16. Juli 2018
Fast überall beginnt die Ferienzeit. Viele Familien fahren in den Urlaub, haben das Ziel, "maximale Entspannung" zu erlangen, viele Abenteuer und Highlights mit zu nehmen und verbringen deutlich mehr Zeit miteinander als sonst im Jahr. Neben den vielen Erwartungen, die man oft an den Jahresurlaub hat und die auch enttäuscht werden können, ist es für viele Familien in den ersten Tagen schwierig zueinander zu finden und sich auf einander einzustellen.
Oft sieht man sich sonst nur abends oder verbringt konzentrierte Zeit am Wochenende miteinander, plötzlich heißt es bekannte Routine aufzugeben und eingespielte Teams um einen weiteren Spieler zu erweitern.
Für viele Kinder bedeutet das eine erste stressige Zeit, wenn Mama und Papa sich erst mal sortieren müssen und sie selber vom durch strukturierten Alltag Abstand gewinnen.
6 Wochen lang keine Schule, kein Kindergarten, kein Turnen, kein Schwimmen, kein Fußball und kein Tanzen…einfach in den Tag hinein leben und sich selbst beschäftigen. Der Horror für viele Eltern kommt dann langsam die Treppe runter gestampft, missmutig, antriebslos, schlufft er ins Wohnzimmer zu Mama, die gerade Zeit gefunden hat ein Buch zu lesen: "Mama, mir ist langweilig, was kann ich machen…?"
Egal was man jetzt vorschlägt, alles ist noch langweiliger und wurde schon 1000 Mal gespielt. Mit Übertreibungen geizen die Kinder in dieser Stimmungslage nicht. Je länger die Zeit vergeht, in der man sich gute Spielvorschläge ausdenkt, desto schlimmer wird die Langeweile.
Eine Freundin erzählte mir letztens von diesem Horror beim Kaffee und auch ich kenne diese Momente, habe aber ganz gut gelernt damit um zugehen.
Auf die Haltung kommt es an. Bin ich denn Entertainerin für meine Kinder? Bin ich für deren Spaß und Erfüllung im Spiel zuständig? Meine Antwort ist "Nein"! Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass Kinder heute so viel zu tun haben, dass sie verlernt haben, Langeweile auszuhalten und zum Teil darauf angewiesen sind, Input von außen zu bekommen.
Ich glaube sogar, dass es normal ist, mal nichts zu tun, im erwachsenen Alter heißt das dann "Kreative Schaffenspause" oder "Kreative Auszeit", in der Kindheit schimpft es sich "Langeweile" oder "Nichtsnutzigkeit".
Kinder sollten aber auch in den Genuss kommen, nichts tun zu dürfen und einfach mal auf dem Sofa rum lümmeln und Löcher in die Luft gucken. Der Geist, der Körper, alles entspannt sich und ist bereit, wieder Neues aufzunehmen und zu speichern.
Mit ihrer Frage "Was kann ich machen?", spiegeln Kinder meiner Meinung nach, oft den Anspruch der Eltern wider, dass sie nicht untätig sein sollen. "Geht Spielen.", "Was stehst du hier so rum?", "Such dir ein Buch aus und lies was!"…das haben wir doch alle schon zu unseren Kindern gesagt, wenn sie uns ein bisschen im Weg waren und wir vielleicht der Langeweile vorbeugen wollten.
Doch ohne diese Erwartungshaltung, mit 5 Minuten unserer Zeit, in der wir die Kinder, die uns im Weg stehen, umarmen, mit ihnen Kuscheln oder ihnen das untätig sein zugestehen, tun wir so viel für die entspannte und positive Entwicklung.
Und dann verstehe ich die Langeweile manchmal auch als Suche nach Gemeinschaft und schaue in überraschte Gesichter, wenn die Frage kommt "Mama, mir ist langweilig, was kann ich tun?" und ich antworte "Komm, wir legen uns aufs Sofa und langweilen uns gemeinsam!"
Dann wird die Langeweile zum Müßiggang und bringt die Ruhe, die unser Leben viel zu oft vermisst!
Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick.
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