30 Dezember, 2023 / 9:00 AM
Anfang Oktober 1949 kamen 14 Trappistinnen in die Vereinigten Staaten. Unter ihnen waren vier Amerikanerinnen und eine Kanadierin, die zuvor und in der Hoffnung, bald nach Nordamerika zurückkommen zu können, in die irische Abtei Mount Saint Mary’s bei Glencairn in Irland eingetreten waren.
Der Auszug der Trappistinnen, die zur Gründung in der neuen Welt ausgewählt wurden, wird anschaulich in der Kloster-Chronik dokumentiert: „[Wir warteten im Kreuzgang] auf das Zeichen, zum endgültigen Abschied in den Chor der Abteikirche gehen zu können; der Rest der Gemeinschaft wartete am anderen Ende des Kreuzgangs an der Kirchentür. Das war sehr auffällig: die Trennung hatte bereits stattgefunden. Schließlich gingen wir zum Chor und knieten im äußeren Chorgestühl nieder, während die ‚Bleibenden‘ […] uns anstarrten. Wir trauten uns nicht, jemanden anzusehen. Der Priester verteilte zum Segen das Weihwasser […]. Es war eine sehr einfache Zeremonie, aber zweifellos die beeindruckendste, die jemals in diesem Chor stattgefunden hatte. Wir waren die letzten in der Prozession, und als die Gemeinschaft stehen blieb und auf beiden Seiten des Kreuzgangs eine Reihe bildete, gingen wir weiter – durch die erste Tür und dann durch die Klausurtür, die vom heiligen Joseph bewacht wurde, hinaus. Niemand konnte sich später erinnern, wie der ‚Benedictus‘-Gesang in diesem Moment klang. Später wurde es als ‚Trauerzug‘ bezeichnet.“
Als Richard Cushing (1895–1970) im Jahr 1944 Erzbischof von Boston wurde (zum Kardinal erhoben wurde er 1958), sprachen er und die Trappisten von „Our Lady of the Valley“ (Cumberland, Rhode Island), die 1950 nach einem Großbrand ihrer Abtei in Spencer eine Neugründung vornahmen, erstmals über eine Ansiedlung von Trappistinnen innerhalb seines Erzbistums. Dieses war sehr groß und umfasste fast alle Staaten Neuenglands. Der Erzbischof war bereit, beim Erwerb und bei der Finanzierung behilflich zu sein. Und als die Schwestern mit dem Schiff von Irland aus über den Ozean fuhren, war Erzbischof Cushing bei ihnen, denn er selbst hat sie in Empfang genommen und in ihre neue Heimat begleitet.
Ein geeigneter Kloster-Standort mit einem Stück Land von 300 Hektar befand sich im Eigentum des Mühlenbesitzers John McMahon, auf dem Gebiet der Ortschaft Wrentham in Massachusetts. Zu dieser Zeit bewirtschafteten die Garelick Brothers die Farm mit 50 Milchkühen. Dieses Anwesen, hügelig, bewaldet und mit Feldern umgeben, kaufte der Orden im Jahr 1946. Trappistenmönche vom Kloster „Our Lady of the Valley“ bauten für sich (zwei Priester und fünf Brüder) ein Haus und begannen dann mit dem Bau eines Klosters. Als die Nonnen im Oktober 1949 eintrafen, waren die einfachen Klostergebäude so gut wie fertig.
Das Leben im Orden der „Zisterzienser von der strengen Observanz“ (Trappisten) war damals noch sehr streng und entbehrungsreich. Die Trappistinnen setzten ihr gewohntes Ordensleben in der neuen Welt in aller Einfachheit fort, so, wie sie es schon in gleicher Weise in Irland geführt hatten. Am 21. November 1949 wurde das Kloster von Erzbischof Cushing aus Boston eingeweiht, und nur wenige Tage danach, am 8. Dezember zum Fest der Immaculata, fand die erste ewige Profess statt.
Das neue Kloster zog sehr schnell junge Frauen an, die ihr Leben als kontemplative Ordensfrauen führen wollten. So wurde das Kloster bereits nach einem Jahr zur Abtei erhoben. Als John McMahon sah, dass immer mehr Frauen ankamen um zu bleiben, und erkannte, was die Nonnen leisteten, wie sie anpacken konnten und wie sich nicht zu schade waren, auch unangenehme Arbeiten zu erledigen, zeigte er sich sehr großzügig und vermachte der Abtei bis zu seinem Tod 1963 weitere Gebäude mit dem dazugehörigen Land. So gingen mehr als 200 Hektar an die Schwestern über. Unter der Schenkung befand sich auch das Herrenhaus, das später in ein Exerzitienhaus umgewandelt wurde.
So leben also seit 1949 in einer unbedeutenden Gegend Neuenglands, im Nordosten der USA, inmitten eines großen Waldgebietes in Norfolk County, Massachusetts, Trappistinnen, deren einzige Aufgabe darin besteht, siebenmal am Tag und in der Nacht Gott zu loben.
Die Schweigeregeln des Ordens waren in jener Zeit noch äußerst streng, und ein Kontakt mit der Öffentlichkeit war fast nicht vorhanden. Die Schwestern wussten, dass sie nie mehr nach Hause zurückkehren konnten. Wenn die Familie einer Schwester zu Besuch kam, waren sie im Besucherzimmer vom Klausurgitter getrennt. Auch in der Kirche waren die Nonnen durch ein Gitter, das mit einen Vorhang versehen war, für die Gottesdienstbesucher unsichtbar.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und den folgenden Änderungen der Ordensstatuten wurden gravierende Neuerungen eingeführt – äußerlich erkennbar durch das Verschwinden der Gitter und Vorhänge und das weniger strenge Schweigen, das zwar noch immer einen Großteil des Tages beobachtet wird, aber dazu geführt hat, dass die trappistische Zeichensprache fast ganz verschwunden ist. Heute steht es den Schwestern frei, nicht nur Zeitung zu lesen; auch der Zugang zu den modernen Medien ist weitgehend erlaubt. Auch gibt es Möglichkeiten, eigenen Besuch zu empfangen oder die Familie in der Heimat zu besuchen.
In der Abtei Mount St. Mary’s wird, wie in allen Klöstern des Ordens, die Liturgie in der Muttersprache vollzogen. Jedoch wird der gregorianische Choral gepflegt. Auch das äußere Erscheinungsbild der Schwestern ist verändert, seit Ordenshabit und Schleier einen neuen Schnitt erhielten.
In den Anfangsjahren von Mount St. Mary backten die Nonnen Brot und verkauften es an der Pforte. Obwohl die Landwirtschaft längst aufgegeben wurde, waren Schaf- und Viehzucht sowie Feldarbeit in den ersten Jahren noch maßgebliche Faktoren der klösterlichen Handarbeit und dienten dazu, den eigenen Broterwerb sicherzustellen. Im Jahr 1956 begannen die Trappistinnen mit der Herstellung von Süßigkeiten. Die süßen Klosterprodukte fanden schnell per Versandhandel einen guten Absatz.
Nicht nur in der Sorge um die Schöpfung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen wurde die „erneuerbare Energie“ für die Trappistinnen zu einem wichtigen Thema. Seit 2011 werden die Süßwarenproduktionsanlagen und das dazugehörige Verwaltungsgebäude mit der Energie, die durch ein Geothermiesystem gewonnen wird, beheizt und gekühlt. Zwei Jahre zuvor war bereits eine Windkraftanlage errichtet worden, die sowohl die Abteikirche wie einen Teil der Klostergebäude mit Strom versorgt. Auf dem klostereigenen Areal wurden seit 2013 in Zusammenarbeit mit einem Energieunternehmen drei große Solarfelder errichtet, die Strom für die umliegenden Gemeinden produzieren. Zusammen mit der jüngsten Solaranlage auf den Dächern der Abtei wird der gesamte Strombedarf des Klosters selbst erzeugt.
Als seit den späten 40er Jahren bis in die frühen 60er Jahre die amerikanischen Trappistenklöster einen unvorstellbaren Zulauf an Berufungen hatten, waren auch in Mount St. Mary’s Abbey Plätze für Neuankömmlinge rar geworden. Doch bevor die junge Abtei eine erste Gründung wagen konnte, musste sie im Jahr 1955 die irischen Gründerinnen aufgrund einer großen personellen Not in der Gemeinschaft des Gründungsklosters in Glencairn wieder nach Irland zurückkehren lassen.
Endlich, im Jahr 1964, konnte die erste Gründung „Our Lady of the Mississippi“ in Dubuque, Iowa, vollzogen werden. 1972 folgte die „Abtei Santa Rita“ in Sonoita, Arizona, und noch eine dritte Gründung folgte 1987 mit dem Kloster „Unserer Lieben Frau von den Engeln“ in Crozet, Virginia, obwohl die Neueintritte schon sehr spärlich geworden waren.
Als die Abtei ihr 50-jähriges Bestehen feierte, lebten noch über 50 Nonnen in im Kloster. Heute, zum 75-jährigen Bestehen, sind es etwa 40. Zur Nachwuchsgewinnung werden Klosterwochenenden veranstaltet, an denen Frauen für einige Tage den Lebensstil der Nonnen aus nächster Nähe erleben können. Doch werden die meisten Berufungen heutzutage über das Internet gewonnen.
In allen Klöstern, die der Regel des heiligen Benedikt folgen, wird den Äbtissinnen ein hoher Stellenwert zuerkannt. Sie sind nicht nur verantwortlich für das Funktionieren ihrer Abtei; vielmehr prägen sie wie niemand anderes jede einzelne Ordensfrau und den ganzen Konvent.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Die erste Oberin war die irische Schwester Bernard O’Donnell, die nach einem Jahr zur Äbtissin gewählt wurde, aber nur zwei Jahre später starb. Ihr folgte als zweite Äbtissin der jungen Abtei Schwester Angela Norton (1911–1986) aus New York. Sie war zuerst Dominikanerin, ehe sie 1947 in das Kloster „Our Lady of Good Counsel“ eintrat, eine Zisterzienserinnenabtei in Kanada. Seit der Gründung in Wrentham gehörte sie diesem Kloster an. Mutter Angela war durch eine Virusinfektion mehrere Jahre vor ihm Tod lungenkrank. Dennoch blieb sie Äbtissin bis zuletzt, als sie nur noch auf ihrem Krankenzimmer sein konnte. Von hier leitete sie noch die Einkleidung einer Novizin, ehe sie am 24. Januar 1986 starb.
Die dritte Äbtissin war Schwester Agnes Day (1933–2017). Sie wurde in Manila auf den Philippinen geboren. Von 1940 bis 1944 lebte sie bei Verwandten in den Vereinigten Staaten, während ihre Eltern und eine Schwester auf den Philippinen interniert waren. Nach dem Krieg kehrte die Familie auf die Philippinen zurück. Dort konvertierte zuerst ihre Mutter vom Anglikanismus zur katholischen Kirche und zwei Jahre später sie selbst. Im Jahr 1956 trat sie in Wrentham ein. Sie war neun Jahre Priorin, als sie von ihren Mitschwestern zur Äbtissin gewählt wurde. 2008 trat sie von diesem Amt zurück. In den letzten Jahren litt sie an der Alzheimer-Krankheit und an Parkinson. Sie starb 28. Mai 2017.
Schwester Maureen F. McCabe (geboren 1936) wurde ihre Nachfolgerin und damit vierte Äbtissin (2008–2019) von Mount St. Mary’s. Sie stammt aus Atlantic City, New Jersey, und trat nach einem Theologiestudium im Jahr 1972 ins Kloster ein. Über viele Jahre arbeitete sie in der Bäckerei und im Kuhstall, ehe sie Novizenmeisterin wurde.
Die derzeitig amtierende fünfte Äbtissin ist Schwester Sofia Millican. Sie wurde 1982 in Beckenham, Kent (Großbritannien), geboren, trat 2007 in Wrentham ein und legte 2014 die feierliche Profess ab. Zum Zeitpunkt ihrer Wahl war Mutter Sofia Subpriorin der Gemeinschaft.
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