31 Juli, 2019 / 8:00 AM
Über Wesen und Aufgaben des Bischofs dachte der portugiesische Erzbischof Bartholomäus a Martyribus (1514-1590) intensiv nach. Seine tiefen Einsichten lesen wir heute in dem bei EOS erschienen Buch "Stimulus Pastorum. Zur Spiritualität des Hirtenamtes". Dieses Buch des feurigen Redners auf dem Trienter Konzil wurde von Marianne Schlosser herausgegeben, die in ihrem Vorwort feststellt, dass der 2001 seliggesprochene Bischof von Braga "wegen seiner menschlichen und geistlichen Vorzüge die Freundschaft der besten" der Konzilsteilnehmer "wie etwa Karl Borromäus" erworben habe.
Man kann der Professorin für Theologie und Spiritualität an der Universität Wien nicht genug für dieses Buch danken, denn sie reicht den Spiegel, den der selige Bartholomäus a Martyribus seinen Mitbrüdern, den Bischöfen der Zeit des tridentinischen Konzils vorhält, weiter an die Bischöfe unserer Epoche. Doch wollen diese den Blick in diesen Spiegel wagen? Bereits beim Lesen des kurzen Vorwortes vermag es einem den Atem zu verschlagen, wenn Bartholomäus nur die folgenden drei Dinge von einem kirchlichen Oberen verlangt:
"Erstens: Reinheit der Absicht", die darin bestehe, dass der Hirte mehr danach trachten möge, "anderen zu nützen", als ihnen vorzustehen. Er soll nicht seine eigene Ehre und Bequemlichkeit suchen, vielmehr "das Wohlgefallen Gottes und das Heil der Seelen".
"Zweitens: ein heiliger und untadeliger Lebenswandel." Beinahe humorvoll warnt der Autor, dass man jenen, die "von heiligen Dingen" reden, "nicht vorwerfen könne: Arzt, heile dich selbst".
"Drittens: eine aufrichtige, von Herzen kommende Demut." Hier wird daran erinnert, dass die Gefahr besteht, "dass man sich innerlich wegen der eigenen Heiligkeit etwas einbildet" und sich rühmen könnte. Doch dies bedeute, "sich zu Unrecht die Ehre anmaßen, die allein Gott" gebühre. Denn einzig und nur "auf ihn allein muss man sein Vertrauen setzen" und "ganz von ihm abhängig sein" wollen.
In den folgenden zwölf Kapiteln führt Bartholomäus a Martyribus genauer, ja detailliert aus, "welche Eigenschaften Bischöfe und höhere Obere nötig haben, und wie sie ihr Leben gestalten sollen". Im 12. Kapitel, überschrieben mit "Die Tafel des Bischofs", steht zu lesen: "O weh, die Bischöfe unserer Zeit ‚haben sich mit den Heiden vermischt und von deren Werken gelernt, und sie haben deren Götzenbildern gedient‘ […] sie schmausen glänzend Tag für Tag […], sie, denen aus den Gütern der Kirche nur der Lebensunterhalt zusteht". Bartholomäus weist auf drei Seuchen, drei Schlangen hin, die einen Bischof und seine Amtsausübung umzingeln, "die Ehre, das Geld, die Tafel".
Bartholomäus a Martyribus bezieht sich immer wieder auf die Heilige Schrift und auf die katholischen Väter, insbesondere auch den heiligen Bernhard von Clairvaux. Im 5. Kapitel nimmt er wieder Bezug auf den heiligen Zisterzienserabt: "Die Reinheit der Absicht besteht darin, 'einzig Gottes Ehre und das Heil des Volkes zu suchen.'" Es geht hier um Verlässlichkeit und Treue zu den heiligen Entscheidungen. "Nicht was wir tun sollen, sondern warum wir es tun" sei "die letzte Frage in der Gewissensentscheidung". Es geht dabei auch um innere Unabhängigkeit, um die eigene Entscheidung, denn nicht "hinterhältige Zungen" soll der Bischof beachten, sondern "seine eigene Absicht und Einstellung" in den Blick nehmen.
Die Leser dieser Zeilen, auch die Leser des Buches seien – das ist also klar – gewarnt: Man möge sich nicht zurücklehnen und meinen: seht da, so sind sie, die Bischöfe. Vielmehr sollten die Empfehlungen an die Bischöfe uns alle selbst ermahnen, unser Leben neu auszurichten.
"Bei allem Tun und Lassen, ob du etwas erlaubst oder verweigerst, erforsche die Zielrichtung deiner Absicht: ob es wirklich nur Gott ist, weswegen ich z. B. jemanden nicht aufnehme etc. Wenn du erkennst, dass etwas Gott entspricht, dann kümmere dich nicht darum, was andere sagen, sondern geh über all das hinweg, brich (Diskussionen) ab und vertraue Gott."
Bartholomäus a Martyribus, "Stimulus Pastorum - Zur Spiritualität des Hirtenamtes", Hrsg. von Marianne Schlosser, ist im EOS Verlag erschienen und hat 238 Seiten.
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