Freuen wir uns, Kinder Gottes zu sein – oder möchten wir uns lieber weltlich emanzipieren, scheinbar erwachsen werden und uns einen eigenen, zeitgemäßen Glauben ausdenken? Da wir aber nicht auf deutschkatholischen Wegen denken möchten, wenden wir uns weiterhin der Enzyklika „Lumen fidei“ zu und lassen uns davon anregen und ermutigen: „Das Leben im Glauben heißt, insofern es Gotteskindschaft ist, das ursprüngliche und tief greifende Geschenk anerkennen, auf dem das menschliche Leben beruht, und kann in dem Satz des heiligen Paulus an die Korinther zusammengefasst werden: »Was hast du, das du nicht empfangen hättest?« (1 Kor 4,7). 

Genau hier ist die Mitte der Polemik des heiligen Paulus gegen die Pharisäer angesiedelt, die Diskussion über das Heil durch den Glauben oder durch die Werke des Gesetzes. Was der heilige Paulus verwirft, ist die Haltung dessen, der sich durch sein eigenes Handeln selbst vor Gott rechtfertigen will. Auch wenn er die Gebote befolgt, auch wenn er gute Werke vollbringt, setzt er sich selber ins Zentrum und erkennt nicht an, dass der Ursprung des Guten Gott ist. Wer so handelt, wer selbst die Quelle seiner Gerechtigkeit sein will, erlebt, dass sie sich bald erschöpft, und entdeckt, dass er sich nicht einmal in der Treue zum Gesetz halten kann. Er schließt sich ein und isoliert sich vom Herrn und den anderen, und darum wird sein Leben leer, werden seine Werke fruchtlos wie ein Baum fern vom Wasser.“ 

Wer meint, sich selbst zu finden oder neu erfinden zu müssen, sein Leben in die Hand zu nehmen, entfremdet sich von Gott: „Der Anfang des Heiles ist das Sich-Öffnen für etwas Vorausgehendes, für eine ursprüngliche Gabe, die das Leben bekräftigt und im Sein bewahrt. Nur wenn man sich diesem Ursprung öffnet und ihn anerkennt, vermag man verwandelt zu werden, indem man zulässt, dass das Heil in uns wirkt und so unser Leben fruchtbar, reich an guten Früchten macht.“ 

Die „Logik des Glaubens“ sei auf Christus bezogen: „Der Glaube an Christus rettet uns, denn in ihm öffnet sich das Leben völlig für eine Liebe, die uns vorausgeht und uns von innen her verwandelt, die in uns und mit uns wirkt.“ Gottes Liebe verwandelt uns, ihr dürfen wir uns gläubig anvertrauen als Kinder Gottes: „Der Christ kann mit den Augen Jesu sehen, seine Gesinnung haben, seine Kind-Vater-Beziehung teilen, weil er seiner Liebe teilhaftig wird, die der Heilige Geist ist. In dieser Liebe empfängt man in gewisser Weise die Sichtweise Jesu. Außerhalb dieser Gleichgestaltung in der Liebe, außerhalb der Gegenwart des Geistes, der sie in unsere Herzen ausgießt (vgl. Röm 5,5), ist es unmöglich, Jesus als den Herrn zu bekennen (vgl. 1 Kor 12,3).“

Das Leben im Glauben ist notwendig kirchlich geformt und gestaltet. Nicht wir sind berufen, die Kirche Gottes zu gestalten, sondern die Kirche aller Zeiten und Orte gestaltet uns. Wir sind berufen, die Kirche immer mehr zu lieben: „Der Gläubige lernt, sich selbst von dem Glauben her zu sehen, den er bekennt. Die Gestalt Christi ist der Spiegel, in dem er die Verwirklichung des eigenen Bildes entdeckt. Und wie Christus in sich alle Gläubigen umfasst, die seinen Leib bilden, begreift der Christ sich selbst in diesem Leib, in ursprünglicher Beziehung zu Christus und zu seinen Brüdern und Schwestern im Glauben. Das Bild des Leibes will den Gläubigen nicht auf einen bloßen Teil eines anonymen Ganzen reduzieren, auf ein einfaches Rädchen in einem großen Getriebe, sondern will vielmehr die lebendige Einheit Christi mit den Gläubigen und aller Gläubigen untereinander unterstreichen.“ 

Wir lesen von der „notwendig kirchlichen Gestalt“ des Glaubens. Damit ist kein fluides Irgendwie, sondern die römisch-katholische Kirche gemeint: „Der Glaube hat eine notwendig kirchliche Gestalt; er wird vom Innern des Leibes Christi aus bekannt, als konkrete Gemeinsamkeit der Gläubigen. Von diesem kirchlichen Ort her macht er den einzelnen Christen offen für alle Menschen. Das einmal gehörte Wort Christi verwandelt sich durch seine Eigendynamik im Christen in Antwort und wird selbst verkündetes Wort, Bekenntnis des Glaubens.“ 

Der Glaube ist „keine Privatsache“, keine bloße Meinung, die heute so und morgen anders ausfällt. Der Glaube erwächst aus dem Hören: „Der Glaube wird also im Christen wirksam von der empfangenen Gabe her, der Liebe, die zu Christus hinzieht (vgl. Gal 5,6), und lässt ihn teilnehmen am Weg der Kirche, die durch die Geschichte pilgernd unterwegs ist zur Vollendung. Für den, der auf diese Weise verwandelt worden ist, öffnet sich eine neue Sichtweise, wird der Glaube zum Licht für seine Augen.“ 

Ich bin dankbar, froh und glücklich, ein Kind Gottes zu sein, verwurzelt im Credo der Kirche. Dieser Glaube macht sehend. Wir dürfen uns zu Jesus Christus bekennen. Es ist auch unser Auftrag, die Lehre der Kirche immer besser zu verstehen und immer glaubwürdiger zu leben. Unser Auftrag liegt nicht darin, die Kirche und ihre Lehre nach unseren weltlichen Wünschen zu verändern, sondern Gottes geliebte Kinder, damit treue Söhne und Töchter der Kirche zu sein und zu bleiben. Vergessen wir nie: Die Kirche des Herrn ist eine Liebe fürs Leben. Gehen wir das Wagnis dieser Liebe jeden Tag neu ein! Dazu ermuntern uns auch Vater Benedikt und Papst Franziskus.

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