Einfach gläubige Katholiken auf der ganzen Welt verehrten Papst Benedikt XVI., den Gelehrten auf dem Stuhl Petri, sehr und fühlten sich von ihm verstanden.

In den Jahren des Pontifikats erlebten deutsche Pilger in Rom besonders bei den Generalaudienzen und beim sonntäglichen Angelus auf dem Petersplatz, dass Joseph Aloysius Ratzinger, der Diener der Diener Gottes, der nach seiner Wahl zum Papst am 19. April 2005 den Namen Benedikt XVI. und sich den versammelten jubelnden Gläubigen aus aller Welt als einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn vorgestellt hatte, anerkannt, beliebt war und geliebt wurde.

Der in manchen säkularen Medien zuvor als „Panzerkardinal“ bezeichnete und vornehmlich von deutschen Theologen als konservativ oder restaurativ stigmatisierte Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre gewann im Pontifikat die Herzen der Gläubigen. Benedikt XVI., den sein Vorgänger Johannes Paul II. als „letzten Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils“ bezeichnet hatte, sprach leise Worte der Güte und bekannte sich glaubwürdig zum Herrn, fest verwurzelt im Credo der Kirche.

Die drei Bände zu „Jesus Christus“, die er im Pontifikat neben den Enzykliken publizierte, wurden nicht nur zu internationalen Bestsellern, sondern fanden tatsächlich auch eine aufmerksame Leserschaft, unter Gläubigen ebenso wie unter Nichtchristen und Agnostikern. Mit diesen geistlich verfassten Büchern zeigte er Wege zu Jesus Christus auf und meditierte als Pontifex inmitten des Säkularismus der Postmoderne, umgeben von der sich ausbreitenden „Diktatur des Relativismus“, über den Gott, dem er von Kindheit an ganz vertraute und dem er sein Leben als gläubiger Katholik und als Priester geweiht hatte.

Wer Joseph Ratzingers Schriften – und ganz besonders die Jesus-Bücher – liest, mag sich an das Wort des Apostels Paulus aus dem Römerbrief 14,8 erinnert fühlen: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“

So trat Joseph Ratzinger, geboren am 16. April 1927, in den Dienst der Kirche Gottes, wurde im Dom zu Freising am 29. Juni 1951 durch Kardinal Michael Faulhaber zum Priester geweiht, wirkte als Kaplan in München und wurde zum 1. Oktober 1952 als Dozent an das Freisinger Priesterseminar berufen.

Mit 26 Jahren promovierte er über den Kirchenvater Augustinus, 1957 folgte die Habilitation mit einer Schrift über die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura. Er lehrte Dogmatik in Freising, später in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. In den politisch erregten Zeiten dieser Jahre hielt der zurückhaltende, sensible und beliebte Professor eine berühmt gewordene Vorlesung unter dem Titel „Einführung in das Christentum“.

Noch heute ist das vielfach gelesene Buch, das auf die öffentlich vielfach beachteten Vorträge in Tübingen aus dem Jahr 1967 zurückgeht, weit verbreitet und wird als Hinführung zum christlichen Glauben gelesen. Joseph Ratzinger hatte zudem auch in der Kirche bereits gewirkt, als Berater von Kardinal Josef Frings auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil, stets als – wie der Wappenspruch später lautete – „Mitarbeiter der Wahrheit“. Sein Blick war stets auf den Herrn, also auf Christus ausgerichtet. Die Mitarbeit, die er leisten konnte und durfte, stand ganz im Dienst der Liebe zu Christus und zu seiner Kirche – von Anfang an.

Dies galt in besonderer Weise auch für die Jahre, in denen er von Papst Paul VI. zum Erzbischof von München und Freising bestellt war – denn wie gern wäre Joseph Ratzinger Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Regensburg geblieben. In der Donaustadt fühlte er sich ganz zu Hause. 1981 berief Papst Johannes Paul II. den Münchner Kardinal zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre. Der polnische Pontifex wollte den renommierten Theologen unbedingt an seiner Seite wissen.

Ratzinger zögerte, entsprach aber – ein gehorsamer und treuer Sohn der Kirche – dem Wunsch des Papstes und zog 1982 aus der bayerischen Landeshauptstadt nach Rom. Er hegte die Hoffnung, dass er sich nach dem Tod Johannes Pauls II. hätte zurückziehen und noch ein paar Bücher schreiben können.

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, denn die Kardinäle wählten im Konklave mit großer Mehrheit im dritten Wahlgang zum Nachfolger Johannes Pauls II. Zu den deutschen Pilgern sagte er am Tag nach der Heiligen Messe zur Amtseinführung: „Als langsam der Gang der Abstimmungen mich erkennen ließ, daß sozusagen das Fallbeil auf mich herabfallen würde, war mir ganz schwindelig zumute. Ich hatte geglaubt, mein Lebenswerk getan zu haben und nun auf einen ruhigen Ausklang meiner Tage hoffen zu dürfen. Ich habe mit tiefer Überzeugung zum Herrn gesagt: Tu mir dies nicht an!“

Ein Mitbruder hatte ihn einem Brief zugesteckt, von dem Benedikt XVI. berichtete: „Wenn der Herr nun zu Dir sagen sollte „Folge mir“, dann erinnere Dich, was Du gepredigt hast. Verweigere Dich nicht! Sei gehorsam, wie Du es vom großen heimgegangenen Papst gesagt hast. Das fiel mir ins Herz. Bequem sind die Wege des Herrn nicht, aber wir sind ja auch nicht für die Bequemlichkeit, sondern für das Große, für das Gute geschaffen.“

Von diesem Guten, von Gott hat Benedikt XVI. in den Jahren des Pontifikates von 2005 bis 2013 Zeugnis abgelegt, Demut und Güte ausstrahlend, der Wahrheit des Glaubens verpflichtet. Benedikt XVI. verzichtete, als die Kräfte nachließen, am 28. Februar 2013 auf das Petrusamt. Er zog sich in das Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan zurück, um der Kirche des Herrn im Gebet weiter zu dienen.

Gelegentlich empfing er Gäste und Besucher, erhielt regelmäßig Besuch von seinem Nachfolger Papst Franziskus und schrieb nicht wenige Briefe an Weggefährten aus aller Welt. Im hohen Alter von 95 Jahren ist der emeritierte Papst, der sich über die Anrede „Vater Benedikt“ stets sehr freute, nach schwerer Krankheit für immer nach Hause gegangen.

Katholiken in aller Welt gedenken seiner in Trauer und Dankbarkeit. Wir dürfen gewiss sein, dass unser geliebter Papa Emerito nun im Haus des Vaters – gemeinsam mit dem heiligen Johannes Paul II. – uns alle sieht und uns segnet. Von ganzem Herzen sagen wir: Danke für alles, lieber Papst Benedikt XVI.

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