Vatikanstadt, 14 Oktober, 2022 / 1:50 AM
Der italienische Kardinal Angelo Becciu, der im Vatikan wegen Korruption vor Gericht steht, hat kürzlich auf eine Aussage reagiert, er habe angeboten, dem Heiligen Stuhl mehr als eine halbe Million Euro zu erstatten.
Kardinal Becciu war zwischen 2011 und 2018 Substitut des Vatikanischen Staatssekretariats.
Papst Franziskus ernannte ihn 2018 zum Kardinal und zum Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Im September 2020, im Alter von 72 Jahren, trat er von diesem Amt zurück und verzichtete auf seine Kardinalsrechte.
Kardinal Becciu, der sich als "nicht schuldig" bekennt, steht zusammen mit anderen neun Personen wegen Veruntreuung vor Gericht. Von ihm genehmigte Investitionen, vor allem in Zusammenhang mit einer Londoner Luxusimmobilie, haben dem Vatikan einen Verlust von über 100 Millionen eingebracht.
Eine der weiteren Angeklagten ist die Italienerin Cecilia Marogna, die 2015 von Kardinal Becciu eingestellt wurde und beschuldigt wird, Gelder des Staatssekretariats veruntreut zu haben, indem sie angeblich Hunderttausende von Euro vom Vatikan erhalten und diese für Luxusartikel und Urlaub ausgegeben hatte. Marogna bestreitet die Vorwürfe.
Wie Associated Press (AP) und RaiNews berichten, wurde gestern und vorgestern Stefano De Santis, ein Ermittler des vatikanischen Gendarmeriekorps und Zeuge im Prozess, angehört.
Während dieser Anhörung machte Becciu eine spontane Aussage.
Diese Aussage hatte damit zu tun, dass Becciu erklärt hatte, Marogna sei mit Verhandlungen zur Beauftragung einer britischen Sicherheitsfirma betraut worden, die für die Freilassung einer in Mali von Terroristen entführten kolumbianischen Ordensfrau verhandeln sollte.
Am 5. Mai hatte Becciu angegeben, dass Papst Franziskus genehmigt hatte, bis zu einer Million Euro dafür zu verwenden, die Freilassung der Ordensfrau Gloria Narváez zu erreichen, die am 7. Februar 2017 von der Dschamāʿat Nusrat al-Islām wa-l-Muslimīn (zu deutsch "Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime") entführt und am 9. Oktober 2021 freigelassen worden war.
Die Aussage von De Santis
AP berichtet, De Santis habe ausgesagt, das vatikanische Gendarmeriekorps habe über Interpol erfahren, dass ein in Slowenien ansässiges Unternehmen von Marogna in neun Überweisungen insgesamt 575.000 Euro vom Staatssekretariat erhalten habe, und dass dieses Geld für Luxusartikel verwendet wurde.
De Santis informierte darüber, dass er und der Chef des vatikanischen Gendarmeriekorps sich am 3. Oktober mit Becciu auf dessen Wunsch und in dessen Wohnung getroffen hatten. Dabei unterichteten sie Becciu über die Informationen, die sie von Interpol erhalten hatten. Der Kardinal habe sie gebeten, diese Entdeckungen nicht zu melden.
De Santis gab auch an, Becciu sei über die Informationen nicht überrascht und durchaus in Kenntnis darüber gewesen, dass Marogna die Gelder des Staatssekretariats für persönliche Ausgaben verwende.
Laut Angaben von De Santis habe der Kardinal ihnen gesagt, wenn das mit den Überweisungen an Marogna herauskäme, dann würde es großen Schaden für ihn und seine Familie bedeuten.
De Santis berichtete zudem, dass Becciu sogar selbst angeboten habe, das Geld, das Marogna für andere Zwecke als die vorgesehenen ausgegeben hatte, persönlich zu erstatten.
Die Aussage von Kardinal Becciu
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Laut AP stimmte der Kardinal nicht mit dem überein, was De Santis ausgesagt hatte.
Er erinnerte die Richter an das, was er im Mai angegeben hatte: dass die Zahlungen für die Verhandlung zur Freilassung der entführten Ordensschwester mit Papst Franziskus vereinbart worden waren und dass nur er und der Heilige Vater davon wussten.
Becciu erklärte auch, dass nicht er es war, der um das Treffen im Oktober gebeten hatte und dass seine Sorge wegen der Ermittlungen gegen Marogna damit zu tun gehabt hätten, dass er und Papst Franziskus die Verhandlungen zur Freilassung der kolumbianischen Ordensfrau geheimhalten wollte.
Der Prozess, der nach der Sommerpause Ende August wieder aufgenommen wurde, sieht bis zum Jahresende weitere 20 Anhörungen vor.
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