Der groß gedruckte Warnhinweis "Rauchen gefährdet ihre Gesundheit" genügt nicht mehr. Zigarettenpackungen müssen in der Europäischen Union auch Bilder von entzündeten Beinen, vergilbten Zähnen oder Patienten auf der Intensivstation zeigen. Brüssel hat den durch Nikotin und Teer verursachten Krankheiten den Krieg erklärt und sich entschieden, mit Drohbotschaften die Bevölkerung aufzuklären?

Niemanden gefallen solche Fotos, die man bei jedem Griff zur Zigarette anschauen muss, aber offensichtlich scheint das Gesundheitsrisiko so groß zu sein, dass die Politik warnend und drohend dazu ermutigt, endlich das Rauchen aufzugeben beziehungsweise. nicht damit anzufangen. Die Gesundheit des Leibes ist ein hohes Gut. Hier hat man keine Scheu, auch Kindern und Jugendlichen einen von Krebs zerfressenen Körper zu zeigen.

Geht es aber um eine gesunde, heile Seele, also um die Heiligkeit des ganzen Mensch, ist sehr schnell die Rede von "Drohbotschaft statt Frohbotschaft", von unmenschlicher Härte und unbarmherziger Verständnislosigkeit. Medizin darf bitter schmecken – wenn sie denn nur hilft. In der Kirche dagegen werden oft nur rosarote, süße Säftchen verabreicht. Ein Theologiestudent hat mir erzählt, dass er und seine Kurskollegen in der Fastenzeit – also den Wochen der Buße – eine Schokoladenmeditation machen mussten, um die "Süße des Lebens" zu erspüren und am Leben "Geschmack zu finden". Ärzte wenden bei todkranken Krebspatienten eine quälende Chemotherapie an, um doch noch ein Menschenleben zu retten. Todkranke, das heißt der Umkehr bedürftige Menschen, brauchen die Hilfe der Kirche. Bunte Lutschbonbons sind da zu wenig. Die bittere Pille dagegen ist hier ein Akt der Barmherzigkeit.

Das Evangelium der Barmherzigkeit

Der Evangelist Lukas war Arzt. Deshalb beschreibt er so eindringlich und konkret den Blutschweiß Christi, den der Herr voller Angst am Ölberg vergossen hat. Lukas wusste – schon aufgrund seines Berufes – um das menschliche Leid und die Not derer, die eine schwere Krankheit zu tragen haben. Er kannte aber nicht nur die Leiden des Leibes, sondern auch die der Seele, die unter Sünden, Sorgen und Schwächen stöhnt. So ist gerade er es, der unter allen vier Evangelisten in besonderer Weise Jesus als den göttlichen Arzt darstellt, der in diese Welt gekommen ist, um den Menschen heil und heilig zu machen.

Wie kein anderer schreibt er von der Barmherzigkeit, die allen geschenkt werden soll. Er ist es daher auch, der das berühmte Gleichnis vom verlorenen Sohn überliefert. Gott ist ein liebender Vater, der auf die Heimkehr seiner Kinder sehnsuchtsvoll wartet. Mehr als wir ihn sucht er uns. Davon sprechen die bekannten Schriftstellen vom Schaf, das der Hirte heimträgt, und der verlorenen Drachme, die eine Frau unermüdlich wiederzufinden versucht. Die Freude des Vaters, des Hirten und der eifrigen Sucherin sind unbeschreiblich groß – ein kleines Geldstück, ein Schaf der Herde, ein lasterhafter und heruntergekommener Sohn – immer gibt es ein Fest, wenn das beziehungsweise. der verloren Gegebene wieder da ist.

Die frohe Botschaft von Reue und Buße

Zu Recht blicken wir auf die liebevolle Zuwendung des Vaters, aber wir vergessen nicht selten unseren Zustand der "Verlorenheit". Das Schaf ohne Hirte und der verarmte Sohn in der Fremde müssten sterben, würden sie nicht gesucht und gefunden werden beziehungsweise. reumütig heimkehren. Wir sind nicht die guten und braven Menschen – auch wenn wir, wie man so oft rechtfertigend sagt, niemanden umgebracht haben – sondern arme Sünder, die ohne den Retter Tod und Teufel, Gericht und Hölle fürchten müssen. Die frohe Botschaft der Barmherzigkeit heißt nicht: "Du bist ok. Bleib wie Du bist!" sondern "Du bist verloren! Aber Gott sucht Dich. Komm ihm entgegen."

Von Barmherzigkeit zu sprechen, ohne Reue und Buße, Beichte und Umkehr zu erwähnen, ist billiger Betrug. Barmherzig ist nicht der Arzt, der die Diagnose verheimlicht, sondern derjenige, der die rettende Medizin verabreicht. Das Fest der Engel findet nicht statt, wenn ein Sünder meint, sein Leben sei schon irgendwie in Ordnung, sondern nur dann, wenn er auf den Schultern des Hirten nach Hause kommt oder sich vertrauensvoll in die Arme des Vaters wirft, der schon so lange auf seine Rückkehr wartet. Ein Patient, der sich nicht operieren lässt und seine Medikamente verweigert, hat keinen Grund, ein Fest zu feiern – im Gegenteil! Angst und Sorge bleiben seine Begleiter. Wer gesund werden – wer heil und heilig werden – will, muss zum Arzt und seinen Weisungen folgen.

Die Medizin, die die Kirche uns Patienten verabreicht, riecht bitterer als sie schmeckt: Reue und Bekenntnis. Wer Gottes Barmherzigkeit erfahren will, braucht nur für wenige Minuten im Beichtstuhl verschwinden und sich der gnadenhaften Strahlentherapie unterziehen, die ihn wieder ganz und gar heil macht.

Umkehren und heimkehren

Das Evangelium ist keine Drohbotschaft, sondern die gute Nachricht von Gottes unermüdlicher Suche nach den verlorenen Sündern. Der Herr ergreift immer zuerst die Initiative, er "arbeitet" mehr als wir an unserem Heil, aber doch müssen wir mitmachen – ihm erlauben, uns auf den Schultern nach Hause zu tragen. Ein störrischer und dummer Bock wehrt sich gegen eine solche Rettungsaktion des Hirten; ein stolzer Sohn wird den Trog der Schweine nicht verlassen, weil er "Verzeihung" sagen müsste. So schwer fällt uns das oft. Wir meinen, der "untere Weg" sei eine Sackgasse, in der wir zu kurz kommen, und doch ist es der einzige Pfad, der zum Leben führt.

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