Vermutlich werden die Initiatoren dieses regionalen Dialogforums an Weltoffenheit gedacht haben. Schon der in der Überschrift zitierte Titel der Vortragsreihe wirkt so einprägsam wie irritierend, im Weiteren finden sich Bekundungen wie: "Über Sex muss man reden". Gesprochen wird auch über Formen der "Kindlichen Sexualität". Eingebettet werden diese und andere Veranstaltungen auf gewisse Weise in die Diskursräume des "Synodalen Wegs", der weltkirchlich zunehmend für Nachfragen und Verwunderung sorgt. Die Besorgnis ist mehr als verständlich. 

Prominente Vertreter der Kirche, hier auch namentlich der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode, ringen um eine "Weiterentwicklung” der kirchlichen Lehre in Bereichen der Sexualmoral. Dankenswerterweise weist Bischof Bode auch darauf hin, dass mitnichten alle Katholiken in Deutschland die geltende Lehre der Kirche, insbesondere auch nicht die Moraltheologie, als defizitär und mangelhaft ansehen oder als Bürde, Last und Kreuz begreifen – im Gegenteil. 

Ein Mangel indessen liegt meiner unmaßgeblichen Meinung nach darin, dass die Lehre der Kirche fast gar nicht mehr verkündet oder katechetisch vermittelt wird. Nicht ohne Grund schreibt bereits der heilige Paul VI. in der Enzyklika "Humanae vitae" am 25. Juli 1968 in dem Abschnitt 18 "Die Kirche als Garant der wahren Werte des Menschen": "Es ist vorauszusehen, daß vielleicht nicht alle diese überkommene Lehre ohne weiteres annehmen werden; es werden sich, verstärkt durch die modernen Kommunikationsmittel, viele Gegenstimmen gegen das Wort der Kirche erheben. Die Kirche aber, die es nicht überrascht, daß sie ebenso wie ihr göttlicher Stifter gesetzt ist 'zum Zeichen, dem widersprochen wird', steht dennoch zu ihrem Auftrag, das gesamte Sittengesetz, das natürliche und evangelische, demütig, aber auch fest zu verkünden".

Die Kirche ist ja nicht Urheberin dieser beiden Gesetze; sie kann deshalb darüber nicht nach eigenem Ermessen entscheiden, sondern nur Wächterin und Auslegerin sein; niemals darf sie etwas für erlaubt erklären, was in Wirklichkeit unerlaubt ist, weil das seiner Natur nach dem wahren Wohl des Menschen widerspricht. Indem sie das eheliche Sittengesetz unverkürzt wahrt, weiß die Kirche sehr wohl, daß sie zum Aufbau echter menschlicher Kultur beiträgt; darüber hinaus spornt sie den Menschen an, sich nicht seiner Verantwortung dadurch zu entziehen, daß er sich auf technische Mittel verläßt; damit sichert sie die Würde der Eheleute. Indem die Kirche so dem Beispiel und der Lehre unseres göttlichen Erlösers getreu vorgeht, zeigt sie, daß ihre aufrichtige und uneigennützige Liebe den Menschen begleitet: sie will ihm helfen in dieser Welt, daß er wirklich als Kind am Leben des lebendigen Gottes teilhat, der aller Menschen Vater ist." Diese vielfach angefochtene Enzyklika ist auch heute noch immer sehr lesenswert.

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