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Papst Franziskus warnt vor aggressivem Nationalismus und Individualismus

Papst Franziskus im Gespräch mit Migranten bei Cesena (Italien) am 1. Oktober 2017

Papst Franziskus hat in seiner heute veröffentlichten Botschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge die Geschichte des "Wir" im Schöpfungsplan Gottes erzählt, die in klarem Kontrast zu einem "verbohrten und aggressiver Nationalismus" steht, wie auch einem "radikalen Individualismus". 

Der Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der 1914 von Papst Pius X. eingeführt wurde, wird jährlich am letzten Sonntag im September begangen. Dieses Jahr fällt er auf den 26. des Monats.

Die Botschaft wurde am heutigen Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt, bei der unter anderem Kardinal Michael Czerny SJ über die Schwierigkeiten der Lage angesichts der Coronavirus-Pandemie sprach. 

Heute sei die Kirche "gerufen, hinauszugehen an die existenziellen Peripherien und sich um die zu kümmern, die verwundet sind, und die zu suchen, die sich verirrt haben", so Papst Franziskus in der diesjährigen Botschaft

"Das soll ohne Vorurteile oder Ängste und ohne Proselytismus geschehen, sondern mit der Bereitschaft, alle offen aufzunehmen. Unter den am Rande stehenden Menschen sind viele Migranten und Flüchtlinge, Vertriebene und Opfer von Menschenhandel, denen der Herr durch uns seine Liebe zeigen und sein Heil verkünden will", fuhr Franziskus fort.

"Die gegenwärtigen Migrationsflüsse [stellen] einen neuen missionarischen 'Horizont' dar, eine hervorragende Gelegenheit, Jesus Christus und sein Evangelium zu verkündigen, ohne das eigene Umfeld zu verlassen, und den christlichen Glauben in Liebe und tiefer Achtung gegenüber den anderen religiösen Ausdrucksformen zu bezeugen", so die Botschaft zum 107. Welttag. 

Die Begegnung mit Migranten und Flüchtlingen anderer Konfessionen und Religionen sei ein fruchtbarer Boden für die "Entwicklung eines aufrichtigen und bereichernden ökumenischen und interreligiösen Dialogs", erklärte der Papst.

Für die Glieder der katholischen Kirche bedeute dieser Appell konkret, sich darum zu bemühen, dem eigenen Katholisch-Sein immer mehr gerecht zu werden und das zu verwirklichen, was der heilige Paulus der Gemeinde von Ephesus empfohlen hatte: »Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung in eurer Berufung: ein Herr, ein Glaube, eine Taufe« (Eph 4,4-5).

"Die Katholizität der Kirche, ihre Universalität, ist nämlich eine Realität, die zu allen Zeiten angenommen und gelebt werden will, so wie es dem Willen und der Gnade des Herrn entspricht, der versprochen hat, immer bei uns zu sein, bis zum Ende der Welt", mahnte der Pontifex.

Die katholischen Gläubigen sind gerufen, sich ausgehend von ihrer jeweiligen Gemeinschaft dafür einzusetzen, dass die Kirche immer inklusiver wird und so dem Auftrag gerecht wird, den Jesus Christus den Aposteln anvertraut hat: »Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben« (Mt 10,7-8).

Sara Teather vom "Jesuit Refugee Service UK" erklärte in ihrem Statement heute, "Hoffnung entsteht auch in christlichen Gemeinschaften, die durch die selbstbewusste Aufnahme von Menschen anderer Glaubensrichtungen und Kulturen ermutigt und inspiriert werden".

"In unserem Projekt nehmen Ordensgemeinschaften und Familien mittellose obdachlose Asylbewerber als Gäste in ihrem eigenen Zuhause auf. Gastgeber und Gäste sprechen bewegend davon, dass dies eine Erfahrung bedeutungsvoller Begegnung und überraschender Freundschaften ist, bei denen beide vom Schatz des gemeinsamen Lebens profitieren. Gemeinsam schaffen sie eine Gegenkultur zur feindseligen öffentlichen Politik, die Menschen obdachlos und ausgegrenzt macht".

Der wie Sara Teather per Videolink zugeschaltete britische Bischof Paul McAleenan, Weihbischof von Westminster, bekräftigte die Verantwortung westlicher Nationen in politischen Fragen: "Papst Franziskus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Verbundenheit der Menschheit: Meine Entscheidungen und Handlungen hier wirken sich auf andere aus, die weit weg sind."

Der Pontifex beendete seine Botschaft – hier der volle Worlaut – mit einem Gebet: 

Heiliger und geliebter Vater,
dein Sohn Jesus lehrte uns,
dass im Himmel große Freude herrscht,
wenn jemand, der verloren war,
wiedergefunden wird,
wenn jemand, der ausgeschlossen, abgelehnt oder verworfen wurde,
wieder in unser Wir aufgenommen wird,
das auf diese Weise größer und größer wird.

Wir bitten dich: Gewähre allen Jüngern Jesu
und allen Menschen guten Willens die Gnade,
deinen Willen in der Welt zu tun.
Segne jede Geste des Willkommens und der Hilfe,
welche einen jeden im Exil Lebenden
wieder in das Wir des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens integriert,
damit unsere Erde so werden kann,
wie du sie geschaffen hast:
das gemeinsame Haus aller Brüder und Schwestern. Amen.

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(Die Geschichte geht unten weiter)

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