Nach Beendigung der vierten Synodalversammlung des "Synodalen Wegs" am Wochenende sprach CNA Deutsch mit dem Youcat-Initiator und Publizisten Bernhard Meuser über dessen Einschätzung. Meuser engagiert sich auch für die Initiative "Neuer Anfang", die den synodalen Prozess der Kirche in Deutschland seit Jahren kritisch begleitet.

Sie haben über den von Ihnen initiierten Youcat eine besondere Verbindung zum Katechismus. Wie also bewerten Sie die expliziten Forderungen, den Katechismus der Katholischen Kirche mit Blick auf eine "Neubewertung von Homosexualität" zu ändern?

Katechismen gibt es als Schutzwall für das Evangelium, seine Frische und Radikalität. Der Katechismus verteidigt die Integrität der Offenbarung gegen ihre Korrumpierung durch die geschichtlich permanent absinkende Kirche. Papst Johannes Paul II. hat von der "sicheren Norm für die Lehre des Glaubens" gesprochen. Das Wort Gottes muss auch dort verteidigt werden, wo es sich gegen seine Verkündiger wendet – wo es die richtet, die es gerne etwas billiger hätten. In Sachen Homosexualität hat die Kirche mit Recht ein schlechtes Gewissen, weil sie gegen die Liebe verstoßen und Menschen abschätzig behandelt hat. Aber genau so wenig, wie sie Röm 1,26-27 aus der Bibel tilgen kann, so kann der Katechismus nun die Aussage eines von allen guten Geistern verlassenen deutschen Bischofs übernehmen, Homosexualität sei "gottgewollt".

Neben Ihrer Youcat-Arbeit begleiten Sie den "Synodalen Weg" als Teil der Initiative "Neuer Anfang" schon lange sehr kritisch. Hat Sie die deutliche Zustimmung zu Änderungen der biblisch begründeten Sexualmoral oder der überlieferten Lehre zur Frauenweihe noch überrascht?

Nicht wirklich, nach allem, was in den letzten beiden Jahren geschehen ist. Ich habe von Anfang an nicht verstanden, wie sich die lehrverantwortlichen Bischöfe auf eine Pseudo-Synode und einen illegitimen Prozess einlassen konnten, in dem nicht nur sie persönlich zerlegt und faktisch entmachtet wurden. Nein, hier wurde und wird das Lehramt der Kirche und ihre Vollmacht zu ethischer Verkündigung durch ein Kirchenpersonal geleugnet, das sich gegen das Evangelium verschanzt. Würden die ungeheuerlichen Optionen der deutschen Synodalversammlung allgemeines Gesetz in der Kirche, wäre Gender Kirchenlehre, "Keuschheit" nur noch eine legitime Option neben der Unzucht, das Ehesakrament nur noch eine Spitzenvariante unter vielen schönen Beziehungsformen und Gott nur noch ein lieber Opa, unter dessen senilem "Zuspruch" jeder in der Kirche tun und lassen kann, was er will.

Ist es positiv zu bewerten, dass man nun schwarz auf weiß sieht, welche Bischöfe noch mit beiden Füßen auf dem Boden der katholischen Überlieferung stehen?

Ja, mit Einschränkungen. Dass die Hosen runtergelassen wurden, darf nun nicht zu Hetzjagden, gar einem Kesseltreiben führen. Im Streaming konnte nun jeder, der wollte, den Heldenmut der Wenigen angesichts einer dämonischen Drohkulisse ebenso wahrnehmen, wie den erschütternden Kniefall der Vielen vor dem Synofanten.

Und dann sah die Sonntagslesung vom 10. September auch noch Ex 32 vor: "Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, sich vor ihm niedergeworfen und ihm Opfer geschlachtet." Nun weiß man, an wen man sich halten kann, wer seiner apostolischen Berufung, "Zeuge" zu sein, nachkam und wer dem Zeitgeist die Füße küsste.

Wie geht man als überzeugter Katholik damit um, wenn man einen Diözesanbischof hat, der objektiv nicht mehr denselben Glauben bekennt wie man selbst?

Wie man das seit der frühen Kirche immer schon getan hat. Sollte es sich herausstellen, dass ein Amtsträger mit dem gemeinsamen Glauben der Kirche manifest gebrochen hat, und sollte er damit die Kommuniongemeinschaft der einen Kirche verlassen haben, so besteht gegenüber diesem "Bischof" nicht nur keinerlei Loyalitäts- und Gehorsamspflicht mehr, sondern man hat als getaufter und gefirmter Christ sogar die Pflicht, ihm jede Unterstützung zu entziehen. Nun wird man die Texte des Synodalen Weges in Ruhe betrachten müssen, um dann das reale Abstimmungsverhalten der Bischöfe anzuschauen.

Was sagen sich zu den Vorwürfen von Irme Stetter-Karp, aber auch von Bischof Georg Bätzing und vielen anderen, die Bischöfe und andere Mitglieder des "Synodalen Wegs", die Texte abgelehnt haben, hätten sich in der Vorbereitung dieser Dokumente nicht ausreichend eingebracht?

Der Vorwurf ist infam. Das liberal dominierte Präsidium des Synodalen Weges hatte schon dafür gesorgt, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, um die richtigen Texte zu verfassen, die dann in einer Art Volkskammer-Parlamentarismus durchgeprügelt wurden. Die Beispiele sind Legion wie Andersdenkende ausgegrenzt, substanzielle Theologie verhindert und kritische Einsprüche abgebügelt wurden. Die Geschichte dieser putschartigen Vorgehensweise wird noch zu schreiben sein.

Papst Franziskus und der Heilige Stuhl haben sich mehrfach zum "Synodalen Weg" geäußert. Trotzdem ging alles weiter wie bisher. Was muss Rom Ihrer Ansicht nach jetzt – und zwar wirklich zeitnah – tun?

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Befürchten Sie eine ähnliche Entwicklung wie in Deutschland beim "Synodalen Weg" auch bei der mehrjährigen Weltsynode zum Thema Synodalität, die noch bis Herbst 2023 andauert?

Nein, es handelt sich um ein ganz anderes Format.

Wie geht es für die Initiative "Neuer Anfang" jetzt weiter?

Wir werden unsere Aufklärungsarbeit verstärken. Der Weltepiskopat wird wieder Post von uns bekommen. Wir werden alle kirchenrechtlichen Mittel ausschöpfen, um der Zerstörung der Kirche durch ihr eigenes Personal Einhalt zu gebieten. Sollte sich die institutionelle Verfestigung falscher Lehre in bestimmten deutschen Bistümern fortsetzen und zu einem kirchensteuerfinanzierten deutschen Sonderweg führen, wird mancher über den Satz nachdenken: Ich muss die Kirche verlassen, um in der Kirche zu bleiben. Die aufrechten Bischöfe werden wir in jeder Weise unterstützen und ihnen unser Hilfe anbieten. Heute schon sieht man – um eine Formulierung von Lessing zu gebrauchen – den "Erweis von Geist und Kraft" in ordentlich geführten Bistümern und die pastorale Anarchie in Bistümern, die nur noch ihre geistliche Insolvenz verschleppen.

Auf lange Sicht wird der "Neue Anfang" weniger gegen eine falsche Kirche, als für eine erneuerte Kirche arbeiten. Wir werden das Stadium der Apologetik verlassen und uns voll auf Katechese konzentrieren.

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