12. Dezember 2024
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Dritten Advent.
Der kommende Sonntag, der „Gaudete“ genannt wird, hat seinen Namen vom ersten Wort der Eingangsantiphon, die dem Text entnommen ist, den wir in der zweiten Lesung ausführlicher hören (Phil 4,4–7): „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“
Es ist nicht möglich, sich an die Traurigen zu wenden und ihnen einfach zu sagen: „Freut euch.“ Wenn wir wollen, dass sie sich freuen, dann müssen wir ihnen einen Grund dafür geben. Und genau das macht der heilige Paulus: Der Grund zur Freude liegt in der Tatsache, dass der Herr nahe ist.
Auch der Prophet in der ersten Lesung (Zef 3,14–17) drückt sich so aus. Das Volk wird geplagt von der Angst vor dem Feind auf der einen Seite und der Depression aufgrund der eigenen Schwachheit auf der anderen. Aber der Herr ist nahe! „Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten.“
Diese Prophezeiung erfüllt sich in Christus Jesus: Unsere Verurteilung ist aufgehoben, weil er sie auf sich genommen hat. Er hat die Feinde zur Umkehr gezwungen, indem er an unserer Stelle gekämpft und gesiegt hat. Er ist König und Herr in unserer Mitte. Es kann kein Unheil mehr geben: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.“ Nichts kann „uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,35–39).
Deshalb sagt uns der Prophet: Fürchte dich nicht vor dem Unverständnis der Menschen, lass deine Hände nicht sinken, wenn du an deine Schwachheit denkst: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt.“
Deshalb können wir die Einladung zur Freude, die diesen Sonntag kennzeichnet, als einen Aufruf verstehen, auf den Herrn zu vertrauen, der nahe ist.
Im Evangelium (Lk 3,10–18) sehen wir, dass die Menschen Johannes fragen, was sie tun sollen, um sich auf die Begegnung mit Ihm vorzubereiten. Er antwortet auf sehr einfache Weise: Er predigt das Teilen des Überflüssigen, Aufrichtigkeit, Rechtschaffenheit. Aber Achtung! Er sagt nicht, dass unsere Bereitschaft zu geben oder unsere berufliche Ehrlichkeit oder Rechtschaffenheit uns das Heil bringt. Das Heil wird uns vom Herrn geschenkt, der kommt: es ist ein Geschenk Jesu Christi.
Johannes spricht davon im Sinn einer radikalen Reinigung und verwendet dabei zwei Bilder für den Heiligen Geist: Feuer und Wind. „Ich taufe euch mit Wasser […]. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Das Wasser wäscht, das stimmt. Aber es kann nur das Äußere reinigen. Das Feuer hingegen reinigt von innen. Von uns wird also die Bereitschaft verlangt, uns reinigen zu lassen.
Johannes drückt das auch mit dem Bild des Dreschens von Getreide aus. Der Messias hält die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit der Schaufel wurde das Getreide in die Luft geworfen, so dass die Spreu vom Wind weggeweht wurde (vgl. Ps 1,4; 35,5). Warum fliegt die Spreu weg, während der Weizen auf der Tenne bleibt? Weil die Spreu leere Hülle ist, das Getreide aber konsistent. Wer sich vor Christus ganz einbringt, mit der ganzen Last seiner Sünde und mit der Ernsthaftigkeit dessen, der das Heil sucht, der wird gerettet. Wer nicht, der wird weggeweht und endet wie die Spreu.
Um aus diesen Worten Nutzen zu ziehen, dürfen wir nicht meinen, dass einige Weizen sind und andere Spreu. Diese Art der Bewertung ist immer gefährlich, weil sie zu vermessenen Urteilen über andere führen kann und zu Überheblichkeit oder Verzweiflung uns selbst gegenüber. Denken wir stattdessen, dass in uns selbst sowohl Weizen als auch Spreu sind: Sind wir aufrichtig mit Gott? Ja, manchmal – aber nicht immer. Stellen wir uns also ernsthaft selbst in Frage und nehmen wir das Wirken des Herrn an, der kommt, um unser Leben neu und unsere Freude vollkommen zu machen.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.