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Was ist das Messopfer? Ein frisch geweihter Priester erklärt, worum es geht

Xandro Pachta-Reyhofen
Primizsegen nach dem Konventamt: Im Stift Heiligenkreuz hat Xandro Pachta-Reyhofen am 1. Jul die Messe gefeiert und danach seinen priesterlichen Segen gespendet
Seit wenigen Wochen Priester: Xandro Pachta-Reyhofen

Seit dem 24. Juni, Tag meiner Priesterweihe, darf ich nun täglich das heilige Messopfer darbringen. Aber was heißt das eigentlich, Messopfer? Was oder wer wird da geopfert? Die Eucharistie, die Messe? Man meint ja damit was anderes.

Opfert man also Jesus? Ist das nicht ziemlich arg? Ist die Messe ein Menschenopfer? Und steht nicht im Hebräerbrief, dass Jesus nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat? Ist nicht das Kreuzesopfer das eigentliche Opfer? Ein einziges Mal, an jenem Karfreitag vor fast 2000 Jahren, hat sich Jesus am Kreuz für uns geopfert. Aber auch da muss man fragen: was meint man damit, dass Jesus sich für uns geopfert hat? Und woher weiß man das überhaupt? An sich, war es ja einfach eine Exekution, Jesus wurde als Verbrecher verurteilt und deswegen gekreuzigt. Tragisch, keine Frage, aber ein Opfer?

Die Antwort findet man im Einsetzungsbericht, wo Jesus, am Abend vor seinem Leiden, mit den Jüngern gemeinsam das Paschamahl gegessen und die Eucharistie gestiftet, also erfunden und eingesetzt hat. „Und er nahm das Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot, reichte es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: dieser Kelch ist er Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird (Lk 22).

Die Jünger wissen noch gar nicht, dass ihr Meister am Tag darauf sterben wird, auch wenn sie dunkle Vorahnungen haben. Am Vorabend also, erklärt Jesus was sein Tod bedeutet, dass sein Leib hingegeben ist für uns, dass sein Blut vergossen wird als Neuer Bund zur Vergebung der Sünden. Das Kreuz ist Opfer, weil Jesus sein Leben freiwillig aus Liebe schenkt. Die Liebe ist’s die das Opfer macht. Nicht in erster Linie die äußere Handlung, sondern die innere Hingabe, die Liebe, das Sich-Schenken. Beim selben Abendmahl wäscht Jesus seinen Jüngern auch die Füße als Zeichen seiner dienenden Liebe und trägt den Jüngern auf sich so zu lieben wie er sie geliebt hat, und zwar bis in den Tod. „Es gibt keine größere Liebe als sein Leben hinzugeben für seine Freunde“, sagt Jesus beim Mahl. Das Kreuz ist Opfer wegen der Liebe, wegen der unendlichen, restlosen, dienenden, schenkenden, verzeihenden Liebe mit der Jesus das Kreuz besteigt. Jede Schweißperle, jede Wunde, jede Strieme, jeder Tropfen Blut zeugt von dieser Liebe.

Und die Eucharistie ist die Vergegenwärtigung ebendieser Liebe. Jesus wird gegenwärtig in seinem hingegeben Leib, in seinem vergossenen Blut, in seiner völligen Liebe. Zu dieser Liebe kommen wir als hungernde und dürstende Pilger, wir kommen zur Messe um von der Quelle der Liebe zu trinken. Hier, in diesem Geheimnis der Liebe, liegt das pochende Herz der Kirche.

Kirche ist die Gemeinschaft derer, die Christus nachfolgen, die lieben wollen wie er. Kirche ist der lebendige Leib Christi, also Jesus in seinem hingegeben Leib, gegenwärtig durch die Jahrhunderte.

Kirche ist der lebendige Organismus Jesu, aber sie besteht aus Sündern. Wir sind wie sauerstoffarmes Blut, lieblos oder liebesarm, und deswegen müssen wir immer wieder, wöchentlich, täglich, durch das Herz und die Lunge gepumpt werden um dann wieder mit Liebe angereichert in die Welt hinauszuströmen. Die Eucharistie ist dieses Herz, sie ist das lebende Herz der Kirche, hier schenkt sich Jesus jeden Tag neu in seiner Liebe, hier liebt er uns. Hier berührt uns das Kreuz, die Lebenshingabe Jesu.

Die Eucharistie ist das Herzstück der Kirche. Christliches Leben ist immer geprägt von dieser doppelten Bewegung, wie der Herzkreislauf: zur Eucharistie zusammenkommen und dann wieder mit Liebe erfüllt in die Welt hinauszugehen. Man kann ohne die Kirche nicht Christ sein, nur in der Kirche ist man Teil des Leibes Christi, und ohne Eucharistie wäre die Kirche nur ein lebloser Körper. Ohne Kirche kein Christsein, und ohne Eucharistie keine Kirche.

Das Messopfer ist also das Sich-hineinnehmen-lassen in diesen Kreislauf der Liebe, in das eucharistische Herz der Kirche, in die lebendige, real gegenwärtige, hingegebene Liebe Jesu selbst, in die unüberbietbare Liebe des einzigen Kreuzesopfers, um dann erfüllt von dieser grenzenlosen Liebe, hinausgepumpt zu werden in diese Welt die vor Lieblosigkeit verdurstet.

Xandro Pachta-Reyhofen ist Priester der Gemeinschaft Sankt Martin. Der gebürtige Österreicher wurde am 24. Juni 2017 in Évron (Frankreich) zum Priester geweiht. 

Ebenfalls vom Autor bei CNA Deutsch erschienen:

https://twitter.com/CNAdeutsch/status/829729840672681984 

 

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