Quebec, 28 Juli, 2022 / 4:47 PM
Papst Franziskus hat am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in Québec beim dortigen Nationalheiligtum "Sainte Anne de Beaupré" die Heilige Messe gefeiert. Am vorletzten Tag seiner Kanada-Reise rief Franziskus dort in seiner Predigt dazu auf, bei allem Christus in den Mittelpunkt zu stellen, selbst dann, wenn die Kirche "angesichts Skandals des Bösen und der Gewalt von Golgatha verstört und enttäuscht umherzieht".
Der Pontifex war bereits gestern in Quebec eingetroffen und hatte dort in seiner Ansprache vor Vertretern der Zivilgesellschaft vor "ideologischen Kolonialisierungen" gewarnt und dabei die Hilfe der Kirche angeboten "mit ihrer universalen Dimension und ihrer Fürsorge für die Schwächsten, mit ihrem berechtigten Einsatz für das menschliche Leben in jeder Phase, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod" (CNA Deutsch hat berichtet).
Papst Franziskus: Die Kirche ist auf dem Weg nach Emmaus
Papst Franziskus verglich in seiner Predigt den Weg der Kirche mit dem Weg der Emmausjünger. "Auf dem Weg des Lebens und des Glaubens, wenn wir Träume, Pläne, Erwartungen und Hoffnungen unseres Herzens verwirklichen, stoßen wir auch auf unsere Schwächen und unsere Gebrechlichkeit, erleben Niederlagen und Enttäuschungen und bleiben manchmal wie gelähmt, gefangen im Gefühl, versagt zu haben", sagte der Heilige Vater. "Das Evangelium verkündet uns, dass wir gerade in diesem Augenblick nicht allein sind: Der Herr kommt uns entgegen, begleitet uns, geht denselben Weg wie wir mit der Diskretion eines freundlichen Weggefährten, der uns die Augen öffnen und unser Herz wieder zum Brennen bringen will."
Die Erfahrungen des Scheiterns sei auch den Jüngern bekannt gewesen, unterstrich Franziskus. Mit dem Tod Christi am Kreuz seien ihre Erwartungen "ins Leere gelaufen", ihre Träume seien "der Enttäuschung und der Bitterkeit gewichen". Auch heute machen viele Gläubige diese Erfahrung, so der Papst weiter, ja sogar die Kirche selbst. "Obwohl sie die Gemeinschaft des Auferstandenen ist, kann es vorkommen, dass sie angesichts Skandals des Bösen und der Gewalt von Golgatha verstört und enttäuscht umherzieht", sagte Franziskus. Wörtlich fügte er an:
Auch wir, die wir mit dem Skandal des Bösen und dem im Fleisch unserer indigenen Brüder und Schwestern verwundeten Leib Christi konfrontiert werden, haben tiefe Bitterkeit verspürt und die Last des Versagens. Erlaubt mir also, mich geistig mit den vielen Pilgern zu vereinen, die hier die "heilige Stiege" hinaufgehen, die an die Treppe erinnert, die Jesus zum Prätorium des Pilatus hinaufgestiegen ist, und gemeinsam mit euch als Kirche diesen Fragen nachzugehen, die aus einem Herzen voller Trauer aufsteigen: Warum ist das alles geschehen? Wie kann das in der Gemeinschaft derer geschehen, die Jesus nachfolgen?
Rolle der Frauen essentiell für Heilsplan Gottes
Wie die Jünger aus der Emmausgeschichte dürfe nun auch die Kirche nicht der Versuchung erliegen, die Flucht zu ergreifen, "vom Ort des Geschehens wegzulaufen, zu versuchen, sie zu verdrängen, einen 'ruhigen Ort' wie Emmaus zu suchen, um nicht mehr daran zu denken".
Es sei letztlich eine Versuchung des Feindes, so Franziskus, wenn er glauben machen will, dass das Scheitern nun endgültig ist. Der Papst betonte:
Stattdessen zeigt uns das Evangelium, dass gerade in Situationen der Enttäuschung und des Schmerzes, gerade dann, wenn wir wie versteinert die Gewalt des Bösen und die Beschämung der Schuld erfahren, wenn der Fluss unseres Lebens in Sünde und Versagen versiegt, wenn wir von allem entblößt sind und nichts mehr zu haben scheinen, gerade dann kommt der Herr uns entgegen und geht mit uns mit.
Beim Brechen des Brotes in Emmaus habe Christus schließlich bestätigt, was die Jünger bereits von den Frauen als Zeugnis erhalten hatten "und was sie nicht glauben wollten: dass er auferstanden ist", so der Pontifex weiter. "In dieser Basilika, in der wir der Mutter der Jungfrau Maria gedenken und in der sich auch die Krypta befindet, die der Unbefleckten Empfängnis gewidmet ist, können wir nicht umhin, die Rolle hervorzuheben, die Gott den Frauen in seinem Heilsplan zugedacht hat."
Jesus ins Zentrum stellen
"Im Zentrum unserer Fragen, der Kämpfe, die wir in uns austragen, sogar der pastoralen Aktivitäten, dürfen nicht wir selbst und unser Versagen stehen", bekräftigte Papst Franziskus, "wir müssen ihn, den Herrn Jesus, in den Mittelpunkt stellen." Wörtlich ergänzte er:
Ins Zentrum aller Dinge stellen wir sein Wort, das die Geschehnisse erhellt und uns die Augen öffnet, damit wir die wirkmächtige Gegenwart der Liebe Gottes und die Möglichkeit zum Guten auch in scheinbar ausweglosen Situationen sehen; ins Zentrum stellen wir das Brot der Eucharistie, das Jesus heute erneut für uns bricht, um sein Leben mit uns zu teilen, unsere Schwächen anzunehmen, unsere müden Schritte zu stützen und uns Heilung des Herzens zu schenken.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Erst wenn man mit Gott, mit den anderen und mit sich selbst versöhnt sei, könne man auch zu einem Werkzeug "der Versöhnung und des Friedens in der Gesellschaft, in der wir leben, werden", stellte der Heilige Vater abschließend klar.
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