Der junge Lepanto-Verlag hat jetzt zum dritten Mal einen Almanach herausgebracht, in dem Aufsätze versammelt sind, die um das christliche Moment in unserem Leben und in unseren Gesellschaften kreisen. Der Verlag hat fast zwanzig Autoren eine Plattform geboten, um sich von verschiedenen Richtungen dem Christentum nähern zu können.

Daniel Zöllner macht sich Gedanken über die kulturellen Wurzeln Europas, Ulrich Krien setzt sich mit dem Transhumanismus in Bezug auf das Werk von C.S. Lewis und Pierre Teilhard de Chardin auseinander, Michael Rieger hingegen schreibt über den Humanismus. Stefan Hartmann hingegen spürt Goethes marianischen Neigungen in dessen Werk nach, während von mehreren Autoren das christliche Element in der Lyrik untersucht wird. In einem weiteren Beitrag lässt sich Zöllner auf den Versuch ein, die Dichtung als Gebet zu deuten. Christoph Fackelmann beschäftigt sich mit einer Laienspielinszenierung von Paul Ernsts „Chriemhild“ durch den Bund Neuland aus dem Jahr 1935, um festzustellen: „Das Werk aber hat das Recht, nur aufzuerstehen“, wie er seinen Aufsatz betitelt hat.

Einen breiteren Raum nimmt die Erörterung von Ángeles Osiander-Fuentes über die Kunst und den Widerstand im Dritten Reich durch Reinhold Schneider ein, wobei sich der Autor der Problematik der „Inneren Emigration“ annimmt. Während die exilierten Autoren, die vom sicheren Ausland über Deutschland schreiben konnten, a priori Anerkennung erfahren haben, tat sich die Forschung und auch die deutsche Nachkriegsgesellschaft schwer, das Werk der während der Zeit der Diktatur in Deutschland verbliebenen Autoren ebenfalls als große Literatur anzunehmen. Die Unsicherheit des Exils nobilitierte die Autoren, während diejenigen, die sich den Bombennächten in Deutschland aussetzten, mit Argwohn bedacht wurden. Diese Auseinandersetzung fand vor dem Hintergrund der Frage statt, wer sich als der bessere Deutsche empfinden durfte, wobei die reimmigrierten Literaten davon überzeugt waren, dass die Entscheidung, das Exil auf sich zu nehmen, das für sie günstige Urteil indiziere. Der Autor widerspricht der sich eingebürgerten Selbstverständlichkeit und kämpft dafür, auch die innere Emigration als vollwertige Emigration anzuerkennen.

Das Niveau der Beiträge ist hoch, ohne dass aber die Autoren in den Fehler verfallen sind, ihre Bildung durch schwierig zu verstehende Sätze vorzuführen. Deshalb können auch theologisch-philosophische Laien die Intentionen der Autoren nachvollziehen und die jeweilige Kernaussage erfassen. Und gleichzeitig kann der Leser erkennen, wie tief das christliche Moment in den Gesellschaften verwurzelt ist, aber auch, dass selbst eine laizistisch-atheistische Welt nicht den christlichen Ursprung abschütteln kann. Das viel beschworene Haus Europa kann nur auf einem tragfähigen Fundament errichtet werden. Auch wenn man es verneint, ja, wenn man es nicht wahrhaben möchte – das Fundament ist nun einmal christlich ausgeprägt. Diese unumstößliche Tatsache kann nicht durch den ideologischen Diskurs aus der Welt verbannt werden. Hieraus ergibt sich die Verpflichtung, auf diesem Fundament den Bau voranzutreiben. Es ist eine Grundlage, die Gewissheiten vermittelt und deshalb der Willkür vorbeugt, die sich leicht aus dem Mangel an Maßstäben ergeben kann – aus der Relativierung von Werten und Konventionen, die dem Diktat des anything goes unterliegt und nichts anderes als die Beliebigkeit widerspiegelt.

Der Mitinhaber des Lepanto-Verlages, Hans-Ulrich Kopp, schlägt in seinem Beitrag einen Bogen zur Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571, um sich 450 Jahre danach Gedanken darüber zu machen, welche historischen Konsequenzen dieses Aufeinandertreffen der christlichen Heiligen Liga und der Flotte des Osmanischen Reiches nach sich gezogen haben. Für Kopp manifestiert sich in dem siegreichen Kampf der christlichen Truppen das Ende der türkischen Expansionspolitik und damit weiterer Eroberungskriege des Osmanischen Reiches. Der Sieg war für ihn aber nicht nur eine politische Zäsur, die den Traum eines osmanischen Mittelmeeres platzen ließ – es war auch das abrupte Ende der Idee, das Christentum als Grundlage der Staaten und Gesellschaften rund um das Mittelmeer durch den Islam zu ersetzen. Deshalb wurde die Lepanto-Seeschlacht auch als Triumph des Christentums über den Islam gedeutet. Die Erinnerung an diese siegreiche Schlacht hat auch bei der Namensgebung des Verlages als Pate gestanden. Allerdings versteht er sich nicht als Plattform, um nur gegen die weitere Verbreitung des Islams in Europa vorzugehen. Intention ist vielmehr, sich jeder Form der Entchristlichung unserer Gesellschaften und Staaten, ob durch andere Religionen, ob durch atheistische oder agnostische Ideologien, entgegenzustellen. Kopp möchte mit seinem Verlag etwas der latenten und schleichenden Entchristlichung entgegensetzen, ja, er möchte Autoren, deren Denken im Christentum wurzelt, Möglichkeiten bieten, die Schönheit des christlichen Glaubens der Welt aufzuzeigen. In dieser Intention sieht er sich im Einklang mit dem Wort Jesu Christi, dass die Gläubigen in die Welt gehen sollen, um alle Menschen zu bekehren. Er nimmt diesen Auftrag ernst, auch deshalb, damit den Gesellschaften das vor Augen geführt wird, was Zukunft eröffnen kann.

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