Zu den fruchtbarsten und wertvollsten Nachsynodalen Apostolischen Schreiben im geistlich lichtreichen Pontifikat des heiligen Johannes Paul II. gehört „Familiaris consortio“, veröffentlicht am Christkönigssonntag 1981. In diesem kostbaren Text wird – auch von heute gesehen – deutlich, wie schützenswert die katholische Morallehre ist, die hier liebevoll, würdig und sorgsam konturiert vorgestellt wird.

Wir wissen und spüren immer deutlicher, dass die katholische Lehre von Ehe und Familie nicht nur von außen angegriffen wird, sondern auch in der Kirche selbst umstritten ist und teilweise bis zur Karikatur entstellt wird. Begriffe wie Treue und Sünde sind vielerorts längst aussortiert oder entkernt worden. Statt vom Sakrament der Ehe wird heute verbreitet nur noch von „gelingenden Beziehungen“ gesprochen – so etwa auf dem deutschen Synodalen Weg.

Johannes Paul II. hat nach Abschluss der Bischofssynode zu Ehe und Familie bereits vor über vierzig Jahren einen Kulturwandel festgestellt: „Viele Familien leben in dieser Situation in Treue zu den Werten, welche die Grundlage der Familie als Institution ausmachen. Andere sind ihren Aufgaben gegenüber unsicher und verwirrt oder sogar in Zweifel und fast in Unwissenheit über die letzte Bedeutung und die Wahrheit des ehelichen und familiären Lebens.“ Die Kirche ist nicht dazu berufen, die Ehe neu auszudeuten oder zu relativieren, sondern zu bekräftigen, „daß Ehe und Familie zu den kostbarsten Gütern der Menschheit zählen“. Verständnisvoll denkt der Papst an jene Menschen, die „unsicher und unruhig nach der Wahrheit“ suchen und sieht die Aufgabe gerade darin, nicht die Lehre von der Ehe preiszugeben, sondern sie glaubwürdig zu verkünden.

Nur wer das tut, orientiert sich an Geist und Buchstaben des Zweiten Vatikanischen Konzils, entsprechend der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“. Der Papst verweist auf Abschnitt 52, dort heißt es: „Die Familie ist eine Art Schule reich entfalteter Humanität. Damit sie aber ihr Leben und ihre Sendung vollkommen verwirklichen kann, sind herzliche Seelengemeinschaft, gemeinsame Beratung der Gatten und sorgfältige Zusammenarbeit der Eltern bei der Erziehung der Kinder erforderlich. … Die Seelsorger haben die Aufgabe, unter Voraussetzung einer genügenden Kenntnis des Familienproblems, mittels der verschiedenen pastoralen Hilfen, durch die Verkündigung des Wortes Gottes, durch die Feier der Liturgie und durch anderen geistlichen Beistand, die Berufung der Gatten in ihrem Ehe- und Familienleben zu fördern, sie menschlich und geduldig in Schwierigkeiten zu stützen und sie in der Liebe zu stärken, damit Familien von großer Ausstrahlungskraft entstehen.“ Die Seelsorger, insbesondere die Bischöfe, haben damit weder die Aufgabe noch das Recht, das Sakrament der Ehe anhand philosophischer Meinungen oder gesellschaftlicher Trends neu zu definieren und scheinbar menschenfreundlich in eine Beziehungsethik zu transformieren.

Johannes Paul II. verweist auf die „Schönheit und Größe der Berufung zur Liebe“, die untrennbar mit dem „Dienst am Leben“ verknüpft sei. Die Familie ist der Ort der Verkündigung des Evangeliums, durch Zeugnis und Beispiel: „Die christliche Familie ist ja die erste Gemeinschaft, der es obliegt, dem heranwachsenden Menschen das Evangelium zu verkünden und ihn durch eine fortschreitende Erziehung und Glaubensunterweisung zur vollen menschlichen und christlichen Reife zu führen.“ Die christliche Familie erziehe jene, die ihr angehören, „von Anfang an zu zwischenmenschlichen Beziehungen, die von Gerechtigkeit und Liebe geprägt sind“. Die Kirche solle den „Wert von Ehe und Familie“ würdigen und das Evangelium allen verkünden, die „zur Ehe berufen sind und sich auf sie vorbereiten, sowie allen Eheleuten und Eltern in der Welt“. Die Ehe sei von Gott selbst gewollt, aber in der Gegenwart bedroht und gefährdet.

Wir denken heute besonders an die fortschreitende Auflösung des Glaubens, an die Entfremdung so vieler Menschen, die sich noch Christen nennen, von Gott und der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte – und insbesondere auch an jene, die von der Kirche eine geschmeidige Anpassung der Ehe- und Morallehre verlangen, damit sie wieder glaubwürdig erscheinen könne. Eine groteske, absurde und befremdliche Erwartung wird artikuliert: Nicht die Morallehre der Kirche soll als Orientierung dienen und den Menschen formen, sondern Menschen wollen die verbindlich gültige Morallehre der Kirche neu erfinden.

Johannes Paul II. formuliert 1981 deutlich: „In einem geschichtlichen Augenblick, in dem die Familie Ziel von zahlreichen Kräften ist, die sie zu zerstören oder jedenfalls zu entstellen trachten, ist sich die Kirche bewußt, daß das Wohl der Gesellschaft und ihr eigenes mit dem der Familie eng verbunden ist (vgl. Gaudium et spes, 47), und fühlt umso stärker und drängender ihre Sendung, allen den Plan Gottes für Ehe und Familie zu verkünden, um deren volle Lebenskraft und menschlich-christliche Entfaltung zu sichern und so zur Erneuerung der Gesellschaft und des Volkes Gottes beizutragen.“

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