[Lesungen HIER]

Die entscheidenden Worte in den heutigen Lesungen heißen meiner Ansicht nach Heiliger Geist und Teufel. Ja – Heiliger Geist und Teufel.

In der Rede des Apostels Petrus, die wir in der Lesung gehört haben, heißt es am Ende: „Ihr wißt, was im ganzen Land der Juden geschehen ist; wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel geknechtet waren: denn Gott war mit ihm.“

Ja, der Heilige Geist sowie seine Kraft – und die Knechtung durch den Teufel. Das sind die Gegensätze der Weltgeschichte. Wir hören nicht gerne vom Teufel. Vielleicht hat die Kirche früher den Fehler gemacht, zu viel vom Teufel und vom Satan zu sprechen. Daher haben wir dann aufgehört, weil es mit unserer Aufklärung nicht zusammenpasste. Wir könnten statt Teufel auch vom Widersacher Gottes sprechen. Oder vielleicht noch richtiger vom Feind des Menschen. Papst Franziskus sagte einmal: „Der Teufel will, dass der Mensch scheitert.“ Der Teufel ist also der Feind des Menschen. Gott aber ist der Freund des Menschen.

Und wenn wir in unsere heutige politische und gesellschaftliche Welt schauen, können wir dann nicht auch den Eindruck gewinnen, dass der Widersacher Gottes an unendlich vielen Stellen am Werk ist? Und eben der Feind des Menschen. Und das nicht nur dort wo Krieg herrscht, sondern auch da, wo alle nur an sich selbst denken. Sind nicht viele Menschen vom Teufel geknechtet?

Zurück zur Taufe Jesu am Jordan. Der Geist sei dabei auf Jesus herabgekommen. Offenbar hatte er ihn vorher noch nicht. Nach dem Evangelium war Jesus damals 30 Jahre alt und hatte – wie es heißt – im Verborgenen gelebt und gearbeitet. Und ab der Taufe zog Jesus – wie wir hörten – umher, tat Gutes und heilte alle. Damit ist nicht nur die körperliche Heilung gemeint, sondern eben ausdrücklich „alle, die vom Teufel geknechtet waren“. Und als Begrünung für diese Tätigkeit heißt es dann am Ende: „Denn Gott war mit ihm.“ Wenn Gott mit ihm war, müsste sich dann die Welt nicht geändert haben, besser geworden sein? Ist sie besser geworden?

Schon höre ich den Einwand von vielen, die Welt sei durch Kirche und Christentum nicht besser geworden. Die schlimmsten Untaten seien sogar durch die Christen verübt worden. Zu seiner Zeit mag Jesus ein paar Dutzend Leuten geholfen und sie geheilt haben. Die Welt aber hat sich durch Jesus nicht geändert. Der Widersacher Gottes ist am Werk, wenn man die Kriege und den Hass und die Bosheit in der Welt sieht. Und das nicht nur in der Welt, sondern auch in der Kirche, in der Gemeinschaft derer, die sich auf Christus berufen.

Und ich sage dagegen: Doch der Geist Gottes ist seit Jesus Christus in der Welt. Zunächst hat sich Jesus in die Reihe der Sünder eingereiht, um sich taufen zu lassen. Das heißt dann auch für uns: Auch wir – die Christen – müssen uns zunächst in die Reihe der Sünder einreihen. Wir müssen an die Brust klopfen und uns dann wieder auf den Weg Jesu machen. Sünder sind wir alle und werden es bleiben. Aber an die Brust klopfen können wir auch.

Vor zwei Tagen stand in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Interview mit Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen. Es stand unter der Überschrift: Vertrauen gewinnt man nicht einfach zurück. Ja – das stimmt. Die Kirche hat durch den sexuellen Missbrauch viel an Vertrauen verloren, vor allem die Verantwortlichen. Aber ich erlaube mir die Frage: Haben die wirklich großen Christen an Jesus Christus geglaubt, weil die Verantwortlichen glaubwürdig waren? Haben sie ihr Leben gegeben, weil sie den Verantwortlich getraut haben? Haben die großen Prediger in dieser Kirche, hat Romano Guardini oder hat Eugen Bieser Menschen für Christus gewonnen, weil die Verantwortlichen überzeugende Menschen waren? War es nicht vielmehr die Glaubwürdigkeit Jesu Christi selbst am Kreuz? Auch unzählige normale Gläubige haben christlich gelebt, nicht weil die Verantwortlichen glaubwürdig waren. Sie haben ihr Leben an Christus festgemacht. Er ist der treue Zeuge – wie es im Evangelium heißt.

Von Jesus selbst ging und geht ein neuer Geist aus, weil er zuverlässig ist, weil er den Menschen zugewandt ist, weil er den Sündern vergibt und keine Steine auf sie wirft. Jesus liebt den Sünder, auch wenn er die Sünde hasst. Von ihm ging der neue Geist aus und sein Geist bleibt in der Welt, aber der Widersacher ist auch am Werk. Und wehe, wenn wir den Widersacher aus dem Spiel lassen. Leider blickt der Widersacher Jesu mich auch aus vielen Bildern im Internet und aus Reklamebildern an. Viele Werbung und Bilder im Internet belügen die Menschen, werfen vor allem jungen Menschen Sand in die Augen, führen sie an der Nase herum.

Wir leben mitten in einer Welt, in der der Kampf tobt zwischen dem Geist Jesu Christi und dem Widersacher Gottes, dem Feind des Menschen. Wenn wir heute die Taufe Jesu feiern, so denken wir an den Geist Christi, der in die Welt kam. Bitten wir um den Geist Christi, halten wir uns an den Geist Christi. Und öffnen wir unsere Augen auf die Tricks des Widersachers. Aber vertrauen wir auf den Geist. Er ist stärker. Seine Liebe zu uns ist stärker. Amen.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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