Es geht um das Thema Berufung: Wie erkennt jemand, dass Gott ihn oder sie in Seine engere Nachfolge ruft? Diese existenzielle Frage stellte sich der Journalist und Autor Rudolf Gehrig – Lesern von CNA Deutsch bekannt als Chefkorrespondent für das deutschsprachige Europa –  jahrelang selbst. Schließlich, und das liegt auch schon einige Jahre zurück, stellte Gehrig diese und andere Fragen zum Thema Berufung, Erfüllung und Sinn des Lebens dem Passauer Bischof Stefan Oster.

Es mag sein, dass dieser Bischof prädestiniert war, Berufungsfragen zu beantworten, denn er ist der deutsche Jugendbischof. Und einem Jugendbischof sollte es möglich sein, die Fragen junger Menschen zu verstehen und sie zu beantworten.

Rudolf Gehrig sprach mit Bischof Oster im Jahr 2017, im Rahmen seiner Tätigkeit für den katholischen Fernsehsender EWTN.TV. In persönlichen Gesprächen wurden zahlreiche Fragen rund um das Thema „Wie erkenne ich Gottes Plan für mein Leben?“ erörtert. Zweifellos ist diese Frage für jeden jungen Menschen wichtig. Erst recht, wenn er katholisch ist und den Wunsch hat, katholisch zu bleiben.

Das gesprochene Wort ist für das Buch „Den ersten Schritt macht Gott“ gelungen überarbeitet worden. Dabei ergänzen sich die Autoren gegenseitig, so dass Oster schreiben kann: „Ein Mensch ist dem anderen immer Sonne und Sonnenblume zugleich, Kranker und Krankenpfleger, Bettler und Almosengeber.“

Das vorliegende Buch, welches im Untertitel lautet: „Über Erfüllung, Berufung und Sinn des Lebens“, ist ein persönliches Buch. Beide Autoren bringen sich mit ihrer Lebensgeschichte ein, so dass ein wirklich lebendiges Miteinander entstanden ist. Dies ist eine gute Voraussetzung für ein verständiges Lesen. Ebenso die jung wirkende Sprache, die es jungen Menschen leicht machen wird zu verstehen, was gesagt wird.

Es ist zu hoffen, dass viele, vor allem junge Menschen, das Buch mit den kurzweiligen ernsthaften Dialogen in ihre Hände nehmen.

Bischof Oster antwortet und argumentiert mehr mit einem pastoralen Blick auf die ihm gestellten Fragen als mit einem dogmatischen. Doch keineswegs bleibt er beliebig: Er hat einen konkreten Menschen oder seine Situation vor Augen, wo nur eine klare Antwort weiterhelfen kann. Manchmal wird eine klare Antwort sogar besser mit einer Gegenfrage verdeutlicht. So etwa bei der  Frage, ob es sich lohne, „fromm zu sein“. Der Bischof fragt lieber, ob es sich lohne „Gott zu lieben“ und stellt fest: „Wen außer Gott lohnt es eigentlich sonst noch zu lieben?“ Dabei sei es ein Widerspruch, wenn jemand behaupten würde, er würde damit sagen, die anderen seien ihm egal, weil sowohl der Nächste als auch ich selbst „von Gott unendlich geliebt sind“.

Am Ende des Buches geben die beiden Autoren „ein paar praktische Tipps“. Darunter auch: „Suche dir einen geistlichen Begleiter.“ Der suchende Mensch soll nicht alleine bleiben. Eine uralte Erfahrung, die wir bereits bei den alten Mönchsvätern finden. Wie ist ein geistlicher Begleiter zu finden? Es müsse nicht unbedingt ein Priester sein. Dennoch seien hier gerade die Priester herausgefordert: Zwar hätten sie häufig wenig Zeit, aber „oft sind sie dankbar, wenn man sie in ihrer eigentlichen Funktion braucht: als Seelsorger“. Ein Priester hat den „praktischen Vorteil“, dass „er in der Regel auf einen großen Erfahrungsschatz als Seelsorger zurückgreifen kann und außerdem an das Seelsorgegeheimnis gebunden ist“.

Bischof Oster glaubt, dass jeder Mensch eine Berufung hat. Diese zu entdecken hilft das vorliegende Buch.

Bischof Stefan Oster, Rudolf Gehrig, "Den ersten Schritt macht Gott: Über Erfüllung, Berufung und den Sinn des Lebens" ist bei Herder erschienen und hat 176 Seiten.

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