Für eine Nachlese zur fünften Synodalversammlung in Frankfurt könnte es noch zu früh sein, denn Rom hat sich noch nicht zu den Geschehnissen geäußert. Nur einige wenige Phänomene mögen hier bereits vorgestellt und bedacht werden.

Ja, es ging turbulent zu – und so manch ein säkularer Beobachter des Geschehens dachte vielleicht mitten in der Fastenzeit: „Der Karneval ist noch nicht vorbei.“ Erstaunlich bleibt etwa auch für bekennende Demokraten – ob religiös gebunden oder konfessionslos –, dass Anträge auf geheime Abstimmungen mehrheitlich abgewiesen wurden. Der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier äußerte sich auf „theosalon“ dazu: „Kirchenreformen werden nicht befördert, indem um ihretwillen das Recht gebeugt und jene Willkür praktiziert wird, die kirchlichen Hierarchen zu Recht vorgeworfen wird und die für die Zukunft strukturell zumindest erschwert werden soll.“

Anscheinend aber hat die „organisierte katholische Zivilgesellschaft“ (ZdK-Generalsekretär Marc Frings) ihre eigenen Rechtsvorstellungen. Der bekanntlich demokratisch nicht legitimierte Funktionärsverband namens „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ begreift sich als Vertreter dieser „katholischen Zivilgesellschaft“ – warum auch immer –, während, so Frings, von den mehr als 20 Millionen Katholiken, die das ZdK zu repräsentieren glaubt, im Lande nur wenige Bischöfe seien. Das war offensichtlich als Mahnung und Warnung hinsichtlich der bischöflichen Sperrminorität gedacht gewesen. Deswegen fragte vielleicht auch die „Tagesschau“ am 9. März besorgt: „Bleiben die Bischöfe auf Kurs?“ Bischof Georg Bätzing fürchtete einen „Eklat“ – also ein episkopales Stoppschild für die irrlichternde Reise ins deutsch-synodale Niemandsland. Doch das Sammelsurium konzilswidriger Synodaltexte wurde mit deutlichen Mehrheiten beschlossen. Die Synodalisten jubelten, viele Medien frohlockten.

Die deutsch-synodalen Schulmeister verzichteten weder auf Eigenlob noch auf Wegweisungen für die Weltkirche – hier eine Kostprobe aus der Synopse des Handlungstextes zu „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“: „Der Zugang von Frauen zu den sakramentalen Ämtern muss auch unter dem Gesichtspunkt der Gleichberechtigung betrachtet werden. Die Position des kirchlichen Lehramtes überzeugt weltweit immer weniger. Weltweit wird die Beendigung der Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts gefordert, die zum Glaubwürdigkeitsdefizit der katholischen Kirche beiträgt.“ Das Wörtchen „weltweit“ wird gerne verwendet – die „Position des kirchlichen Lehramtes“ wird aus der deutsch-synodalen Perspektive als „weltweit“ nicht überzeugend bezeichnet, ein „Glaubwürdigkeitsdefizit“ wird ausgemacht und die Vertreter des deutschen Synodalen Weges begreifen sich zugleich als die einzig wahren Fürsprecher der ganzen Welt. Beschworen werden in dieser Synopse und in den Diskussionen auch immer wieder „humanwissenschaftliche Erkenntnisse“. Die Lehren der Wissenschaften, die auf Michel Foucault zurückgehen, sind allgegenwärtig – aber die Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte scheint aus der Perspektive der Kirchenprovinz Deutschland nur noch zum „Glaubwürdigkeitsdefizit“ der Kirche weltweit beizutragen.

Die Veranstaltung endete, wie immer, mit einer Pressekonferenz des Synodalpräsidiums. Die Bekundungen von Thomas Söding und Irme Stetter-Karp kommentieren sich eigentlich von selbst. Zitiert sei darum einzig aus Bischof Georg Bätzings Pressestatement: „Der Synodale Weg ist kein zahnloser Tiger. Er ist eine Konkretion dessen, was Papst Franziskus mit Synodalität meint. Der Weg ist vor allem Ausdruck einer lebendigen, bunten und diversen Kirche. Seit vielen Jahren haben wir kein so intensives gemeinsames Ringen darum gehabt, wie wir heute aus dem Evangelium und dem Reichtum unserer Tradition leben und unsere Gesellschaft mitgestalten können.“

Dass eine Kirche Marke Eigenbau gemäß den Beschlüssen des Synodalen Weges vielleicht lebendig, bunt und divers ist, das mag sein – aber ist sie noch römisch-katholisch? Wohin sollte die Abkehr von der verbindlich gültigen Lehre der Kirche und vom Evangelium Jesu Christi sonst führen, wenn nicht auf einen deutsch-synodalen Sonderweg, den nicht wenige Beobachter heute schon schismatisch nennen?

Bischof Bätzing sagte weiter: „Insgesamt muss man sich noch einmal vor Augen führen, dass wir uns mit dem Synodalen Weg nicht nur den Themen gestellt haben, die uns systemisch blockieren, und die schon lange im Hintergrund rumoren. Wir haben noch nicht alles beschließen können, aber die Weichen sind gestellt.“ Die Weichen sind gestellt, das heißt: Der deutsch-synodale Zug könnte wirklich entgleisen. Oder dürfen einfach gläubige Katholiken in Deutschland nach den jüngsten synodalen Ereignissen noch auf die Rückbesinnung auf den Glauben der Kirche und neuen Schwung für die von Papst Franziskus gewünschte Evangelisierung hoffen? Das klingt zurzeit ausgesprochen unrealistisch. In jedem Fall hoffen nicht wenige Katholiken hierzulande auf vatikanische Korrekturen am deutsch-synodalen Eigensinn.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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