In der Enzyklika „Deus caritas est“ kommt Benedikt XVI. auch auf jene Menschen immer wieder zu sprechen, die karitative Dienste leisten. Sie dürfen nicht von „Ideologien der Weltverbesserung“ geleitet, sondern sollen vom Glauben geführt sein, der in der Liebe wirksam werde: „Sie müssen daher zuallererst Menschen sein, die von der Liebe Christi berührt sind, deren Herz Christus mit seiner Liebe gewonnen und darin die Liebe zum Nächsten geweckt hat.“

Zugleich sollen und dürfen die karitativen Mitarbeiter die Kirche lieben: „Wer Christus liebt, liebt die Kirche und will, daß sie immer mehr Ausdruck und Organ seiner Liebe sei. Der Mitarbeiter jeder katholischen karitativen Organisation will mit der Kirche und daher mit dem Bischof dafür arbeiten, daß sich die Liebe Gottes in der Welt ausbreitet. Er will durch sein Teilnehmen am Liebestun der Kirche Zeuge Gottes und Christi sein und gerade darum absichtslos den Menschen Gutes tun.“ Ein „inneres Offensein“ für die Kirche sei erforderlich: „Die praktische Aktion bleibt zu wenig, wenn in ihr nicht die Liebe zum Menschen selbst spürbar wird, die sich von der Begegnung mit Christus nährt. Das persönliche, innere Teilnehmen an der Not und am Leid des anderen wird so Teilgabe meiner selbst für ihn: Ich muß dem anderen, damit die Gabe ihn nicht erniedrigt, nicht nur etwas von mir, sondern mich selbst geben, als Person darin anwesend sein.“

Benedikt spricht über Demut. Wie nötig wäre eine Besinnung auf diese Tugend gerade in unserer Zeit. Wer Leidenden hilft, wird demütig. Die Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen ist ein solcher Liebesdienst. Dieses Tun ist nicht demütigend, es ist freudvoll. Ich darf dienen, so spüre ich als gläubiger Christ, wenn ich diesen Dienst der Liebe am Nächsten tue, in Demut und Dankbarkeit. Christus habe mit der „radikalen Demut“ uns erlöst: „Wer in der Lage ist zu helfen, erkennt, daß gerade so auch ihm selber geholfen wird und daß es nicht sein Verdienst und seine Größe ist, helfen zu können. Dieser Auftrag ist Gnade.“ Dies erfahren viele Menschen in den Pflegeberufen, ebenso auch pflegende Angehörige in unserer Zeit. Dieser Dienst, den ich am Nächsten tun darf, ist also in sich schön. Es ist ein Geschenk, für andere da sein zu dürfen, ihnen beizustehen und ihnen zu helfen. Gelegentlich wird der Christ, der auf diese Weise tätig ist, sehr gefordert und auch überfordert. Benedikt schreibt sodann: „Manchmal kann ihm das Übermaß der Not und die Grenze seines eigenen Tuns Versuchung zur Mutlosigkeit werden. Aber gerade dann wird ihm helfen zu wissen, daß er letzten Endes nur Werkzeug in der Hand des Herrn ist, er wird sich von dem Hochmut befreien, selbst und aus Eigenem die nötige Verbesserung der Welt zustande bringen zu müssen. Er wird in Demut das tun, was ihm möglich ist und in Demut das andere dem Herrn überlassen. Gott regiert die Welt, nicht wir. Wir dienen ihm nur, soweit wir können und er uns die Kraft dazu gibt. Mit dieser Kraft freilich alles zu tun, was wir vermögen, ist der Auftrag, der den rechten Diener Jesu Christi gleichsam immerfort in Bewegung hält: »Die Liebe Christi drängt uns« (2 Kor 5, 14).“

Untrennbar zum karitativen Dienst gehört das Gebet: „Der betende Christ bildet sich selbstverständlich nicht ein, Gottes Pläne zu ändern, oder zu verbessern, was Gott vorgesehen hat. Er sucht vielmehr die Begegnung mit dem Vater Jesu Christi und bittet, daß er mit dem Trost seines Geistes in ihm und in seinem Wirken gegenwärtig sei.“ Der gläubige Christ lebe in der „überwältigenden Gewißheit“, dass Gott die Liebe ist. In der „Tugend der Demut“ nehmen wir „Gottes Geheimnis“ an und trauen ihm auch in dem Dunkel dieser Welt: „Der Glaube, das Innewerden der Liebe Gottes, die sich im durchbohrten Herzen Jesu am Kreuz offenbart hat, erzeugt seinerseits die Liebe. Sie ist das Licht — letztlich das einzige –, das eine dunkle Welt immer wieder erhellt und uns den Mut zum Leben und zum Handeln gibt. Die Liebe ist möglich, und wir können sie tun, weil wir nach Gottes Bild geschaffen sind.“

Wer die Liebe verwirklicht, lässt das Licht Gottes in diese Welt ein. Diese Liebe wird auch in der Lichtspur des Glaubens sichtbar, im Leben der Heiligen, von den Anfängen der Kirche bis in unsere Zeit hinein. Gott, seine Kirche und den Nächsten zu lieben, ist unser Auftrag – und dieser Liebesdienst zeigt uns in allen seinen Facetten und Formen die leuchtende Schönheit unseres Glaubens.

Die Geistlichen Betrachtungen zu den Enzykliken Papst Benedikt XVI. finden Sie hier im Überblick.

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