Der englische König Charles III. sagte: „Wir müssen unseren Glauben überwinden, dass der Weltraum über uns so groß ist, dass wir zulassen können, dass das, was nicht in Sicht ist, auch aus dem Sinn ist. Wir müssen einen nachhaltigen Weg entwickeln, einen dauerhaften Weg, um vom Weltraum zu profitieren, genauso wie wir das hier auf der Erde müssen.“

Seit Beginn der Raumfahrt im Jahr 1957 gibt es etwa 13.600 Satelliten im Weltraum. Wir kennen die Rush Hour, die Stoßzeit, in deutschen Großstädten, aber was ist mit der Rush Hour im Weltall? Sie herrscht ununterbrochen. Eine bunte Mischung aus aktiven Satellitensystemen und ausgedienten Objekten, Weltraumschrott.

Wir wissen, was mit ausgedienten Objekten passiert: Sie landen im Südpazifik im Raumschiffsfriedhof, der unter dem Namen „Point Nemo“ bekannt ist. Point Nemo ist der am weitesten vom Festland entfernte Ort auf der Erde. Und dort liegen bereits über 300 Raumschiffe und dazugehörige Weltraumtrümmer.

Aber was passiert mit den Satelliten, die aktuell im Weltraum kreisen, nämlich etwa 6.000 Stück?

Kürzlich tagte bei der UN in Genf eine offene Arbeitsgruppe mit dem Ziel, ein verantwortungsbewusstes Verhalten im Weltraum zu erreichen. Der Ständige Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf nahm daran teil.

Wir fragten bei Erzbischof Fortunatus Nwachukwu nach, ob es Weltraumverkehrsregeln gibt, warum der Vatikan an solchen UN-Sitzungen mitwirkt – und weil wir gerade im All sind: Was sagt eigentlich die katholische Kirche zum Thema „Außerirdische“?

Sie haben kürzlich an einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen in Genf teilgenommen „zur Verringerung der Bedrohungen im Weltraum durch Normen, Regeln und Grundsätze für verantwortungsvolles Verhalten“. Klingt für mich etwas wie wie Captain Kirks Anweisungen an die Besatzung von Raumschiff Enterprise …

Ja, aber wissen Sie, 1967 kam der Weltraumvertrag – und zwar nachdem die Russen und dann die Amerikaner in den Weltraum vorgedrungen waren. Und so wurde es notwendig, die Nutzung, die Präsenz von Menschen im Weltraum zu regeln, um so eine „kunterbunte“ Nutzung zu vermeiden. Dabei wurde versucht, auf bestehenden Verträgen und Rechtsinstrumenten aufzubauen, insbesondere auf der Charta der Vereinten Nationen und dann auch auf dem Weltraumvertrag. Sie sind zu Mitteln geworden, mit denen versucht wurde, zu gewährleisten, dass sich die Weltraumnutzung nicht gegen das Gemeinwohl richtet. Wie ich zuvor in Interviews erwähnte, ist der Heilige Stuhl immer an Fragen des Gemeinwohls interessiert. Daher beteiligen wir uns also an diesen Konferenzen, um sicherzustellen, dass die Staaten daran erinnert werden, dass die Nutzung des Weltraums nicht gegen, sondern für das Gemeinwohl erfolgen sollte.

In Ihrem Beitrag vor der UN in Genf sagten Sie, dass die Notwendigkeit von Vorschriften zur Regulierung insbesondere des Weltraumverkehrs dringend erforderlich sei. Ich spiele mal des Widersachers Advokat: „Haben wir nicht genug Probleme, unseren irdischen Verkehr zunächst zu regulieren?“

Nun, in erster Linie muss man an die Bedeutung des Weltraums denken. Der Weltraum wird heute sehr stark genutzt. Man denke nur an die Nutzung der Satelliten, und die Zahl der Satelliten, die in unserer Zeit in den Weltraum geschickt wurden, ist enorm gestiegen. Wir müssen aufpassen, dass diese Satelliten nicht miteinander kollidieren und zerstört werden. Sie wissen, dass wir diese Satelliten benutzen. Denken Sie nur an das Global Positioning System, das GPS, das zur Steuerung des Verkehrs eingesetzt wird. Denken Sie an den Flugverkehr, denken Sie an den Schiffsverkehr, denken Sie an den Landverkehr. Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn wir keine Mittel zur Kontrolle des Luftverkehrs hätten, bei so vielen Flugzeugen, die starten und über den Himmel fliegen. Sie alle nutzen Satelliten, und diese Satelliten befinden sich im Weltraum. Dann denken Sie auch daran, dass wir jetzt sogar private Unternehmen haben, die ihre eigenen Satelliten in den Weltraum schicken.

Denken Sie daran, dass manche versuchen, Satelliten oder andere Objekte, die in den Weltraum fliegen, zu militarisieren, um vielleicht zu versuchen, feindliche Satelliten als kriegerische Handlung zu zerstören. Das hat auch zur Entwicklung von Satelliten-Abwehrraketen geführt, oder zumindest zur Planung dieser Entwicklung durch bestimmte Staaten.

Und wenn Satelliten eine begrenzte Lebensdauer haben, zerstören sie sich selbst und werden so zu Trümmern. Wenn Hunderte von Satelliten sich selbst zerstören, wird der Weltraum mit Trümmern gefüllt. Deshalb muss man versuchen, Normen und Rechtsinstrumente zu finden, die die Nutzung des Weltraums regeln, die den Verkehr dieser Satelliten und anderer Gegenstände im Weltraum steuern, um die Fehler zu vermeiden, die wir hier auf der Erde im Hinblick auf den Verkehr haben. Deshalb, ja, die Regulierung des Verkehrs im Weltraum ist sehr wichtig.

Laut Statista befinden sich ca. 6.000 Satelliten im All. Dominierend sind die USA mit 3.433, gefolgt von China mit 541 und Russland mit 172 Satelliten. Der Erzbischof erwähnte, dass auch private Unternehmen eigene Satelliten in den Weltraum schicken. Es sind gerade jene Großprojekte, welche die Satellitenanzahl im Orbit weiter rasant steigen lassen. So umfasst das Starlink-Satellitennetzwerk, welches dem Milliardär Elon Musk gehört, mittlerweile etwa 2.400 Satelliten. Bis 2027 soll das Satellitennetz von Starlink auf etwa 30.000 Satelliten wachsen.

Exzellenz, Sie haben die Besorgnis des Heiligen Stuhls über die zunehmende Überlastung der Umlaufbahn, Weltraummüll und Cyber-Kriegsführung zum Ausdruck gebracht und plädieren für eine Verpflichtung zum Verbot aller Waffenkategorien im Weltraum. Glauben Sie, dass, selbst wenn es ein solches rechtsverbindliches Instrument gäbe, die Supermächte zustimmen, geschweige denn sich daran halten würden?

Nun, ich muss Ihnen sagen, dass es sogar zum Vorteil, zum Interesse dieser Supermächte ist, wenn wir ein normatives, tatsächlich rechtlich bindendes Konzept bekommen, das ein wenig Kontrolle und Ausgleich bringt, um die Fehler zu vermeiden, die wir hier in Bezug auf das Wettrüsten gemacht haben. Denn wenn wir zum Beispiel Atombomben im Weltraum platzieren und sie explodieren, wird die Wirkung solcher Bomben oder sehr kleiner Waffen willkürlich sein, und niemand wird verschont und niemand wird unversehrt bleiben.

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Wir müssen also sehr vorsichtig sein, was das Wettrüsten im Weltraum angeht, denn dort könnten wir die Fehler wiederholen, die hier auf der Erde im Hinblick auf das Wettrüsten gemacht wurden, und die uns zur Schaffung bestimmter Regeln geführt haben.

Was die Einhaltung oder Nichteinhaltung dieser Richtlinien durch die Staaten angeht, können wir nicht viel tun, denn selbst die bestehenden Verträge werden nicht von allen Staaten eingehalten. Aber das schmälert nicht die Bedeutung dieser Verträge.

Es müssen Instrumentarien geschaffen werden, und es müssen einige Personen anwesend sein, um die Staaten immer wieder an ihre Verpflichtungen zu erinnern, an ihre Pflicht, ihre Verpflichtungen einzuhalten. Aus diesem Grund ist der Heilige Stuhl in der Regel bei diesen Treffen anwesend.

Der Heilige Stuhl hat keine direkten militärischen Interessen. Wir haben vielleicht die kleinste Armee der Welt, die Schweizergarde, und wir führen keinen Krieg mehr gegen irgendjemanden. Wir verfolgen, streng genommen, nicht einmal ein kommerzielles Interesse.

Unsere Interessen sind nur drei: der Schutz und die Verteidigung des menschlichen Lebens, der Schutz und die Verteidigung der Menschenwürde und die Suche, die Verteidigung und der Schutz des Gemeinwohls.

Und überall dort, wo diese drei Elemente eine Rolle spielen, ist der Heilige Stuhl daran interessiert, als eine Art Gewissen oder eine Person oder eine Kraft zu sein, an das Gewissen der großen und starken Nationen zu appellieren.

Denn vergessen wir nicht, ob es uns gefällt oder nicht, die großen und starken Nationen werden auch von Menschen geführt, auch wenn sie sich manchmal benehmen wie Menschen ohne Gewissen. Das ist ein Verhalten gegen die Natur. Es ist ein Handeln gegen die Natur. Sie sind aber Menschen, und tief im Inneren hat jeder von ihnen ein Gewissen. Und der Heilige Stuhl ist da, um zu versuchen, ihr Gewissen für ihre Verantwortung und ihre Verpflichtungen zu sensibilisieren.

Exzellenz, ich denke, die Notwendigkeit den Weltraumverkehr zu regeln, haben Sie überzeugend dargelegt. Und da wir gerade vom Weltraum sprechen, aus katholischer Sicht, und weil Sie auch ein Bibelwissenschaftler sind, und im Zusammenhang mit dem Weltraum im Allgemeinen, hat der allmächtige Gott vielleicht auch „kleine grüne Männchen“, Aliens, in fernen Galaxien erschaffen?

Das ist eine interessante Frage. Aber ich muss Ihnen einfach sagen, dass unser Glaube als Christen und als Katholiken auf Offenbarung beruht. Und diese Offenbarung ist das, was wir in der Heiligen Schrift haben. Und wir haben sie auch durch die Tradition, die uns vermittelt, dass die Offenbarung ein Prozess war. Und in Jesus haben wir den Vollender, den Höhepunkt dieser Offenbarung.

Denn wie wir im Johannesevangelium 1,18 lesen: Niemand hat ihn je gesehen, außer dem eingeborenen Sohn Gottes, der im Geiste Gottes ist. Er hat Gott offenbart. Jesus ist also die Offenbarung. Die Offenbarung hat sich in Jesus vollendet. Aber unsere menschliche Entdeckung dieser Offenbarung ist noch nicht abgeschlossen. Selbst nach 2000 Jahren sind wir immer noch dabei, die Offenbarung, die uns in Jesus Christus vollständig offenbart wurde, zu interpretieren und zu enthüllen.

Was Ihre konkrete Frage betrifft, ob es außerhalb unseres Raumes noch andere Wesen gibt, so sage ich: Wer weiß? In Jesus Christus werden wir es im Laufe der Zeit herausfinden. Erinnern Sie sich noch an den Text von Jesus Christus, in dem er von sich als gutem Hirten spricht?

Im zehnten Kapitel des Johannes sagt er: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht zu dieser Herde gehören, und ich muss auch sie hüten.“ Was meint er damit? Meint er, dass er einige grüne Wesen in anderen Himmelskörpern hat? Nun, wir wissen es nicht. Meint Jesus vielleicht nur menschliche Wesen? Höchstwahrscheinlich.

Aber wie gesagt, das Ausmaß der Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist etwas für uns, etwas, das wir ständig entdecken und interpretieren müssen. Die Entdeckung und Erklärung der Bedeutung der Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist für uns fortschreitende, laufende Arbeit.

Papst Franziskus sagte im Jahr 2014: „Wenn zum Beispiel morgen eine Expedition von Marsmenschen zu uns käme und einer sagte: ‚Ich möchte getauft werden!‘, was würde dann passieren?“ Um klarzustellen, dass er wirklich von Außerirdischen sprach, sagte der Papst: „Marsmenschen, richtig? Grün, mit langen Nasen und großen Ohren, wie auf Kinderzeichnungen.“ Er wäre bereit, Außerirdische zu taufen, wenn sie in den Vatikan kämen, und fragte: „Wer sind wir denn, dass wir jemandem die Türen verschließen“ – sogar Marsmenschen. Das sagte der Papst in seiner Predigt, die den Konzepten der Akzeptanz und Inklusion gewidmet war.

Original-Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Alex Mur | Deutsche Sprecher: Jan Terstiege, Matthias Ubert | Redaktionelle Bearbeitung, Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency im Auftrag von EWTN Deutschland und CNA Deutsch.

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