Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer sprach nicht nur den Klerikern und Weltchristen in seiner Diözese aus dem Herzen, als er zu Beginn der heiligen Messe im fast menschenleeren Regensburger Dom am Sonntag "Laetare" sagte: "Der Verzicht auf die leibhaftige Gemeinschaft ist für uns alle ein großes Opfer! Ich weiß es aus vielen Telefongesprächen vor allem mit Pfarrern, denen es fast das Herz zerreißt, dass sie sich nicht mit ihren Schwestern und Brüdern aus den Pfarreien zur Sonntagsmesse versammeln dürfen. Ich weiß es von vielen Ministrantinnen und Ministranten, die den Tag herbeisehnen, an dem sie wieder am Altar dienen dürfen. Und mir geht es auch nicht anders." Wir wissen, unsere treuen Priester – in allen Diözesen in den Corona-Krisengebieten – zelebrieren. Neu lernen wir die geistliche Kommunion wertschätzen. Neu erfahren wir, wie bedürftig, wie sehr wir Bettler vor Gott sind. Neu wächst unsere Sehnsucht nach dem Brot des Lebens.

Wir erfahren auch, dass einige Zeitgenossen mit ihren Begründungen, Erklärungsmodellen und Meinungen – möglicherweise sogar in bester Absicht – den Versuchungen von Ijobs Freunden neu erliegen: Sie meinen, Gottes Ratschluss zu kennen. In gleicher Weise nehmen wir wahr, zumindest aus der Ferne, dass Freunde und Gegner des "Synodalen Weges" neue oder doch sehr alte Ideen aufbringen. So hat sich etwa der Theologe Daniel Bogner zu Wort gemeldet. Wer seine Gedanken und Forderungen zu einem neuen Verständnis von Eucharistie  nachlesen möchte, kann das ja tun. Aber muss ich mich, als einfach gläubiger Katholik, einer solchen Ideenflut jetzt aussetzen? Der Churer Weihbischof Dr. Marian Eleganti erhielt einen deutlichen Hinweis zu seinen Äußerungen zur Glaubenskrise im Zusammenhang mit dem Corona-Virus. Vielleicht wären wir alle gut beraten, jetzt innezuhalten und nicht irgendwelche müßigen Gedanken weiterzuverfolgen, sondern uns in dieser außerordentlichen Zeit der Stille auf Christus zu besinnen. Denken wir an die Gemeinschaft aller Katholiken, ja aller Christen im Gebet und an die Werke der Barmherzigkeit, die noch möglich sind. Wer wollte ausschließen, dass mitten in oder am Ende dieser Wüstenzeit nicht auch eine neue Hoffnung die Kirche erfüllen könnte?

Der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB hat vergangenen Sonntag dazu ermuntert, sich auf das Wesentliche zu besinnen: "Was wäre denn das Wesentliche für uns? Wäre es nicht die Suche nach dem und die Pflege von dem, was mich im Innersten anrührt? Was mir in der Tiefe meiner Seele wirklich etwas bedeutet? Wie hätte ich zum Beispiel gerne gelebt oder was hätte ich gern verwirklicht, wenn ich morgen sterben würde? Was ist wirklich wichtig im Leben? Und was ist das Allerwichtigste? Aus dem Evangelium und dem Handeln Jesu geht im Grunde hervor, dass das Allerwichtigste ist, in der vertrauensvollen Beziehung mit Ihm zu leben – und mit Ihm zu lernen, die anderen Menschen wirklich anzunehmen, anzuerkennen – und wenn möglich auch absichtslos zu lieben, um ihretwillen. Im Grunde sind wir berufen, mit Gott und den Menschen in tiefen, heilen Beziehungen zu leben. Das ist es, was letztlich zählt und prägt. Aber ist es nicht so, dass all das so wichtig und dringlich Scheinende in der modernen Welt – uns oft genug gerade daran hindert: In unserer Gottesbeziehung tiefer zu werden – und in den Beziehungen zu den anderen liebevoller und absichtsloser?"

In einigen Gottesdiensten – etwa im Hildesheimer Dom – wurde in den letzten Tagen am Ende der heiligen Messe die siebte Strophe von "Der Mond ist aufgegangen" gesungen: "So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist der Abendhauch. Verschon uns, Gott, mit Strafen und lass uns ruhig schlafen und unseren kranken Nachbarn auch." Matthias Claudius' Gedicht aus dem Jahr 1779 spricht in unsere Zeit hinein. Morgen, am Sonntag, werden wir das Credo der Kirche zu Hause sprechen – vor dem Bildschirm, mit dem Ehepartner, in der Familie, im Wissen darum, dass wir auch dann, wenn wir vielleicht an diesen nicht einfachen Tagen allein sind, in, mit und durch Christus verbunden bleiben.  

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