…es nicht zu tun! Sage ich immer, wenn mein Mann, einer der größten Bedenkenträger und vorsichtigen Menschen, die ich kenne, wieder einem Vorschlag von mir kritisch gegenübersteht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir unser Haus jetzt nicht, da er zu lange gezögert hätte. Wir hätten vermutlich auch erst ein Kind, weil er noch überlegt hätte - und geheiratet hätten wir auch 2-3 Jahre später. Er ist ein Typ, der sich viele Gedanken macht, der Sorge hat, etwas nicht bedacht zu haben und seine Vorhaben gerne plant. Vorteilhaft daran ist, dass das was er macht, dann sehr präzise und 100% ausgeführt ist. Nachteilig ist, dass er überzeugt werden muss und manchmal eine fast pessimistische Art an sich hat.

Ich bin ganz anders. Ich bin ein Bauchmensch, der schnell und klar Entscheidungen trifft. Ich ziehe, manchmal stur, durch, was ich mir in den Kopf gesetzt habe und kann andere argumentativ auch durchaus in Grund und Boden reden, wenn ich sie von meiner Idee überzeugen möchte. Vorteilhaft daran ist, dass ich zielstrebig und entscheidungsfreudig bin, nachteilig ist, dass ich manchmal erst hinterher sehe, was ich hätte besser machen können, um es optimaler zu lösen.

An so einem Punkt bin ich gerade ab und an, denn das was im Kleinen manchmal gegensätzlich bei meinem Mann und mir gegenübersteht, betrifft im Großen ja an einigen Stellen ein ganzes Leben.

Mein Studium auf Eis zu legen, um meine Kinder zu bekommen, war sicher eine eigenwillige Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue, da ich sie bewusst und zielstrebig im Hinblick auf meinen Lebensplan, getroffen habe. Klüger wäre allerdings gewesen, ein weniger langwieriges Studium aufzunehmen und damit fertig zu sein, bevor die Kinderphase beginnt. Arbeiten nach meiner Ausbildung hätte ich dann auch nicht gehen können. Dafür hätte ich aber natürlich rechtzeitig mit der Planung anfangen müssen, wie ich mir mein Leben vorstelle. Da stehen wir uns auch schon wieder gegenüber, mein Mann und ich, mit unseren gegensätzlichen Charakterzügen und stellen fest: Es gibt immer einen Grund es nicht zu tun, denn da wo die einen das Studium als Begründung finden, noch keine Kinder zu bekommen, finden die anderen die Karriere, die doch gerade erst begonnen hat und nicht unterbrochen werden soll.

Hätte ich also früher ein Studium beendet, hätte ich vermutlich früher mit diesem Studium gearbeitet und hätte dann wieder einen Grund gehabt, mit Kindern noch zu warten…und da haben wir auch schon die Eintrittskarte für das Gedankenkarussell gelöst, das sich unaufhörlich dreht, wenn man einmal anfängt, über Lebensentscheidungen nachzudenken. "Jaja, hätte, hätte Fahrradkette…", sag ich da.

Wie aber trifft man denn am besten solche Entscheidungen, wie plant man am besten sein Leben oder soll man es überhaupt planen?

Lebensplanung nennen das die einen, einfach leben, nenne ich das. Ich habe ehrlich gesagt, nicht viel geplant und habe an einigen Stellen Bauchentscheidungen getroffen, von denen ich bis heute grundsätzlich überzeugt bin, aber die in der Retrospektive eben besser hätten überlegt sein können.

Mein Vater hat mit mir und seiner Flipchart im Arbeitszimmer vor ungefähr 17 Jahren mein Leben planen wollen. Wann ich wie viele Kinder möchte, was ich wann studiere oder arbeite usw. Ob jetzt diese Flipchart-Methode die beste Idee für die Lebensplanung mit einer 16-jährigen orientierungslosen Jugendlichen ist, sei dahingestellt, die Grundidee war aber gut und sinnvoll.

Wie gesagt, die Intention meines Vaters war gut, die Ausführung etwas eigenwillig, dennoch werde ich ganz sicher mit meinen Töchtern in ihren Teenagerjahren auch darüber sprechen, wie sie sich ihr Leben vorstellen. Doch richtig planen? Geht das?

Das gefährliche am Planen ist, dass man wenig flexibel wird und Lebensträume entwickelt, die einen sehr enttäuscht zurücklassen, wenn sie sich nicht erfüllen. Das sehe ich bei Freundinnen, die nun Anfang/Mitte 30 sind, sich immer eine Familie gewünscht haben, aber keinen Mann gefunden haben. Einige kratzen am Rande einer Depression, andere kommen gut damit zurecht und haben sich andere Ziele gesetzt. Lebensplan "ade", Spontanität und Flexibilität "hallo".

Ich glaube, dass es wichtig ist, Ziele im Leben zu finden, die unabhängig von anderen Menschen sind, die vor allem mit den eigenen Talenten zu tun haben. Einen Lebensplan zu erstellen, ist in meinen Augen vor allem eine Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten. Wenn man es noch höher setzt, dann hat Gott für jeden von uns eine Idee gehabt, jedem seine Talente mitgegeben und jeder der sich bemüht im Geiste Gottes diese Talente optimal zu nutzen, sollte auch ganz gut durchs Leben kommen.

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann somit auch die Chance sein, sein Talent, mit Kindern umzugehen und sie zu erziehen für Patenkinder oder Pflegekinder einzusetzen.

Abgesehen von den Talenten, sollte jeder Mensch Gelegenheiten nutzen, bewusste und klare Entscheidungen treffen und mit dem Glück des Augenblickes durchs Leben gehen und weniger mit der Vergangenheit oder der Zukunft hadern. In jedem Fall sollte einem klar sein: Es gibt immer einen Grund etwas nicht zu tun oder eben DOCH!!!

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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