Der Priester und Theologe Raymond Diocres starb im Jahre 1084. Er war Professor an der Universität von Paris, wo auch der spätere heilige Bruno, der Gründer des Kartäuserordens, studierte. Viele hunderte Menschen, viele von ihnen ehemalige Studenten, die inzwischen Priester geworden waren, nahmen an den Heiligen Messen teil, die für ihn in den Tagen vor seiner Beisetzung gelesen wurden.

Auch Bruno von Köln, der in Reims Leiter der Domschule war, nahm an den liturgischen Feiern teil. Unzählige Kerzen wurden für den Verstorbenen angezündet und Gebete für sein Seelenheil gebetet. Besonders von jenen, die das große Wissen und die Tugenden der berühmten Theologen und geistlichen Lehrers bewundert hatten. 

Trotz der Beliebtheit der folgenden Geschichte, die das Ereignis seiner Beerdigung schildert, und die in der Malerei ab dem 15. Jahrhundert gerne eingesetzt wurde, stimmt der späte Zeitpunkt des Todes von Diocrès nicht mit den biographischen Ereignissen des hl. Bruno überein.

Als der Lektor bei der Trauerfeier für Raymond Diocres die Worte "Antworte mir" sang, soll sich der Tote aufgerichtet und gerufen haben: "Ich bin gerufen zum gerechten Gericht Gottes" und leblos wieder zurück gesunken sein. Die erschrockene Menge verließ daraufhin fluchtartig die Kirche. Dies wiederholte sich noch zweimal in ähnlicher Weise.

Beim drittenmal – als im Requiem der Chor zu der Stelle kam "Was sind meine Fehler und meine Sünden? - Meine Missetaten und meine Sünden stehen mir vor Augen" – beugte sich die Leiche wiederum vor aller Augen auf und schrie voller Verzweiflung: "Durch das Gericht Gottes wurde ich angeklagt, gerichtet und verurteilt."

Offenbar hatte der weltbekannte und angesehene Priester und Theologieprofessor seine Laster unter dem Schein seiner Berufung versteckt. Doch Gott, der die Herzen prüft, kennt jede Sünde und bestraft sie als barmherziger Vater.

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