CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Vierten Fastensonntag.

Der Eröffnungsvers zeigt uns heute die Atmosphäre der Eucharistiefeier auf: „Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, alle, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung“ (vgl. Jes 66,10-11).

Eine Botschaft der Freude und des Trostes, gerichtet an jene, die traurig waren. Der Prophet, der diese Worte schrieb, bezog sich auf den Zustand der Sklaverei des hebräischen Volkes in Babylon, von dem wir heute in der Prosa der ersten Lesung (2 Chr 36,14–23) und in der Poesie des Antwortpsalms (Ps 136) hören. Aus dieser Sklaverei wurden die Israeliten vom Herrn durch Kyrus, den König von Persien, erlöst.

Dinge, die vor 26 oder 27 Jahrhunderten passiert sind – welches Interesse können sie für uns heute haben? Ein großes, wenn wir es schaffen, die beispielhafte Bedeutung dieser Geschichte zu erfassen, die uns lehrt, wie es dazu kommt, dass wir Sklaven des Bösen und der Traurigkeit werden und wie wir aus diesem Zustand wieder herauskommen können.

Sie lehrt uns, dass Gott angesichts der Untreue der Menschen diese „immer wieder durch seine Boten warnt“, weil er Mitleid mit ihnen hat. Aber wenn die Menschen die Propheten ablehnen, kann Gott nichts anderes tun, als sie sich selbst zu überlassen, woraufhin sie in die Hände der Feinden fallen und in der traurigsten Sklaverei enden. Aber diese Sklaverei kann gelegen kommen – dann, wenn sie uns ermöglicht, den Glauben wiederzuerlangen, unser Herz wieder für Gott zu öffnen und somit die Erlösung anzunehmen, die der Herr selbst bringt.

Im Evangelium (Joh 3,14–21) verweist Jesus auf eine noch ältere Geschichte. Das Buch Numeri (21,8–9) erzählt, dass die Israeliten in der Wüste gegen Gott rebellierten und giftigen Schlangenzum Opfer fielen. Damals betete Mose zum Herrn um ihre Rettung und erhielt den Auftrag, eine Schlange aus Metall anzufertigen und sie an einer Stange zu erhöhen: Diejenigen, die auf dieses Zeichen schauten, nachdem sie gebissen worden waren, würden gerettet werden. Die Lehre ist klar: Die Rebellion gegen Gott bringt Zerstörung und Tod, aber Gott hat Mitleid mit den Sündern und bietet jenen die Erlösung an, die sie annehmen. Der Blick auf die Schlange ist ein Zeichen der Bekehrung, ein Zeichen des Glaubens, der Gott als Retter annimmt.

Jesus offenbart, dass er selbst am Kreuz „erhöht“ werden wird, damit jene, die auf ihn schauen, gerettet werden. „Der Gekreuzigte wird mit der erhöhten bronzenen Schlange verglichen: In ihm sehen wir das Böse, das die Schlange uns zugefügt hat, aber auch, wie Gott uns liebt. Er ist in der Tat das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt (Joh 1,29), indem er sich selbst zum Fluch und zur Sünde macht (Gal 3,13; 2 Kor 5,21), um uns seine bedingungslose Liebe zu zeigen. Wenn wir ihn am Kreuz sehen, können wir nicht an ihr zweifeln“ (Silvano Fausti). Gott vergibt, Gott rettet. Wir wissen es, wir haben es schon so viele Male gehört! Aber wir müssen betonen, dass Gottes Erlösung das Böse nicht einfach übergeht: Er nimmt es stattdessen auf göttliche Weise auf sich, aus Liebe, und besiegt es durch Vergebung.

Das erlaubt uns, nicht in einen banalen und letztendlich blasphemischen Ansatz im Hinblick auf Sünde und Erlösung zu verfallen. Die Sünde ist eine schreckliche Realität, die Sklaverei, Grauen, Zerstörung und Tod mit sich bringt. Die wahre Traurigkeit ist die Sünde.

In der zweiten Lesung hören wir: „Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet“ (Eph 2,4).

Doch der Blick auf den gekreuzigten Christus macht uns klar, dass diese Gnade, die uns geschenkt wurde, keine „billige“ ist, und dass sie unseren Einsatz verlangt.

Das Heil erlangt man durch den Glauben an Jesus: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet“ (Joh 3,18). An ihn zu glauben bedeutet, an ihm festzuhalten; es bedeutet, aus dem Sohn Gottes und als Kinder Gottes zu leben. „Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet“: Es gibt die schreckliche Möglichkeit, den Sohn nicht anzunehmen und die eigene Realität, Kinder zu sein, zu verleugnen. Wir richten uns selbst, wenn wir die Finsternis dem Licht vorziehen, wenn wir den Tod dem Leben vorziehen.

Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht,damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wenn ein Auge an die Dunkelheit gewöhnt ist, dann schmerzt das Licht: und doch ist das Auge für das Licht gemacht, nicht für die Dunkelheit! „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird,dass seine Taten in Gott vollbracht sind.“

Die Gnade der Erlösung ist eine wunderbare Freude: Paulus sagt, wir sind auferstanden, wir haben ewiges Leben, wir haben einen Platz im Paradies, wir haben unseren Sitz im Himmel, in Christus Jesus. Das ist der Grund unserer Freude. Aber wir müssen diese Gnade im Glauben mit Dankbarkeit annehmen. Und Glaube ist Achtung, Unterordnung, Gehorsam; der Glaube verlangt von uns, „in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat“ (Eph 2,10).

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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