Theologen haben dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wieder ordentlich Kritik an den Kopf geworfen. Sie unterstellen ihnen Spaltung und mangelndes Niveau. Zu unrecht.

Ausgerechnet diejenigen Bischöfe ernten Kritik, die nichts anderes wollen, als dass Katholiken sich wieder von Jesus lieben lassen und dessen Auftrag treu bleiben. Der Auftrag ist der, Werkzeug der Erlösung zu sein, sich von Jesus durchdringen zu lassen und damit eben nicht von der Welt zu sein. Eine Kirche, die sich in der Welt einrichtet, sich ihr angleicht und sich selbst genügt, verstößt gegen den Auftrag Jesu. Insofern kann es nicht darum gehen, die Kirche beliebt zu machen, sondern es geht darum, den Glauben im Heute zu leben und zu bezeugen, sich "von der menschlichen Umgebung tief [zu] unterscheiden", wie es Papst Paul VI. schon in seiner Antrittsenzyklika "Ecclesiam suam" betont hatte.

Aber genau das scheint das Problem zu sein: Je entschiedener jemand Jesus nachfolgt, desto mehr wird er angegriffen. Das haben auch die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erfahren müssen. Das hat selbst Jesus erfahren, weil er deutlich machte, dass er nicht gekommen ist, um mit der Welt auf Kuschelkurs zu gehen und die Menschheit in ihrem weltlichen Denken und Tun zu bestätigen. Er hat ordentlich gegen den Strich gebürstet und gerufen: Wer Ohren hat…, der höre (Luk 8,8)! Aber auch: Hören werden sie, aber nicht verstehen, sehen werden sie, aber nicht erkennen (vgl. Mk 4,12). Dass er sich damit nicht nur Freunde machte, ist bekannt. 

So geht es auch Woelki und seinesgleichen. Aber gerade darum überzeugen sie als Nachfolger Christi umso mehr. Sie spiegeln Jesus in seiner inneren und äußeren Haltung wider. Ihr Tenor: Der christliche Glaube muss über die materielle Welt hinausreichen, unangepasst bleiben und mit dem Geheimnis des ewigen Lebens faszinieren. Sie fordern den Glauben heraus, und das ist gut so! Sie wünschen, dass alle Menschen ihr Herz im Himmel bei Gott haben statt im irdischen Gesudel der aktuellen Meinung(smacher). 

Dass die konservativen Bischöfe spalten, weil sie auf das Lehramt der Kirche hinweisen, stimmt nicht. In Wahrheit sind es die Kritiker, die spalten; sie spalten sich ab von der Lehre der Kirche und wollen Papst und Welt davon überzeugen, dass sie Recht haben. 

Mehrfach hat Rom versucht, die reformeifrigen deutschen Katholiken auf Spur zu bringen. Vergeblich. Zuletzt hat die Glaubenskongregation in Hinblick auf die geplante gemeinsam Mahlfeier auf dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 gemahnt: "Die Lehrunterschiede sind immer noch so gewichtig, dass sie eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl bzw. an der Eucharistie derzeit ausschließen.” Wieder vergeblich? Die Reformisten gehen ihren Weg unbeirrt weiter als gäbe es keine roten Ampeln.

Die gibt es aber, und daran erinnern die lehramtstreuen Bischöfe (auf dem Synodalen Weg). Sie sind es, die überhaupt noch auf Christus verweisen, denen am Herzen liegt, dass Menschen vom ewigen Gott erfüllt werden statt ihr Glück in vergänglichen Ämtern, Aufgaben und aufgeweichten Strukturen zu suchen. Insofern stimmt auch der Vorwurf nicht, die konservativen Bischöfe seien gegen Reformen. Sie sind für Reformen: die der Herzen! 

Ebenso wenig stimmt, dass Woelki und Voderholzer Frauen abkanzeln. Sie versuchen nur klar zu machen, dass Frauen glücklich werden können, wenn sie Gott in ihr Herz lassen, auf Ihn hören, sich Identität und Aufgaben von Ihm zusprechen lassen und ihrem Frausein treu bleiben bzw. dieses Frausein überhaupt erst (wieder) entdecken. Derzeit bekämpfen sich die Frauen selbst. Und merken es nicht.

Schauen wir doch in die Bistümer, wie viele Frauen bereits auf verantwortungsvollen Posten sitzen. Nur sollte es im Letzten nicht um Quoten gehen. Es muss einzig und allein darum gehen, Gott den Menschen sicht- und erfahrbar zu machen, selbst zu glühen vor Freude über Jesus und damit Menschen anzusprechen. Auf welchem Posten diese oder jene dabei sitzt, ist völlig bedeutungslos. 

Die Mehrheit des Synodalen Weges sieht das anders. Aber wenn der Synodale Weg ein Weg des Gesprächs und aufeinander Hörens sein soll, dann dürfen wir einander nicht angreifen. Vielleicht werden wir den anderen nie ganz verstehen, aber das macht nichts: Wir haben den Heiligen Geist, der nur darauf wartet, sich in uns zu ergießen! Es wird Zeit, zu beten statt in Rede-Strömen zu baden und einander mit Kritik auszupeitschen - und dann zu versuchen, der Welt "da draußen" Einheit zu suggerieren, wo keine ist. 

Einig ist sich nur das zeitgeistliebende Reformlager des Synodalen Weges, das die Mehrheit bildet. Da ist es einfach von Einheit zu sprechen. Fakt ist, dass der Synodale Weg nicht fair besetzt ist; Vertreter der beiden unterschiedlichen Meinungen werden nicht paritätisch abgebildet. Es sitzen fast nur Reformer in Plenum und Foren. Ob bewusst oder nicht sei dahingestellt. Das gehört fairerweise geändert; der Synodale Weg müsste sich selbst erst einmal reformieren!

Die Minderheit mischt aber auch so kräftig mit. Nur, solange die verbale Schlacht weitergeht, hat der Synodale Weg nur eines zu erwarten: Enttäuschung. Es wird Zeit, dass wir Gott mit- und füreinander aufrichtig um ein Herz bitten, das Ihm vertrauen kann, damit Er uns Heilung, Erkenntnis, Weisheit schenkt und die Lösungen all unserer Fragen und Probleme in unser Herz legt, um die wir jetzt selber mit menschlicher Kraft ringen. Ein Herz, das Gott vertraut – das brauchen wir Katholiken in Deutschland. Mehr Gott, weniger Ego.

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