CNA Deutsch dokumentiert im Wortlaut das ursprünglich geplante Gebet von Papst Franziskus am Samstagmorgen in der Erscheinungskapelle von Fatima, wohin er im Rahmen seines Besuchs beim Weltjugendtag in Lissabon für wenige Stunden gereist war. Der Pontifex entschied sich jedoch, das Gebet nicht zu sprechen.

Oh Maria, wir stehen hier vor dir. Du bist Mutter und sorgst für uns. Du kennst unsere Leiden und unsere Mühen. Wir erheben unseren Blick zu dir, wir versenken uns in deine Augen und wir vertrauen uns deinem Herzen an.

Dieses war nicht frei von Fragen und Ängsten: Du hast Furcht empfunden, als der Engel dich in Nazaret besuchte, Sorge, als ihr keine Unterkunft in Betlehem finden konntet, Angst, als ihr Jesus im Tempel verloren habt. Aber in den Prüfungen warst du mutig und kühn: Du hast Gott alles anvertraut und auf die Furcht mit Liebe, auf die Sorge mit Fürsorge und auf die Angst mit Hingabe geantwortet. In den entscheidenden Augenblicken hast du dich nie zurückgezogen, du hast die Initiative ergriffen: Eilfertig bist du zu Elisabet gegangen, bei der Hochzeit in Kana hast du an Jesu Herz angeklopft, im Abendmahlssaal hast du die Jünger vereint gehalten. Auf Golgota wurde deine Seele von einem Schwert durchbohrt, doch du, die demütige und starke Frau, hast die Nacht des Schmerzes mit österlicher Hoffnung erhellt.

Und jetzt blickst du auf uns, du leidest mit uns und für uns. Dein Herz ist für unsere Probleme empfänglich. Wir übergeben sie dir: Ergreife noch einmal die Initiative für uns, in diesen Zeiten, die von Ungerechtigkeit erdrückt und von Waffen verwüstet werden. Wende deinen mütterlichen Blick der Menschheitsfamilie zu, die den Weg des Friedens verloren hat, die den Sinn für Geschwisterlichkeit eingebüßt hat und die die häusliche Atmosphäre nicht mehr wiederfindet. Lege Fürsprache für unsere Welt in Gefahr und Aufruhr ein, damit sie das Leben willkommen heißt und den Krieg zurückweist, damit sie sich derer annimmt, die leiden, und die Schöpfung bewahrt. Wir kommen zu dir, wir suchen Zuflucht in deinem unbefleckten Herzen. Wir erbitten Barmherzigkeit, du Mutter der Barmherzigkeit, und Frieden, du Königin des Friedens! Bekehre die Herzen derer, die Hass schüren und Konflikte anfachen und die meinen, dass der Krieg die Lösung der Probleme sei. Berühre die Herzen der Fernstehenden, derer, die nicht die Freude besitzen, Gott zu kennen. Stehe den Einsamen bei, stärke die Kranken, tröste die Entmutigten.

In diesem Gespräch mit dir, Königin des heiligen Rosenkranzes, erinnern wir uns an deine mütterlichen Mahnungen. Du bist gekommen, um Gebet und Buße zu erbitten. Doch wie oft haben wir uns von anderen Dingen anlocken lassen: Gefangen in unseren Bedürfnissen und abgelenkt von vielen Interessen, sind wir für deine Anliegen taub gewesen. Aber du liebst uns und wirst unserer nicht müde. Erinnere uns erneut daran, dass der erste Platz Gott gebührt. Hilf uns, uns zu bekehren. Bewahre die Einheit in der Kirche, wenn sie durch Ideologien polarisiert, durch die Sünden ihrer Kinder verwundet und durch die Weltlichkeit versucht wird. Du hast in deiner Bescheidenheit das Große, das der Herr an dir getan hat, gepriesen. Erinnere uns daran, dass Demut und Sanftmut die Schlüssel sind, die das Innerste des Herzens Gottes öffnen und es so seinem Geist ermöglichen, sich über die Welt zu ergießen. Tröste also die Kleinen und die Schlichten, diejenigen, die glauben, anbeten, hoffen und lieben; ermutige sie in ihrer Sendung. Entfache in uns allen den apostolischen Eifer und nimm die jungen Menschen an die Hand: Lass in ihnen den Wunsch aufleuchten, das Leben einzusetzen, um große und schöne Träume zu verwirklichen.

Oh Maria, wir lieben dich und vertrauen auf dich. Und dir vertrauen wir uns jetzt erneut an. Mit kindlichem Herzen weihen wir dir unser Leben, jede Faser unseres Seins, alles, was wir haben und sind, für immer. Wir weihen dir die Kirche und die Welt, insbesondere die Länder, die sich im Krieg befinden. Erwirke uns den Frieden. Du, Jungfrau vom Weg, eröffnest Pfade, wo es keine zu geben scheint. Du, die du die Knoten löst, entwirre die Verstrickungen des Egoismus und die Schlingen der Macht. Du, die du dich niemals in Großherzigkeit übertreffen lässt, erfülle uns mit Zärtlichkeit, erfülle uns mit Hoffnung und lass uns die Freude verkosten, die nicht vergeht, die Freude des Evangeliums. Amen.

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