5. Januar 2017
Norcia (Nursia), die Stadt des heiligen Benedikt, hat unter den schweren Erdbeben schrecklich gelitten. Auch die Abtei und die Kirche der Mönche sind schwer verwüstet. In so einer Situation mag auch ein frommer Ordensmann sich fragen "Warum, Herr?"
"Bete und tu was!"
Während eines solchen Erdbebens sagt man wohl "Jetzt hilft nur noch beten!" Immer wieder fällt dieser Satz, wenn uns unerwartet Leid trifft. Meistens sind es schwere Krankheiten, die uns daran erinnern, dass wir sterbliche, schwache Menschen sind, die sich und anderen oft nicht helfen können. Und in der Tat ist es das Beste, was wir tun können, wenn wir uns an Gott wenden. "Da hilft nur noch beten!" sagen wir allerdings auch manchmal, wenn unser eigenes Tun gefordert wäre, um ein Problem zu bewältigen und eine Notlage zu beseitigen.
Es klingt so fromm und tröstlich vom Gebet zu sprechen, aber sehr oft gehen wir dann nicht auf die Knie und noch seltener entscheiden wir uns zur tatkräftigen Hilfe. Fast jeden Abend bei den Fernsehnachrichten, wenn wir Bilder von Krieg und Naturkatastrophen sehen, drängt sich uns ein "Mein Gott!" auf die Lippen. Und doch beten wir nicht wirklich für die Menschen in Not, geschweige denn machen uns Gedanken, wie wir helfen können. Dann sind es "die da oben", die etwas tun müssen. Wir können eigentlich nur beten... "Der da oben" aber will, dass wir – salopp ausgedrückt – als sein Bodenpersonal in dieser Welt wirken.
Gottes Ehre in allem
Der heilige Benedikt von Nursia, dessen bekanntes Lebens- und Ordensmotto "ora et labora" ist, erinnert seine Mitbrüder im zerstörten Norcia und uns alle an die beiden Dimensionen des christlichen Lebens: Bete und arbeite! - Oder noch einfacher gesagt: "Bete und tu was!" Dabei geht es dem Vater des christlichen Abendlandes in keinster Weise darum, Aktivismus zu predigen und die Meinung zu unterstützen, man müsse sich nur recht fest anstrengen, dann wird alles gut im Leben. Der große Heilige sagt in seiner Regel, dass dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden dürfe und, das ist der zweite Wahlspruch der Benediktiner, "ut in omnibus glorificetur Dues" - dass in allen Dingen Gott verherrlicht werden möge.
Es geht ihm radikal um Gott. Benedikt will das Gebet, das sich dann aber in der Arbeit fortsetzt. Wichtig ist ihm, dem Herrn immer und in allem zu dienen. Das Herz soll die Lippen zum Gebet und die Hände zur Arbeit bewegen. So wird das Reich Gottes gebaut.
"mehr" beten, "mehr" arbeiten
Wir sind keine Ordenslaute und unser persönlicher Lebensstand hat seine eigenen Herausforderungen. Aufgabe der Mönche ist es aber, uns aus unserer Halbheit durch ihr Beispiel herauszurufen – wie es gerade die mutigen Männer in Norcia tun, die die Ärmel hochkrempeln und mit dem Wiederaufbau begonnen haben, ohne ihre Gebetszeiten zu unterlassen.
Betend und arbeitend wird das Reich Gottes gebaut. Was wäre, wenn wir zum Beispiel wirklich betend die Zeitung lesen würden, das heißt immer wieder innhaltend, um Gott für die Not der Menschen zu bitten oder für sein Wirken in der Welt zu danken? Was wäre, wenn wir wirklich jeden Tag niederknien und "richtig" beten würden, um dann aufzustehen, und etwas Gutes für das Reich Gottes zu schaffen. Was wäre wenn, um es kurz zu fassen, Gott und seine Ehre in all unseren alltäglichen Dingen an erster Stelle stünde? Was wäre – last but not least – wenn wir den Brüdern in Nursia mit unserem Gebet und unserer Spende helfen, das Heiligtum des hl. Benedikt wieder aufzubauen? (Näheres hier).
Bete und arbeite für Sein Reich
Der Benediktinerordern steht am Beginn des christlichen Abendlandes. Die Mönche haben durch Ackerbau und Wissenschaft, Architektur und Forschung unseren Kontinent geprägt. Sie haben durch "Beten und Arbeiten" Heiden und Barbaren zivilisiert und christianisiert. Besteht das christliche Abendland tatsächlich nur noch aus Ruinen, die an eine glorreiche Vergangenheit erinnern, die jedoch mit der Gegenwart nicht mehr viel zu tun hat? Wir schweigen über die wahren Wurzeln unseres Kontinents und verlieren den missionarischen Schwung, der jahrhundertelang von den Abteien ausging.
Wollen wir, dads Gott in allen Dingen verherrlicht werde? Wollen wir, dass unser Land sein Reich sei? Wollen wir aus Ruinen – wie die der Kirche von Nursia, die ein Symbol für so viel Schönes und Großes in Europa ist – wieder Kathedralen bauen? Es gilt anzupacken und mitzuarbeiten, zu beten und zu "streiten" dass Europa christlich sei und hier "Gott in allen Dingen verherrlicht werde." Ein Anfang dazu ist der Wiederaufbau der Abtei in Nursia.
Das könnte Sie auch interessieren:
Papst Franziskus in Amatrice – Besuch des vom Erdbeben betroffenen Gebiets in Italien (Fotos: @oss_romano) pic.twitter.com/UJAFLWHKls
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) October 4, 2016