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Polen: Zahl der neuen Seminaristen um fast 20 Prozent gefallen

Messe in der Kapelle eines Priesterseminars in Posen (Poznań), am 15. September 2018.

In diesem Jahr haben sich fast 20 Prozent weniger Anwärter für das katholische Priesteramt in den polnischen Priesterseminaren eingeschrieben als im Jahr 2020.

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.

Pater Piotr Kot, Vorsitzender der Konferenz der Rektoren der Seminare, sagte der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI am 12. Oktober, dass 356 Seminaristen ihr Studium im Jahr 2021 begonnen haben.

Im vergangenen Jahr seien es 441 Kandidaten gewesen, was bedeute, dass "die Zahl um etwa 20 Prozent niedriger ist."

Er erklärte, dass von den 356 Kandidaten in diesem Jahr 242 für das Diözesanpriestertum und 114 für die Ordensgemeinschaften ausgebildet werden.

Im Vergleich zum Vorjahr gebe es 47 Seminaristen weniger in den Diözesanseminaren und 38 Ordenskandidaten weniger, sagte er.

Die polnische katholische Wochenzeitung Gość Niedzielny stellte fest, dass die Priesterberufungen in Polen in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind.

Im Jahr 2012 hätten sich 828 Kandidaten im ersten Jahr des Priesterseminars eingeschrieben, hieß es. Im Jahr 2019 waren es 498 und im Jahr 2020 dann 441.

Im März dieses Jahres haben die polnischen Bischöfe ihre letzten Anpassungen an ein Dekret mit dem Titel "Der Weg der Priesterausbildung in Polen" (Ratio institutionis sacerdotalis pro Polonia) vorgenommen, das neue Regeln für die Priesterausbildung festlegt.

Pater Kot sagte gegenüber KAI, dass es schwierig sei, alle Faktoren für den Rückgang der Priesterberufungen mit Sicherheit zu identifizieren.

Er sagte, dass Gott zwar weiterhin Menschen rufe, junge Menschen aber Schwierigkeiten hätten, darauf zu antworten.

"Manchmal halten sie sich selbst für unwürdig oder unfähig für ein solches Leben", sagte er. "Dahinter können schwierige Geschichten in der Vergangenheit stecken: Mangel an geeigneten Vorbildern im Elternhaus, frühe Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörung und Probleme mit der eigenen Identität."

"Andere zögern, dem Ruf einer Berufung zu folgen, weil ein negatives Bild von der Kirche und dem Priestertum in ihrem Umfeld verankert ist."

"Heute wird dieser Faktor durch die Krise des sexuellen Missbrauchs noch verstärkt. Wenn ein solcher junger Mann nicht in ein vertieftes Gebet eintritt, einen geistlichen Begleiter findet oder Unterstützung in einer Gemeinschaft erhält, die den Glauben enthusiastisch und authentisch lebt, ist es schwer für ihn, dem Ruf zu folgen".

Ein weiterer Faktor sei der "Hyper-Individualismus" der heutigen Gesellschaft, der es schwierig mache, sich zu entscheiden, sein Leben für andere zu opfern.

Die katholische Kirche in Polen ist dabei, eine Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche vorzunehmen.

Im Juni gab sie bekannt, dass in den vergangenen zweieinhalb Jahren 368 Vorwürfe von Missbrauch durch Geistliche eingegangen seien.

Seit November 2020 hat der Vatikan eine Reihe von meist in den Ruhestand getretenen polnischen Bischöfen nach Untersuchungen im Rahmen des Motu proprio Vos estis lux mundi von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019 gemaßregelt.

Doch trotz der sinkenden Zahlen bleibt Polen eines der europäischen Länder mit den meisten Priesterberufungen. Wie die Website Notes from Poland im vergangenen Jahr feststellte, findet jede vierte Priesterweihe in Europa in diesem Land statt.

In Irland, einer ehemaligen katholischen Hochburg mit einer Bevölkerung von fast fünf Millionen Menschen, beginnen in diesem Jahr neun Kandidaten ihr Studium für das Priesteramt.

In Deutschland, einem Nachbarland Polens mit 83 Millionen Einwohnern, gab es im Jahr 2020 noch 56 Weihen zum Diözesanpriester.

Der Bericht "Kirche in Polen", der im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, ergab, dass 91,9 Prozent der Polen - 32,5 Millionen Menschen - sich als Mitglieder der Kirche bezeichnen.

Er kam zu dem Schluss, dass 36,9 Prozent der polnischen Katholiken regelmäßig die heilige Messe besuchen.

Dem Bericht zufolge gibt es in der Kirche in Polen zwei Kardinäle, 29 Erzbischöfe, 123 Bischöfe, 33.600 Priester und etwa 19.000 Ordensschwestern.

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