"Ich kann nicht schweigen." – Bald wird, wie "Le Figaro" zuerst berichtet hat, ein Buch von Benedikt XVI. und Robert Kardinal Sarah in französischer Sprache veröffentlicht, am 20. Februar erscheint der Band auf Englisch in der "Ignatius Press" und auf Deutsch bei "Fe Medien".

Im medialen Diskurs ist das ungelesene Buch schon angekommen. Was wissen wir wirklich darüber? Der emeritierte Papst nimmt sehr aufmerksam die Lage der Kirche und Situation des Glaubens heute wahr. Es gehört nicht viel Fantasie dazu sich, sich vorzustellen, welche Gedanken er über manche Vorgänge wie Vorschläge auf der Amazonas-Synode hegt und mit welcher Sorge er die Vorbereitungen auf den "Synodalen Weg" in Deutschland verfolgt. Vorhersehbar ist auch, dass Äußerungen von Benedikt XVI., die noch niemand kennt, für Irritationen sorgen. "Papst gegen Papst" lautet die Schlagzeile der "Neuen Zürcher Zeitung". Man fragt sich sogleich: Hat Franziskus etwa die Abschaffung des Zölibats angekündigt? Erhält er nun Widerspruch von seinem Vorgänger? Als Projektionsfläche taugt der amtierende Papst oft für modernistisch gesinnte Akteure. An Gelassenheit mangelt es sehr. Für kirchenpolitische Instrumentalisierungen eignet sich offenbar schon die Ankündigung: Benedikt XVI. spricht über die Schönheit und den Wert des Zölibats, also über die Lebensform Jesu. Ein Skandal für alle, die den Zölibat seit langer Zeit abgeschafft sehen möchten. In anderen Kommentaren wird darauf hingewiesen, dass Benedikt XVI. bei seinem Amtsverzicht zugesagt habe, verborgen vor der Welt zu leben – und nun wage es der Emeritus erneut, sich öffentlich zu äußern?

Kardinal Sarah, der nach der Namensnennung mancherorts sofort mit dem Attribut "erzkonservativ" versehen wird, hat an dem Werk mitgearbeitet. Wir dürfen zunächst auf das vertrauen, was CNA zu der Publikation, die wir mit großem Interesse und in Vorfreude erwarten, berichtet hat. Die Sensation also ist perfekt: Benedikt XVI. und Kardinal Sarah erinnern an die gültige Lehre der Kirche – wer dies tut, steht in brüderlicher Gemeinschaft mit Papst Franziskus, ihm treu verbunden. Wie sonst? Der Heilige Vater sagte während des Rückfluges vom Weltjugendtag in Panama am 27. Januar 2019: "Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist. Zweitens bin ich nicht damit einverstanden, den optionalen Zölibat zu erlauben, nein. … Meine Entscheidung ist: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat, nein. Das ist meine persönliche Einstellung, ich werde es nicht tun, das bleibt klar. Bin ich hier ein »verschlossener« Typ? Vielleicht. Aber ich verspüre nicht den Mut, mich mit dieser Entscheidung vor Gott zu stellen."

Wer einen Dissens zwischen Papst Franziskus und seinem emeritierten Vorgänger Benedikt XVI. sieht, verfügt anscheinend über sehr, sehr viel Fantasie. Wahrhaft konzilsgerecht – also dem Geist und Buchstaben des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend – heißt es im gültigen "Direktorium für Dienst und Leben der Priester": "Überzeugt von den tiefen theologischen und pastoralen Gründen, welche die Beziehung zwischen Priestertum und Zölibat unterstützen, und erleuchtet vom Zeugnis, das auch heute den spirituellen und evangeliumsgemäßen Wert in so vielen priesterlichen Existenzen bestätigt, hat die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil und wiederholt bei späteren päpstlichen Lehraussagen den »festen Willen bekräftigt, das Gesetz beizubehalten, das von den Priesterkandidaten im lateinischen Ritus den frei gewählten und dauernden Zölibat verlangt«. Der Zölibat ist nämlich eine freudige Gabe, welche die Kirche erhalten hat und bewahren will, davon überzeugt, dass er für sie selbst und für die Welt ein hohes Gut ist." Die bleibende Treue zum priesterlichen Zölibat dürfen wir heute als Ausdruck der unverbrüchlichen Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil verstehen. Benedikt XVI., der "letzte Theologe des Zweiten Vatikanischen Konzils" (Johannes Paul II.), erinnert uns alle daran.

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