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Der Synodale Sonderweg

Kardinal Christoph Schönborn OP
Gründer und der Präsident des "Synodalen Wegs" am 5. Februar in Frankfurt: Kardinal Reinhard Marx (li.) im Gespräch mit Bischof Georg Bätzing vor Beginn der Beratungen
Dritte Synodalversammlung des "Synodalen Weges" im Congress Center Frankfurt am 3. Februar 2022: Am Podium sitzen Bischof Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp, Claudia Nothelle und Weihbischof Wilfried Theising (v.l.).
Papst Franziskus empfängt Bischof Georg Bätzing von Limburg am 24. Juni 2021.

Das tiefgründige Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn, das Professor Jan-Heiner Tück für die renommierte Zeitschrift „Communio“ geführt hat, zeigt die immensen Probleme, die der deutsche „Synodale Weg“ mit sich bringt. 

Der Wiener Erzbischof macht präzise klar, warum – auch natürlich in der hiesigen Kirchenprovinz – der zwar medial apologetisch aufgenommene Diskursprozess nur mit Verwunderung und Kopfschütteln als Phänomen der Orientierungslosigkeit und als kirchenpolitisches Spektakel wahrgenommen werden kann: „Wenn in der dritten synodalen Versammlung in Deutschland abgestimmt wurde über die Frage, ob darüber diskutiert werden soll, ob es einer Zukunft des geweihten Amtes überhaupt bedarf, und dieser Antrag mit 95 Ja-Stimmen und 94 Neinstimmen beantwortet wurde, dann ist hier etwas falsch gelaufen. Schlicht und einfach. Denn über eine solche Frage kann man nicht synodal verhandeln. Hier hätte das Präsidium einschreiten müssen. Das ist nicht ein verhandelbares Thema. Es gibt Vorgaben, die zutiefst in der Bibel und der Tradition der Kirche verwurzelt sind. … Das ist nicht mehr Synodalität, das ist ein anderer Weg, aber sicher nicht Synodalität im Sinne der Kirche.“ 

Tück erwähnt sodann den kuriosen, absurden Vorschlag, dass die Bischöfe sich an die „Mehrheitsvoten von Synodalen Räten binden“ sollen. Der Kardinal fragt auch: „Welche Legitimation hat etwa das Zentralkomitee der deutschen Katholiken? Repräsentiert es überzeugend das Volk Gottes?“ 

Schönborn äußert sein Befremden, dass vom Missbrauchsskandal, der der Anlass zum Synodalen Weg gewesen sei, so rasch ein Übergang zu Kirchenverfassungsfragen bestehe und fragt: „Ist das wirklich ein direkter Konnex, dass Missbrauch in der Kirche geschehen ist, weil es keine Gewaltenteilung im Sinne demokratischer Rechtsstaaten gibt? Ich bezweifle das.“ 

Der Wiener Erzbischof berichtet, dass in österreichischen Diözesen Ombudsstellen für Betroffene eingerichtet worden seien: „Der zweite Schritt war, dass ich im Jahr 2010 der österreichischen Bundesregierung vorgeschlagen habe, eine unabhängige staatliche Kommission zu bilden, und dass sich die Kirche dieser Kommission unterstellt. Die damalige Bundesregierung hat das damals leider nicht aufgegriffen. Heute habe ich die Vermutung, dass die Ablehnung geschah, weil sie wahrscheinlich dann alles hätten untersuchen müssen, nicht nur die Kirche, sondern auch die staatlichen Einrichtungen, die Sportvereine und Bildungsinstitutionen etc.“ 

In Deutschland sieht Kardinal Schönborn allerdings die Gefahr einer „Instrumentalisierung des Missbrauchs“: „Denn hier werden missbräuchliche Verhaltensweisen eingesetzt, um Forderungen der Kirchenreform zu behandeln und versuchsweise zu entscheiden. Dabei ist es doch sehr fraglich, ob damit dem Missbrauchsthema und den Betroffenen wirklich Gerechtigkeit widerfährt. Dass diese Fragen diskutiert werden, ist ein eigenes Thema. Die Reformthemen sind ja seit langem auf der Tagesordnung. Das wissen wir alle. Aber nun die Missbrauchsfrage heranzuziehen, um diese Themen voranzubringen, halte ich für falsch.“ 

Zudem werde auf dem Synodalen Weg das „Grundelement des ganzen Lebens der Kirche“ nicht thematisiert: „Der Herr sammelt sein Volk. Wieso bin ich zum Glauben gekommen in einer Familie, in der das Glauben nicht selbstverständlich war? Weil der Herr in meinem Leben gewirkt hat. Und die Menschen, die heute den Weg der Kirche gehen in einer so säkularen Welt, die tun es doch nicht, weil ihnen die Strukturen der Kirche so besonders sympathisch sind oder weil die Kirche so besonders modern ist. Sondern das hat etwas mit Gott zu tun, das hat etwas mit dem Ruf Christi zu tun. Und das berühmte Aggiornamento von Papst Johannes XXIII. wäre völlig missverstanden, wenn man glaubt, die Kirche überlebt nur, wenn sie sich modernisiert. Aber was heißt modernisieren? Was heißt zeitgemäß sein?“ 

Warum – anders gefragt – ist auf dem deutschen Synodalen Weg weder von Gott noch vom Glauben noch von Evangelisierung die Rede, sondern nur von Themen, die auch eine politische Partei für ein Wahlprogramm aufbringen könnte? Das säkulare Dilemma bringt Kardinal Schönborn auf den Punkt: „Wie kommt es, dass auf dem Synodalen Weg in Deutschland auf der einen Seite gefordert wird, dass das Weiheamt geöffnet wird, und auf der anderen Seite so viele fordern, dass diskutiert wird, ob ein Weiheamt für die Kirche künftig überhaupt noch notwendig ist? Hier wünsche ich mir mehr Sensibilität im Blick auf die Priesteramtskandidaten, die sich vorbereiten, und die große Mehrheit der Priester, die ihr Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt haben – und schließlich etwas mehr Behutsamkeit gegenüber dem, was die, die vor uns geglaubt haben, wahrgenommen haben, wofür wir im Moment vielleicht nicht ganz das Sensorium haben.“ 

Man könnte Kardinal Schönborns kluge Analyse dieses regionalen Phänomens auch dahingehend zusammenfassend: Der Synodale Weg in Deutschland betreibt effektiv die Marginalisierung des christlichen Glaubens und ist ein Motor des Fortschritts zur Vermehrung der Säkularisierung in Deutschland. Zugespitzt formuliert: Dieser deutsche Synodale Weg löst auch keine Probleme der Kirche, sondern er ist ein Problem für die Kirche in Deutschland.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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