Der heutige 6. Oktober ist der Festtag des heiligen Bruno, des Gründervaters der Kartäuser. Das halberemitische Leben der Kartäuser in ihren meist weitläufigen und abseits der Menschenströme gelegenen Klöster, die sie Kartausen nennen, findet in großer Stille statt, getrennt von den Menschen und dem Getriebe der Welt, aber in der Gegenwart Gottes.

Gott ist es, der Männer und Frauen beruft, dieses harte und einsame Leben zu wählen, das den meisten Menschen unverständlich ist und bleiben wird. Die klösterliche Berufung in eine Kartause ist die positive Antwort auf Gottes Ruf: ein Ruf zum andauernden Gespräch mit Gott. Wer es fassen kann, der fasse es.

Auch wenn die Antwort auf Gottes Ruf bedeutet, ein Leben der Buße zu führen, so ist dieses Leben doch keine vordergründige Ablehnung dieser Welt oder gar eine Abrechnung mit ihr. Was die Kartäuser in Anlehnung an den heiligen Bruno schon seit über 900 Jahren leben, ist ihr Zeugnis der Beständigkeit der Liebe Gottes, die sich auf alle Menschen auswirkt. Denn trotz der Wunden der Weltgeschichte, der Kirche und jedes Einzelnen, haben sich die Kartäuser niemals von ihrem Weg abbringen lassen, sich nicht verführen lassen: Sie antworten Gott nicht nur im Gespräch mit ihm, sondern auch im Schweigen.

Ihr Leben in Gott und für Gott bedeutet für die Kartäusernonnen und -mönche, dass sie nicht den Veränderlichkeiten aller möglichen Moden nacheifern. Seitdem der heilige Bruno im Jahr 1084 die Einsiedelei der Grande Chartreuse und damit den Kartäuserorden gründete, streben seine Töchter und Söhne nach der Einheit mit Gott, die sie aus der befruchtenden Kraft der Einsamkeit, der Stille und des Gebetes schöpfen. Dies ist das verborgene Apostolat der Kartäuser: in der lebendigen Kraft ihrer Kontemplation vermögen sie die Gabe Gottes an die Welt auszustrahlen.

„Gott kann nur in einem demütigen, einfachen, reinen und friedlichen Herzen wohnen, er kann nur in einem entsagenden und völlig befreiten Herzen wirken, das sich ganz Gott opfert, sich ganz hingibt, sich ganz hingibt, behält nichts für sich“, so Hugo de Balma. Dieses Wort eines Kartäusers aus dem im 13. Jahrhundert deutet das reiche Erbe dieses Ordens an. Ihre Frömmigkeit, ihre Kontemplation, ihre Meditation wird zu einer „in ihre Herzen geschriebenen Wissenschaft“.

Bruno schrieb in einem Brief an einen seiner Ordensbrüder, dass auch die Mönche ein gewisses Maß an Entspannung nötig hätten, denn „stets gespannt, erlahmt der Bogen“. Die Freuden der gemeinsamen Begegnung oder der Begegnung mit der Natur dienen der Entspannung und Erholung, damit „der Geist von den recht strengen Weisungen der Regel und von geistlichen Übungen“ nicht ermüdet und geschwächt wird: „Denn wenn ein Bogen ständig gespannt ist, wird er locker und vermag seinen Zweck nicht mehr zu erfüllen.“

Doch diese wenigen Gemeinschaftsmomente ihres Einsiedlerlebens, die diesen Ordensleuten gemäß ihren Konstitutionen zugestanden werden, durchbrechen die große Stille, in der sie die Gegenwart Gottes leben, nicht wirklich. Ihr Beten ist kontinuierlich.

Bruno, der lieber arm für Christus leben wollte als reich für die Welt, starb am 6. Oktober 1101 im Ruf der Heiligkeit. Nach seinem Tod sagte man über ihn: „Er verachtete alles und hielt, arm, an Christus fest.“

Heutzutage, in Zeiten, in denen viele am Sinn ihres Lebens zweifeln, scheut man sich beinahe, das Leben der Kartäuser als sinnvoll und beispielhaft vorzustellen. Jedoch ist es möglich, von der Kartäuser-Spiritualität etwas für das eigene Glück und für den je eigenen Weg zu Gott zu lernen. Vor allem ist es die Nüchternheit, die Platz greifen muss und der Suche nach Luxus der Welt widerspricht.

In den Kartäuser-Statuten ist zu lesen: „Wir haben die Welt für immer verlassen, um unaufhörlich vor der göttlichen Majestät zu stehen. Dieser uns eigenen Aufgabe eingedenk, meiden wir es möglichst, auszugehen und durch Ortschaften und Städte zu laufen. Doch würde uns eine so strenge Beobachtung der Klausur nichts nützen, wenn wir dadurch nicht nach jener Herzensreinheit strebten, der allein die Verheißung gilt, Gott zu schauen. Wer sie erlangen will, muss sehr abgetötet sein, vor allem im Hinblick auf die natürliche Neugier, die der Mensch für menschliche Angelegenheiten an sich erfährt. Wir dürfen nicht durch Haschen nach Neuigkeiten und Gerüchten unsere Phantasie durch die Welt schweifen lassen. Unser Anteil ist es vielmehr, verborgen im Schutz des Angesichtes Gottes zu weilen.“

Die Söhne und Töchter des heiligen Bruno, die weit entfernt sind von neugierigen Blicken und weltlichem Ruhm, tragen in sich, als Geheimnis ihres Einsiedlerlebens, das zerstörte Leben der Menschen in den Wunden Christi.

Auch nehmen sie durch die Strenge ihrer Askese die Armut der Welt in Kauf, und durch die demütige Arbeit ihrer Hände spiegeln sie die erneuerte und unter dem Blick Gottes erhobene menschliche Existenz wider. In der Dichte ihres Gebets werden sie zum Licht der Welt, das sich über die leidende Menschheit ausgebreitet. Durch die Kartäuser wird das Leben der Kirche in freier und vorbehaltloser Hingabe verinnerlicht und vertieft.

Noch einmal die Kartäuser-Statuten: „Die Vertrautheit mit Gott engt aber das Herz nicht ein, sondern macht es weit, so dass es die Nöte und Probleme der Welt sowie die großen Anliegen der Kirche in Gott zu umfangen vermag. Es ist angebracht, dass die Mönche hierüber in etwa Bescheid wissen. Die ehrliche Sorge um die Mitmenschen soll sich jedoch nicht in der Befriedigung der Neugier, sondern in der innigen Vereinigung mit Christus vollziehen. Auf den Geist in seinem Innern lauschend, soll jeder unterscheiden, was er in seine Gedankenwelt aufnehmen kann, ohne das Gespräch mit Gott zu stören.“

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