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Kardinal Kasper äußert sich zu "Traditionis Custodes" und "Synodaler Weg"

Kardinal Walter Kasper

Lehnen katholische Christen, wenn sie lieber die traditonelle lateinische Messe (TLM) besuchen, das Zweite Vatikanischen Konzil ab - obwohl die meisten erst Jahre nach dem Konzil geboren wurden? Sind normale Kirchgänger entschiedene Gegner der Messe in ihrer überlieferten Form? Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat gegenüber dem Vatikanisten Edward Pentin laut einem Artikel auf der Webseite der US-amerikanischen Zeitung "National Catholic Register" in einer Stellungnahme gesagt, dass er glaubt, dass die "überwältigende Mehrheit" der katholischen Gläubigen entschieden gegen die traditionelle lateinische Messe ist.

Kasper sei auch der Ansicht, dass deren Anhänger andere Gläubige skandalisieren, weil sie glauben, dass es die einzig wahre katholische Messe ist. Wer die heillige Messe in überlieferter Form mitfeiert, der lehne das Zweite Vatikanische Konzil "mehr oder weniger in seiner Gesamtheit" ab, so der Kardinal.

In einer kurzen Stellungnahme, die dem Register am 22. Juli als Antwort auf mehrere Fragen zu Traditionis Custodes übermittelt wurde, sagt Kardinal Kasper, dass er glaubt, dass einige Gläubige, die an der TLM teilnehmen, Benedikts Bemühungen um Versöhnung in Spaltung verwandelt haben, und so das "Herz der Einheit der Kirche" getroffen haben.

Obwohl er die Gefahren für die Einheit durch den "Synodalen Weg" des ZdK und der deutschen Bischofskonferenz anerkenne - ein Prozess, den Kasper scharf kritisiert hat - zeige der deutsche Prälat sich zuversichtlich, was "vernünftige Lösungen und Reformen" betrifft, so Pentin. Diese seien freilich "nur auf der Grundlage des katholischen Glaubens möglich, den insbesondere das Zweite Vatikanische Konzil bezeugt."

Der 88 Jahre alte Kardinal Kasper, trat 2010 von seinem Amt als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zurück, war aber für einen Großteil des Pontifikats von Papst Franziskus ein wichtiger theologischer Berater, so Pentin.

Weithin bekannt für seine theologisch fortschrittlichen Interpretationen des Zweiten Vatikanischen Konzils, lobte ihn Papst Franziskus für eine Rede, die er vor der ersten Synode über die Familie im Jahr 2014 hielt und die eine höchst umstrittene Debatte über die Zulassung von geschiedenen und zivil wiederverheirateten Katholiken zur Heiligen Kommunion auslöste. Aufgrund seiner Nähe zum Papst erhielt er damals den Beinamen "Theologe des Papstes".

CNA Deutsch veröffentlicht den Wortlaut der Stellungnahme, wie sie der Register veröffentlicht hat, in einer deutschen Arbeitsübersetzung:

"Ich bin lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgewachsen und geweiht worden, aber ich habe nie einen Bruch zwischen der Liturgie nach Trient und der Liturgie nach dem Zweiten Vatikanum festgestellt. Als Student in den frühen 1950er Jahren las ich J. A. Jungmanns "Missarum Sollemnia" (Die Messe des römischen Ritus: ihre Ursprünge und ihre Entwicklung) und stellte fest, dass das Zweite Vatikanische Konzil eine Reform des lateinischen Ritus in der gleichen Weise brachte, wie es Trient getan hatte. Die Kontinuität wird deutlich, wenn man sieht, dass es jedem Priester freisteht, das erste eucharistische Gebet (den alten "Römischen Kanon") zu verwenden - wie ich es manchmal tue, und wie es Papst Franziskus oft tut, wenn er im Petersdom zelebriert. So bleibt das Herz der sogenannten "alten Messe" auch in der sogenannten "neuen Messe" erhalten.

Sie sagen, dass es eine wachsende Zahl von Gläubigen gibt, die den "alten Ritus" wollen, aber es ist meine Erfahrung, dass die überwältigende Mehrheit der Gläubigen entschieden dagegen ist. Ich weiß, dass viele Menschen skandalisiert sind, wenn sie frühmorgens in den Petersdom in Rom kommen und sehen, dass an vielen Altären Priester die "alte Messe" feiern, ohne jeden Ministranten und ohne Beteiligung der Gläubigen. Sie wenden sich der leeren Basilika zu und rufen: "Dominus vobiscum", "Orate fratres" usw. Einige junge Priester kommen und wollen die "lateinische Messe" zelebrieren, aber sie können kein Latein, während die große Mehrheit ihrer Gemeindemitglieder die Messe in ihrer Landessprache vorzieht, so dass dies zu Spaltung und Streit in der Gemeinde führt und die Leute weggehen. Ich kenne die Ergebnisse der Umfrage nicht [siehe dazu Kardinal Burkes Forderung nach Transparenz, Anm.d.R.], aber es scheint, dass Papst Franziskus diese Art von Informationen erhalten hat, vor allem die Information, dass einige Leute der Meinung sind, dass nur die "alte lateinische Messe" wirklich katholisch und orthodox ist. Und sie benutzen diese Position, um das Zweite Vatikanische Konzil mehr oder weniger in seiner Gesamtheit abzulehnen. Auf diese Weise wird die gute Absicht von Benedikt XVI. in ihr Gegenteil verkehrt. Was zur Versöhnung beitragen sollte, wird in Spaltung verkehrt, die sich auf den Kern der Einheit der Kirche bezieht, und viele Katholiken sind darüber skandalisiert.

Ich weiß, dass es auch Gefahren für die Einheit der Kirche gibt, die von der Gegenseite ausgehen. Wie Sie wissen, bin ich kein Freund einiger Intentionen des deutschen Synodalen Weges. Aber die Römische Kurie (was den Papst einschließt) hat sich bereits sehr deutlich zu einigen falschen Positionen geäußert (Zölibat, Frauenpriestertum, Interkommunion, gleichgeschlechtliche Segnungen usw.). Über andere Positionen haben wir nur einige extreme öffentliche Stimmen gehört, aber bis jetzt gibt es keine synodale Entscheidung. Soweit ich weiß, will keiner der Bischöfe einen schismatischen Akt, und es gibt eine langsam wachsende Zahl in der Bischofskonferenz, die dagegen ist. Es gibt also Ängste und Verdächtigungen, aber auch noch Hoffnung auf vernünftige Lösungen und Reformen, die nur auf der Basis des katholischen Glaubens, den vor allem das Zweite Vatikanische Konzil bezeugt, möglich sind.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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