Die Verdrängung der alten Sprachen aus dem akademischen Leben ist eine Folge des Irrtums von der Machbarkeit der Welt, der auf einer Überschätzung der Naturwissenschaft beruht – eine Folge des Hochmuts.

Ein Beispiel ist der Niedergang der in den Publikationen der modernen Naturwissenschaft verwendeten Sprache, in der die Philologie abgeschafft worden ist. Aber Wissenschaft benötigt nicht nur Sprache, sondern ist selbst Sprache; daher beginnt – wie der Kirchenhistoriker Walter Kardinal Brandmüller richtig sagt – jede Wissenschaft mit Philologie. 

Die "Sprache" der modernen Naturwissenschaft ist nur noch eine Aneinanderreihung von Informationen. Durch den Hochmut, die Geschichte nicht mehr nötig zu haben […], ist die heutige Sprache im Sinne des Wortes entwurzelt. 

Der Stand der Sprache ist stets ein Maß für den Stand der Kultur. Die Gegenwart ist deshalb eine denkbar ungeeignete Zeit, um bewährte Texte dem jetzigen Sprachverständnis anzupassen. 

Verheerende Auswirkungen kann das bei Übersetzungen der Evangelien und kirchlicher Texte haben. Für die abendländische Kultur haben Griechisch und Latein eine hervorragende Bedeutung, weil sie die Ursprachen des heranwachsenden Christentums sind, unabhängig von der Tatsache, dass der Herr aramäisch gesprochen hat. Das Latein wurde die Muttersprache der Kirche, weil es die Sprache des Römischen Reiches gewesen ist, in dessen Hauptstadt Petrus und Paulus mit ihrem Blut das erste Blatt der Römischen Kirche geschrieben haben.

Es ist eine historische Tatsache, dass sich aus dieser Kirche alle anderen christlichen Denominationen abgespalten haben. Das Licht des Evangeliums wurde von Jerusalem über Antiochien nach Rom getragen, von wo aus zuerst das Römische Reich und dann die ganze Erde erleuchtet worden ist. 

Es ist sinnlos, gegen historische Tatsachen anzurennen. 

Es ist dieses helle Licht, mit dem jene, die sich dem Licht in den Weg stellten, die dunkelsten Schatten auf die Geschichte des Christentums geworfen haben. 

Es gibt keine dunkleren Schatten, weil es kein helleres Licht gibt. Es ist daher recht, dass die Fehler der Christen härter verurteilt werden als die Fehler der Nichtchristen. Aber nicht recht ist es, wenn man nur die Schatten sieht.

Die Wahrheit der Kirche ist unveränderlich, weil der Herr die Wahrheit ist. 

Daher ist es gut, dass die Sprachen, die zuerst in der Kirche gesprochen wurden, als sogenannte "tote" Sprachen unveränderlich sind: Griechisch und Latein. 

Wie durch den Tod des Menschen das wahre Leben entsteht, sind durch den Tod des Griechischen und des Lateins die Sprachen des wahren Lebens entstanden. Die "toten" Sprachen sind wegen ihrer Unveränderlichkeit die Sprachen der Wahrheit geworden und dadurch die Sprachen des Lebens, da der Herr sowohl die Wahrheit als auch das Leben ist. Weil die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden (vgl. Mt 16,18), werden sie auch ihre Sprache, das Latein, mit allem Progressismus nicht überwältigen. Die wenigen Texte der Liturgie verstehen auch Menschen, die nie Latein gelernt haben, sich aber dadurch in der Kirche eines fremden Landes zu Hause fühlen.

 

Max Thürkauf, "Die geistgelenkte Hand greift nach der Erde: Über die technologischen Maßlosigkeiten unserer Zeit – Ihre Ursachen, Konsequenzen und ihre Überwindung" ist beim Christiana-Verlag im FE-Medienverlag 2020 erschienen und hat 176 Seiten.

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