht möglich, da der Beschuldigte bereits verstorben war", heißt es weiter in der Erklärung.

In einer weiteren Stellungnahme teilte das Hilfswerk mit: "Nach Lage der Akten im Archiv ist davon auszugehen, dass Pater van Straaten in den Jahren 1996/1997 eine Zahlung an den Vater der Betroffenen leistete".

Der Vater der Betroffenen habe 2011 schriftlich bestritten, dass diese Zahlung etwas mit einem sexuellen Übergriff an seiner Tochter zu tun habe. Es habe sich vielmehr um eine Zahlung als Entschädigung für seine unfaire Behandlung durch Pater van Straaten bei seinem Ausscheiden als Mitarbeiter von Kirche in Not gehandelt.

Die Betroffene habe den Wunsch nach Vertraulichkeit geäußert, und das Hilfswerk diesen respektiert. Heine-Geldern erklärte auch, dass "bisher" weitere Anschuldigungen sexualisierter Gewalt gegen Pater van Straaten nicht bekannt seien.

Ende Januar hatte die im Jahr 2011 als Päpstliches Hilfswerk neu gegründete Organisation ihr Jahresgedenken für Pater Werenfried verschoben: "Angesichts der aktuellen Lage" werde der für Samstag, den 30. Januar 2021, im Hohen Dom zu Köln geplante Gottesdienst mit Spendern und Wohltätern auf einen späteren Zeitpunkt im Kalenderjahr gelegt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurden bekanntlich zahlreiche weitere Gedenkgottesdienste verlegt. Nicht nur "Christ und Welt" wirft die Frage auf, ob dies der einzige Grund wahr.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Neben dem Vorwurf der versuchten Vergewaltigung einer Mitarbeiterin im Jahr 1973 stehen wiederum laut der apostolischen Visitation im Jahr 2009 anderer Vorwürfe im Raum: Es soll um "Maßlosigkeiten in der Lebensführung", "erhebliche Defizite in der Personalführung" sowie "Anfälligkeiten für faschistoide Ideen" bei Pater van Straaten gegangen sein.

In der heute veröffentlichten Stellungnahme erklärt ACN jedoch: "In den Schriften seiner gesamten, 55-jährigen Leitung des Werkes (1947-2003) finden sich keine Hinweise auf rechtsextremes oder faschistisches Gedankengut. Im Gegenteil hat Pater van Straaten Diktaturen verurteilt und ist ihnen gegenüber entschieden aufgetreten."

Vom "Speckpater" zur Päpstlichen Stiftung

Der im niederländischen Mijdrecht geborene Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten (1913-2003) organisierte nach dem Zweiten Weltkrieg Spenden für die deutschen Nachbarn. Der wegen seinem Aufruf zur Hilfe ("Ich brauche Speck!") für die 14 Millionen Heimatvertriebenen und anderen Notleidenden als "Speckpater" bekannt gewordene Ordensmann brachte den oft hungernden deutschen Kindern und Bedürftigen vor allem Nahrungsmittel von belgischen und niederländischen Bauern. Daraus entstand dann ein internationales Engagement, zuerst in den 1950ern für Osteuropa – und schließlich heute jährlich über 5.000 Einzelprojekte in rund 140 Ländern.

Seit 2011 habe Kirche in Not seine Organisationsbereiche überarbeitet. "Pater van Straaten hat heute bei der Darstellung der Geschichte des Hilfswerks als Person des Gründers seinen Platz. Im Mittelpunkt der Arbeit steht heute ausschließlich die Situation der Christen in Not weltweit sowie deren Unterstützung durch das Hilfswerk", eklärte die Stiftung am 10. Februar.

Weihbischof Manfred Grothe führte im Zeitraum 2009 bis 2011 eine Visitation von ACN durch, bestätigte das Hilfswerk. "Die Visitation hatte nicht die Person Pater Werenfrieds zum Gegenstand, der zudem im Jahr 2003 verstorben war, sondern allein die organisatorische Modernisierung des Werks".

In diesem Zeitraum habe es Bestrebungen "einiger Personen" gegeben, einen Seligsprechungsprozess für Pater van Staaten einzuleiten. "Weihbischof Grothe erfuhr in diesem Kontext von den schwerwiegenden Vorwürfen gegen Pater van Straaten. Mit seinem Schreiben wollte er die Initiativen zu einer möglichen Seligsprechung umgehend unterbinden", so ACN am 10. Februar.

Einen möglichen Seligsprechungsprozess habe Kirche in Not als Päpstliche Stiftung nie betrieben – und habe auch keinerlei Interesse, ihn künftig anzustoßen.

Letztes Update 10.2.21 um 19:25 Uhr mit weiteren Einzelheiten.

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