04 Dezember, 2017 / 2:10 PM
Unsere Große hat manchmal morgens recht extravagante Vorstellungen von der Frisur, die ich ihr machen soll. Oft recht aufwendig, oft nicht ganz vereinbar mit unserem Zeitfenster vor dem Kindergarten. Heute Morgen habe ich mir aber ganz bewusst Zeit genommen, ihr eine Wunsch-Flechtfrisur zu machen- und ich habe ihr noch einen Kuss gegeben und gesagt: „Dafür hab ich immer Zeit“. Sie hat gestrahlt und gesagt: Wenn ein Kuss nicht mehr passt, dann stimmt was nicht.
Ist das nicht rührend und klug aus dem Mund einer Vierjährigen? Ich hab ihr noch einen zweiten Kuss gegeben und sie voll uns ganz darin bestätigt, dass tatsächlich immer Zeit dafür sein sollte, sich lieb zu haben.
Am Wochenende war schon der erste Advent und ich merke wieder, wie mich das Thema „Zeit“ in der Vorweihnachtszeit beschäftigt. Schon musste ich die Adventskalender aufhängen, einen Adventkranzrohling besorgen und noch schmücken, dann beginnt die Zeit der Besorgungen für den Heilig Abend, Fleisch beim Metzger vorbestellen, alle Termine mit der Familie planen, organisieren, Geschenke kaufen…egal wie entspannt ich an die Zeit heran gehe, immer kommt Weihnachten schneller als ich dachte und immer gerate ich in den typischen Stress von dem alle berichten.
Natürlich bin ich jetzt als Mutter auch immer von dem Anspruch getrieben, meinen Kindern eine besonders schöne Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest zu bieten. Das sind doch die Kindheitserinnerungen, auf die jeder zurück blickt: auf das Plätzchen backen, die Musik, den Tannenduft, die Kerzen...es ist einfach heimelig, gemütlich und irgendwie soll es perfekt sein.
Doch was heißt jetzt genau perfekt? Passen Perfektionismus und Gemütlichkeit eigentlich zusammen? Von meinem Bauchgefühl her nicht, aber gleichzeitig hat man doch diese Weihnachtsfilme mit der perfekten Deko und der perfekten Stimmung vor Augen und kann es doch nicht lassen, einen Tag vor Heilig Abend die rote Tischdecke statt der Grünen passend zu den Kerzen auf dem Tisch zu organisieren.
Der Moment heute Morgen mit meiner Tochter im Bad hat mich unheimlich bewegt. Ich habe gespürt, wie ich ganz entspannt war, wie sie mir die Unruhe genommen hat, pünktlich im Morgenrhythmus zu sein und wie sehr sie es auf den Punkt gebracht hat, was uns Erwachsene oft blockiert und davon abhält auf die wesentlichen Dinge im Leben zu schauen.
Meine Mutter hält seit Jahr und Tag im Vorfeld zu Weihnachten eine lange Ansprache dazu, dass man ihr nichts schenken brauche, sie alles habe und sie einfach nur glücklich sei, mit der Familie zusammen zu sein. Man bräuchte eigentlich auch nichts kochen und nichts besorgen…gut, sie redet sich irgendwann etwas in Rage und erntet oft witzige Bemerkungen zu ihrem kargen Traum von Weihnachten. Ihre weihnachtliche Zurückhaltung gipfelte in einem Jahr darin, dass sie loszog um einen Baum zu kaufen und mit einem windschiefen, nadelnden Bäumchen zurück kam und uns diesen Kauf als sozial und ökologisch notwendig vermitteln wollte, da irgendwer nun mal auch die krummen Bäume kaufen müsse.
Vor einigen Tagen habe ich mit meiner Mutter telefoniert und auch über Weihnachten gesprochen. Und letztlich haben wir auf die wesentlichen Dinge geschaut und ich konnte mit einem Mal nachvollziehen, was sie eigentlich immer sagen wollte, als sie uns versuchte davon abzuhalten, uns dem Weihnachtsrummel hinzugeben. Jetzt wo ich selber Mutter bin, brauche ich tatsächlich auch keine Geschenke und auch keine aufwendigen Dekorationen oder andere Dinge, von denen ich das Gefühl habe, dass sie mehr Stress verbreiten als Freude bringen. Ich sehe in die Augen meiner Kinder und genieße die Freude und den Glanz darin und erlebe dann mein schönstes Weihnachtsfest.
Es geht wirklich darum sich Zeit zu nehmen, Weihnachten Zeit zu geben und dem Kommen des Herrn den Raum zu geben, den es braucht. Da passen Stress und Trubel wirklich nicht dazu. Wer könne das besser sagen, als eine Mutter wie ich, die in wenigen Wochen ihr Kind erwartet. Ruhe, Muße und Besinnlichkeit sollten wir alle finden in den Tagen vor Heilig Abend und der Geburt eines Kindes im Stall zu Bethlehem.
In besonderer Weise nehmen sich die Brüder der Dormitio Abtei in Jerusalem Zeit für uns und tragen unsere Namen und Gebetsanliegen auf einer Schriftrolle nach Bethlehem. Jeder kann mitmachen: http://dormitio.net/abtei/weihnachtsaktion/index.html
Elisabeth Illig bloggt jeden Montag bei CNA Deutsch - zumindest bis zur Babypause, denn sie ist Mutter von bald drei Kindern. Die gelernte Erzieherin hat ihr Theologiestudium bewußt unterbrochen, um sich um die Familie zu kümmern. Eine Übersicht ihrer Beiträge finden Sie hier.
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