Den Kreuzweg zu beten ist einer der ältesten Andachtsübungen der Christenheit. Dabei gehen Beter die 14 Stationen der "Schmerzreichen Straße" (Via Dolorosa) in Jerusalem betend und gedanklich mit Jesus verbunden, hinauf nach Golgota, wo sich sein Leidensweg in aller Brutalität am Kreuz vollendet.

In der Zeitschrift "Theologisches" (Juli/August 2014) erschien ein Aufsatz von Dr. med. Ewa Kucharska mit dem Titel "Der Kreuzestod Jesu unter medizinischen Gesichtspunkten". Darin beleuchtet die Direktorin des Medizinzentrums "Vadimed" am Collegium Medicum der Jagiellonen-Universität von Krakau Jesu Tod anhand der neuesten medizinischen Erkenntnisse. Sie lässt dabei Fachleute aus verschiedensten medizinischen Fachrichtungen zu Wort kommen, die manchmal ihre Forschungen anhand tatsächlicher Geschehnisse begründen oder verifizieren.

Der Autor dieses Beitrages veröffentlicht hier, mit der Erlaubnis des Herausgebers von "Theologisches", Prof. Dr. Manfred Hauke, in weiten Teilen Ausschnitte aus dem Aufsatz von Dr. Kucharska.

 

+ Kreuzweg, - 12. Station - Jesus wird am Kreuz erhöht und stirbt.

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich, denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst.

Ein kontinuierlicher Blutverlust verursachte Entwässerung und Nierenstörungen. Die Beschädigung des Nervensystems löste Schwierigkeiten beim Sprechen aus. Zu betonen ist die Rolle des seelischen Erlebens und des Stresses, die zur Ruptur des Herzens und zu den plötzlichen Schmerzen hinter dem Brustbein führen könnten. Zum Tode von Jesus führen mehrere Ereignisse im Zusammenhang mit der Kreuzigung; die Herzruptur war nur eine Folge. Vielleicht, wie manche beweisen, war nicht das Herz, sondern die Lunge das erste Organ, welches das immer größere Körpergewicht des sterbenden Jesus nicht aushalten konnte? Das Fieber war höchstwahrscheinlich posttraumatisch. Die zum Geißeln verwendeten Werkzeuge, d.h. Stöcke, Ledergürtel mit Blei- und Stahlkugeln sowie Knochen steigerten die Schmerzen. Die Schläge verursachten, dass die Haut abfiel. Die Muskeln und die Knochen wurden langsam sichtbar. Das Schlagen mit Zuckerrohren war sehr schmerzhaft. Die Faktoren, die die Beschwerden verstärkten, waren Klimabedingungen; die Sonnenexposition über mehrere Stunden verursachte beim Opfer Sonnenstich und Entwässerung. Es ist oft zur Eiterung und Infektion der Wunden gekommen. Jesus hatte wahrscheinlich einen angeschwollenen Kehlkopf, Luftröhre und verstopfte Halsadern. Wahrscheinlich ist es zur Beschädigung des Rückenmarkes und zu Muskelkrämpfen gekommen. Man kann vermuten, dass es zuerst zu den spastischen Krämpfen der Gesichtsmuskeln und dann zur Verminderung der Spannung gekommen ist. Muskelkrämpfe lösen Krämpfe der Gesichtsmuskeln und eine seitliche Verzerrung des Mundes aus. Es kommt zum Öffnen und zur Verbreitung von Lidern, unter denen Augenäpfel und Sklera sichtbar sind. Der Wundstarrkrampf löst eine erzwungene Körperstellung. Die moderne Medizin erwägt, ob die Schmerzen von Christus eingeschränkt werden könnten. In so extremen Situationen kann dem Patienten Sedation, also eine Art Betäubung des Nervensystems angeboten werden. Initiierte Bewusstlosigkeit verringert Schmerzen beim Kranken.

Herr Jesus Christus, Du bist aus dem Schoß des Vaters herab zur Erde gestiegen und hast Dein kostbares Blut zur Vergebung unserer Sünden vergossen: Wir flehen in Demut zu Dir, lass uns am Tage des Gerichtes zu Deiner Rechten das Wort hören: Kommet, ihr Gesegneten! Amen.

Vater unser.

Die nächste Station des Kreuzwegs erscheint morgen. Eine Übersicht aller Stationen – und mehr zum Thema Kreuzweg – finden Sie hier. 

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